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Digitales Zentralbankgeld: Zentralbank und Banken in der Schweiz treiben das Thema weiter voran

Digitales Zentralbankgeld ist eines der Zukunftsthemen im Finanzsektor. Kritiker sehen auf lange Sicht eine Abschaffung des Bargels, und damit eine völlige Abhängigkeit des Bürgers vom digitalen Finanzsystem. Gibt es deftige Negativzinsen auf Kontoguthaben, wohin sollte der Bürger dann mit seinem Geld flüchten, wenn man sein Geld nicht mehr in bar abheben kann? Aber diese Horrorvorstellung ist natürlich ein Szenario, das noch (!) weit entfernt von der Realität ist. Klar ist, dass Notenbanken weltweit dabei sind zu testen, in wieweit digitales Zentralbankgeld sicher genutzt werden kann.

Schweizerische Nationalbank meldet Fortschritt für digitales Zentralbankgeld

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) meldet aktuell einen weiteren Fortschritt für digitales Zentralbankgeld in der Schweiz, auch wenn man betont, dass dieses derzeitige „Experiment“ rein exploratorischer Natur sei, und nicht als Hinweis interpretiert werden dürfe, dass eine Ausgabe von digitalem Zentralbankgeld tatsächlich geplant ist. Aber mal ehrlich: Die Tendenz geht klar in diese Richtung, wenn man die folgenden Aussagen der SNB liest.

An dem Projekt mit dem Namen „Helvetia“ sind beteiligt die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), die Schweizerische Nationalbank (SNB) und SIX (der wichtigste Anbieter von Finanzinfrastrukturdienstleistungen in der Schweiz), an dem auch fünf Geschäftsbanken – Citi, Credit Suisse, Goldman Sachs, Hypothekarbank Lenzburg und die UBS beteiligt waren. Das Projekt blickt laut SNB auf eine Zukunft mit vermehrt tokenisierten Vermögenswerten (FMW: Unter anderem auch Digitales Zentralbankgeld), die auf der Distributed-Ledger-Technologie (DLT) basieren und mit heutigen Systemen koexistieren.

Die Integration von digitalem Zentralbankgeld für Finanzinstitute (Wholesale CBDC) in bestehende Kernbankensysteme ist laut SNB ein komplexes Vorhaben, und es sei eine entscheidende Voraussetzung für die Emission. Phase II des Projekts Helvetia habe erfolgreich gezeigt, dass eine solche Integration operationell möglich ist. Die Ausgabe von Wholesale CBDC auf einer DLT-basierten Plattform, die einem Unternehmen des Privatsektors gehört und von diesem betrieben wird, wäre nach Schweizer Recht möglich.

Gemäss internationalen Regulierungsstandards sollten die Betreiber von systemisch bedeutsamen Infrastrukturen laut SNB Zahlungen in Zentralbankgeld abwickeln, soweit dies praktikabel und möglich ist. Noch seien zwar keine der bestehenden DLT-basierten Plattformen systemisch, dies könne sich aber in Zukunft ändern. Auch könne es dazu kommen, dass Zentralbanken die Umsetzung der Geldpolitik auf tokenisierte Vermögenswerte ausweiten müssten.

Das Experiment der Wholesale CBDC wurde im vierten Quartal 2021 durchgeführt. Untersucht wurde laut SNB dabei die Abwicklung von Interbank-, geldpolitischen und grenzüberschreitenden Transaktionen auf den Testsystemen von SIX Digital Exchange (SDX), des Schweizer Echtzeit-Bruttoabwicklungssystems SIX Interbank Clearing (SIC) und der Kernbankensysteme. Man habe damit gezeigt, dass Innovationen genutzt werden können, um die besten Elemente des gegenwärtigen Finanzsystems – darunter die Abwicklung in Zentralbankgeld – zu bewahren und gleichzeitig potenziell neue Vorteile zu erschliessen, so ein Vertreter des BIS Innovation Hub. Wenn sich die DLT etabliert, werde dies wichtiger denn je.

Damit Zentralbanken ihren Auftrag zur Gewährleistung der Währungs- und Finanzstabilität erfüllen können, müssten sie mit dem technologischen Wandel Schritt halten. Das Projekt Helvetia sei ein hervorragendes Beispiel dafür, wie dies erreicht werden kann. Die SNB sagt sie habe vertiefte Erkenntnisse darüber gewonnen, wie sich die Sicherheit von Zentralbankgeld auf Märkte für tokenisierte Vermögenswerte ausweiten lässt.



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