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Digitales Zentralbankgeld: Bundesbank-Chef Jens Weidmann über die Gefahren

Digitales Zentralbankgeld ist eines der Themen der Zukunft. Neben dem Umstellen von Barzahlungen auf Zahlungen per Smartphone sind Kryptowährungen die Grundlage für weitere Diskussionen über Zahlungsmittel der Zukunft. Denn kommen immer mehr Menschen auf die Idee über diese digitalen privaten Alternativen zu gehen, werden sie quasi zu einer Art Konkurrenz für die staatlichen Monopole für Geld? Deswegen machen sich beispielsweise die Schweden konkreter Gedanken über Digitales Zentralbankgeld. Bundesbank-Chef Jens Weidmann hat in einer aktuellen Rede sehr wichtige Probleme angesprochen, die durch die Einführung von Digitalwährungen durch Notenbanken entstehen können. Aber vorher möchten wir auf das Beispiel Schweden eingehen, welches auch Jens Weidmann in seiner Rede erwähnt hat. Er mahnt zur Vorsicht, denn Zitat:

Vergleichsweise intensiv befasst sich Schweden mit dem Thema, weil dort die Verwendung von Bargeld rapide abgenommen hat.[4] Gemäß Angaben der Riksbank zahlten 2018 nur 13 % aller Befragten ihre Käufe in bar, 2010 waren es noch 39 % gewesen. Das belegt, dass die Bargeldnutzung ab einem bestimmten Punkt deutlich schneller abnimmt, was mit schwindenden Netzwerkeffekten erklärt werden kann. Das „e-krona“-Projekt der schwedischen Notenbank zielt darauf ab zu prüfen, ob eine digitale Bezahlalternative in sicherem Zentralbankgeld für Nichtbanken verfügbar gemacht werden kann. Auf den Einsatz der Distributed Ledger-Technologie soll dabei aufgrund mangelnder Leistungsfähigkeit vorerst verzichtet werden. Die Riksbank hat noch nicht entschieden, ob die e-krona eingeführt werden soll oder nicht. Als nächsten Schritt empfiehlt der im Oktober vergangenen Jahres veröffentlichte zweite Projektbericht unter anderem ein Pilotprogramm, um etwaige technische Lösungen zu entwickeln. Die Einführung digitalen Zentralbankgeldes sollte auf jeden Fall wohlüberlegt sein. Die Achtlosigkeit des Epimetheus und der Pandora mahnt uns, vorsichtig zu sein.

Jens Weidmann sieht (vereinfacht ausgedrückt) das private Bankensystem in Gefahr, falls digitales Zentralbankgeld eingeführt werden sollte. Hier seine wichtigsten Worte zu dem Thema im Wortlaut:

Digitales Zentralbankgeld für einen breiten Nutzerkreis hätte – je nach Ausgestaltung – möglicherweise gravierende Auswirkungen: Erstens auf das Bankensystem, denn digitales Zentralbankgeld für jedermann könnte die Geschäftsmodelle von Banken und die Intermediation auf Finanzmärkten grundlegend verändern. Zweitens könnte die Nachfrage nach digitalem Zentralbankgeld größer oder volatiler sein als jene nach Bargeld mit entsprechenden Effekten auf die Bilanz der Notenbank. Und drittens wäre die Finanzstabilität im Krisenfall womöglich stärker gefährdet als heute, da mit digitalem Zentralbankgeld eine zusätzliche, sehr liquide und sichere Anlagealternative bestünde. Deshalb könnten sowohl „Flucht in Sicherheit“ im Allgemeinen als auch ein digitaler Bank Run im Speziellen schneller und in größerem Umfang ablaufen als in der Vergangenheit.

Die von ihm genannten Gründe sind verdammt gute Gründe, aus Sicht der Privatbanken doch lieber auf dieses neue Vehikel zu verzichten. Dann rennen die (nervigen?) Bürger nämlich im Krisenfall mit dem Geld zur Zentralbank, und die die privaten Banken brechen zusammen, weil ihnen die Einlagen fehlen. Und letztlich muss die Zentralbank sie dann stützen.

Kryptowährungen

Auch über Kryptowährungen hat Jens Weidmann heute gesprochen. Eine echte Alternative zum aktuellen Geldsystem seien sie nicht wirklich. Und er nennt auch konkrete Gründe für diese Aussage. Zitat auszugsweise:

Die zentralen Funktionen des Geldes in einer Volkswirtschaft erfüllen sie jedenfalls nicht. Denn angesichts der Kursausschläge eignen sich Krypto-Token wohl weder zur verlässlichen Wertaufbewahrung noch als Recheneinheit. Und auch als Tauschmittel kommen sie nur selten zum Einsatz, weil die Kosten der Transaktionen häufig hoch sind und die Abwicklung vergleichsweise viel Zeit in Anspruch nimmt. Ein Faktor ist der große Energiebedarf: Unserer Schätzung nach verbrauchte eine Bitcoin-Transaktion Anfang vergangenen Jahres mehr als 400.000-mal so viel Strom wie eine normale Überweisung. Laut einer im Januar 2019 veröffentlichten Studie der BIZ sieht von 63 befragten Zentralbanken keine einzige in ihrem Land eine signifikante Nutzung von Krypto-Token. Nach wie vor interessant ist aber die den Token zugrunde liegende Distributed Ledger-Technologie.

Jens Weidmann spricht über Digitales Zentralbankgeld
Dr. Jens Weidmann. Foto: Chatham House – Uploaded by Magnus Manske CC BY 2.0



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