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Digitaler US-Dollar: Fed-Vize sieht Risiken fürs Finanzsystem

Nachvollziehbarer sind da schon seine Argumente gegen eine Zentralbank, die im Zuge der Einführung einer plattformgebundenen digitalen Währung auch direkt Konten für Privat- und Geschäftskunden unterhält und direkt Kredite an diese vergibt. Quarles sieht hier zu Recht eine übermäßige Zentralisierung und die Gefahr eines Kreditmonopols.

Aus Sicht der Banken, die er beaufsichtigt, würden die Zentralbanken zu einem übermächtigen Wettbewerber auf wichtigen Geschäftsfeldern mutieren. Die Zahlungsströme der Kunden könnten zentral überwacht und die Kreditvergabe zentral gesteuert und entschieden werden – zum Beispiel nach ideologischen Kriterien (Thema grüne Kreditpolitik).

Dann könnte es schnell passieren, dass Projekte, die nicht den Kriterien einer ideologisch geprägten Geldpolitik entsprechen, nicht finanziert werden oder nur zu deutlich schlechteren Konditionen. Sollte sich der politische Trend zur Bevormundung und de-Demokratisierung verstärken, könnten über zentrale Digitalkonten sehr leicht ganze Existenzen aus politischen Motiven gefährdet werden. Dies spricht Quarles zwar nicht ausdrücklich aus, aber das wären denkbare Folgen einer Zentralbank, die quasi als Superzentralbank fungiert und wesentliche Aufgaben des privaten Bankensektors mit übernimmt.

Quarles sagt zu dieser Problematik wörtlich: „Eine Vereinbarung, bei der die Fed Geschäftsbanken als dominierenden Geldgeber für die breite Öffentlichkeit ersetzt, könnte die Verfügbarkeit von Krediten einschränken, die Wirtschaft grundlegend verändern und die Öffentlichkeit einer Vielzahl unerwarteter und unerwünschter Folgen aussetzen“.

Zwar hat die Fed, ebenso wie andere bedeutende Zentral- und Notenbanken angekündigt, in den nächsten Monaten ein Arbeitspapier zur digitalen Währung zu veröffentlichen, Quarles ist aber der Meinung, dass die Fed nicht ohne Gesetzgebung des US-Kongresses eine digitale Währung einführen könne.

Allerdings ist die überwiegende Mehrheit der Demokraten für die Einführung einer solchen Währung, die besonders unter der wachsenden Zahl der Anhänger der Modern Monetary Theorie (MMT) beliebt ist.

Steht der US-Dollar als Weltleitwährung zur Disposition?

In den USA ist derzeit die Angst groß, das Weltwährungsprivileg des US-Dollars einzubüßen. Dank dieses Privilegs ist es den Amerikanern möglich, so viele US-Dollar zu drucken, wie zur Deckung der heimischen Bedürfnisse benötigt werden und diese Fiat-Dollars dann am Weltmarkt gegen sämtliche benötigte Waren, Güter und Dienstleistungen einzutauschen. Das ist vergleichbar einem Mafiaboss, der alle von ihm Abhängigen und von ihm kontrollierten Personen und Geschäfte dazu nötigt, selbstgemalte Zettel als einzig gültiges Zahlungsmittel zu akzeptieren. Dazu braucht es natürlich auch eines Gewaltmonopols, über das die USA global aber nicht mehr verfügen.

Da China sich anschickt, seine Finanzmärkte massiv auszubauen und militärisch den USA im Ernstfall zumindest nicht unterlegen ist, wächst die Furcht vor Konkurrenz bei der globalen Reserve- und Handelswährung. Auf bilateraler Ebene ersetzt der Yuan den US-Dollar bereits in vielen Fällen im Außenhandel.

Die Bemühungen Chinas, einen digitalen Yuan einzuführen, sind bereits weit vorangeschritten.

Quarles ist aber der Meinung, dass die Angst vor dem digitalen Yuan übertrieben sei und sagte:

„Es erscheint unwahrscheinlich, dass der Status des Dollars als globale Reservewährung oder die Rolle des Dollars als dominierende Währung bei internationalen Finanztransaktionen durch eine ausländische digitale Zentralbankwährung gefährdet wird“.

Das sieht aber weder die Mehrheit im US-Kongress noch die Mehrheit seiner Fed-Kollegen so.

Quarles argumentiert, dass der US-Dollar gegenüber dem Yuan klare Vorteile hätte, zu denen auch die Eigentumssicherheit, die Rechtsstaatlichkeit und die Tiefe der Finanzmärkte in den USA gehören.

Fazit und Ausblick

Gleichwohl ist die Ideologie hinter der MMT als ultimatives Massenkontrollinstrument beim Establishment überall auf der Welt bereits so weit verbreitet und so tief verankert, dass Meinungen wie die von Randal Quarles bereits jetzt in den Entscheidungsgremien nicht mehrheitsfähig sind.
Es ist daher eher wahrscheinlich, dass der digitale US-Dollar tatsächlich kommt.

Die etwas anachronistische Haltung Quarles zu den dezentralen Kryptowährungen spiegeln hingegen perfekt die Mainstream-Meinung amtierender Zentral- und Notenbanker wider, die Kryptos nicht einmal als Währungen akzeptieren, obwohl diese sowohl als Transaktionsmedium als auch als Wertaufbewahrungsmedium funktionieren und zudem nicht beliebig inflationierbar sind. Aus Sicht eines Wirtschaftssubjektes haben Bitcoin & Co. daher bei allen Nachteilen, wie z. B. den hohen Wertschwankungen, auch klare Vorteile. Der größten Vorteile sind neben dem Inflationsschutz die relativ hohe Diskretion sowie der Datenschutz bei Transaktionen.

Im Zeitverlauf steigt die Wahrscheinlichkeit, dass es sowohl einen digitalen Yuan als auch einen digitalen US-Dollar, Euro, Yen, Pfund, Franken etc. geben wird. Dafür sorgen allein schon der Wettbewerbsdruck und die klaren Vorteile der dezentralen digitalen Währungen und Zahlungssysteme.



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1 Kommentar

  1. Hmm…ist das heute besser mit der gesteuerten Kreditvergabe ? Heute Entscheiden die Geldhäuser wer Kredit bekommt, da geben Sie einen veurteilten Kriminellen Namens Wang Mrd in den A….während dem der Häuslebauer nicht Kreditwürdig ist….

    Gerade die Erfahrung als Investmentbanker & Regulator führt wohl zu einer verzogenen Wahrnehmung zu gunsten seiner Goldmann Kollege….schliesslich bräuchten wir ja dann gar keine Banken mehr…die wir eigentlich schon lange nicht mehr brauchen..

    Genau wie Versicherungen verabschiedet bzw hat sich längst von seine eigentlichen Daseinsberechtigung abgekoppelt

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