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Disruption, Deflation durch KI führen zu neuer globalen Wirtschaftsordnung

Technologie und Politik im Strukturbruch

KI Deflation Disruption
Foto: Artcookstudio - Freepik.com

Was aussieht wie das Ende des Hypes um KI, ist tatsächlich der Beginn einer globalen Neuordnung. Die technologischen Entwicklungen wie z.B. photonische Chips, KI-Skalierung über Cloud und strategische Zugriffsrechte auf Plattformen wie ChatGPT verändern nicht nur Märkte, sondern die Spielregeln wirtschaftlicher und politischer Macht.

1. Der Schein trügt: Der Rückgang bei Rechenzentren ist kein Anzeichen für das Ende des KI-Hypes – ganz im Gegenteil

Weniger Neubauten bei Rechenzentren, Kursverluste bei Tech-Giganten, nachlassende Investitionsdynamik – wer dieser Tage auf die Schlagzeilen blickt, könnte den Eindruck gewinnen, der KI-Boom sei am Ende angekommen. Doch dieser Eindruck ist nicht nur falsch – er ist gefährlich. Denn er führt in Unternehmen, bei Investoren und in der Politik zu strategisch falschen Entscheidungen.

Tatsächlich stehen wir am Beginn einer neuen Phase technologischer Disruption. Der Treiber dieser Entwicklung liegt nicht in geopolitischen Zöllen oder Marktzyklen. Er liegt an den radikalen Innovationen auf der Software- Hardware-Ebene – allen voran: photonischen Chips.

1.1 Innovationswellen ohne Pause – warum alte Modelle nicht mehr greifen

Traditionell verlaufen technologische Innovationen in Zyklen: Eine neue Technologie wird eingeführt, diffundiert in den Markt, ersetzt nach und nach die alte – bis zur nächsten Welle. Doch dieses Modell greift heute nicht mehr.

Wir erleben derzeit das, was man als überlappende Innovationszyklen bezeichnen, muss: Während photonische Chips in ersten Anwendungen zur Verfügung gestellt werden, stehen neuromorphe Chips, In-Memory-Architekturen und Quanten-inspirierte Designs bereits in den Startlöchern. Sie kommen nicht nacheinander, sondern gleichzeitig – mit jeweils eigenen Vorteilen, Zielmärkten und Reifegraden. Für Unternehmen bedeutet das: Investitionsentscheidungen treffen auf eine permanente Ungewissheit über die Lebensdauer und auch über das jeweilige Substitutionspotential der jeweiligen Technologie.

1.2 Die Cloud: Vom Engpass zur Skalierungsmaschine

Hinzu kommt: Was früher technologische Exklusivität war, ist heute Commodity. Dank globaler Cloud-Infrastrukturen stehen spezialisierte Hardwarelösungen in Echtzeit zur Verfügung. Der Zugang zu Rechenleistung ist nicht mehr auf den Besitz eigener Serverparks angewiesen, sondern kann flexibel, effizient und anwendungsnah skaliert werden.

Dieser Wandel verschiebt die Wettbewerbsvorteile. Nicht wer der beste Rechner besitzt, sondern wer die effizientesten Algorithmen und Modelle nutzt – und sie strategisch skalieren kann –, setzt sich durch. Der Chip wird austauschbar, die Geschwindigkeit der Implementierung zur neuen Währung.

1.3 Cloud-Zugang schlägt Chipherstellung: Eine neue Logik der Machtverteilung

In der bisherigen Technologiegeschichte galt: Wer die Infrastruktur besitzt, dominiert den Markt. Doch mit dem Aufstieg globaler Cloud-Plattformen hat sich dieser Zusammenhang aufgelöst. Rechenleistung ist heute kein physischer Besitz mehr, sondern ein digitaler Zugriffspunkt.

Das bedeutet konkret: Länder, Unternehmen oder Regionen müssen nicht mehr zwingend eigene Hochleistungschips entwickeln oder produzieren. Sie brauchen Zugriff – nicht Ownership. Wer KI-Anwendungen wie ChatGPT, Claude oder Copilot in Echtzeit nutzen kann, verfügt über produktive Vorteile – unabhängig vom Ort, an dem die Rechenprozesse stattfinden.

Diese Entwicklung ist besonders relevant für Länder des „Globalen Südens“, und den BRICS-Staaten. Die Möglichkeit, KI-Anwendungen als Dienstleistung zu beziehen, eröffnet einen schnellen Einstieg in datengetriebene Geschäftsmodelle – ohne eigene Chipfertigung oder proprietäre Softwareentwicklung. Das ist nicht nur eine technische Abkürzung – es ist eine ökonomische Abkürzung zur nächsten Stufe der Wertschöpfung. Der „Globale Süden“ überspringt eine IT-Generation.

1.4 Das Zoll-Thema ist zeitlich – die kommende Deflation, ausgelöst durch die KI, jedoch nicht

Viele Beobachter führen die Kursverluste der sogenannten „Magnificent Seven“ auf geopolitische Spannungen und Zollmaßnahmen zurück. Diese Erklärung ist zu kurz gedacht – und sie lenkt vom eigentlichen Geschehen ab: Die Märkte preisen derzeit den technologischen Strukturwandel ein. Während die Zolldiskussion den Charakter einer rein taktischen Diskussion hat, sind die Auswirkungen der KI-Innovationen hochgradig strategischer Natur. Dies nicht erkannt zu haben, zeigt, wie klein- oder auch engförmig förmig heute gedacht wird.

So sind Photonische Chips leistungsfähiger, energieeffizienter und deutlich kostengünstiger als herkömmliche Hochleistungschips. Ihre zunehmende Verfügbarkeit wird mittelfristig zu einem Preisverfall bei klassischen Chips führen – und damit auch zu einer Entwertung jener Unternehmen, deren Geschäftsmodell genau darauf basiert. Der Markt reagiert nicht auf politische Schlagzeilen – sondern auf technologische Obsoleszenz. Die weltweit erzielten Skalen- und Erfahrungseffekte führen zu immer preisgünstigem und zugleich leistungsfähigerem Chip.

Dass nahezu weltweit gleichzeitig mit hoher Geschwindigkeit auf dem identischen Technologiefeld gearbeitet wird, dürfte neu sein. Dies nicht erkannt zu haben, bzw. zu negieren, kann nur mit politischer Arroganz erklärt werden. Die Zölle sind ein sehr zeitlich begrenztes Thema. Selbst wenn es dadurch sogenannte Kollateralschäden geben würde, sind diese zum Vergleich der Disruption, des weltweiten Strukturwandels durch die KI-Anwendungen unbedeutend.

1.5 Deflation als Folge von Effizienz – nicht von Krise

Dieser Wandel hat eine Konsequenz, die bisher kaum thematisiert wird: technologieinduzierte Deflation. Sie unterscheidet sich fundamental von nachfrageseitiger Deflation, wie man sie aus wirtschaftlichen Krisen kennt. Hier sinken die Preise nicht, weil der Markt zusammenbricht, sondern weil Technologien exponentiell günstiger werden.

Deshalb ist die hier beschriebene „Deflation“ ist nicht im klassischen volkswirtschaftlichen Sinn einer Nachfrageschwäche zu verstehen, sondern als Folge technologischer Effizienzgewinne: Ein strukturell sinkendes Preisniveau durch exponentielle Innovation.

Photonische Chips verbrauchen weniger Energie, benötigen weniger Rohstoffe und lassen sich automatisiert herstellen. Gleichzeitig ermöglichen sie massive Produktivitätsgewinne. Das Resultat: Rechenleistung wird billiger – bei gleichzeitig wachsender Nachfrage.
Für Volkswirtschaften eröffnet sich dadurch eine neue Perspektive: Wachstum ohne Inflation, Fortschritt ohne Ressourcenverbrauch – sofern man diese Deflation strategisch versteht und aktiv gestaltet.

Allerdings bringt der kommende Strukturwandel enorme Vorteile für den „Globale Süden“.

1.6 KI führt zu einer „Information-Demokratie“ – weltweit

Was in fast allen Debatten fehlt, ist die geopolitische Dimension. Die neue Technologie wird für Alle identisch sein. Das jüngste Beispiel ist das Smartphone. Sie hatten eine Telefongeneration überschritten. Nur so waren die Farben-Revolutionen organisatorisch machbar.

Hingegen wird die technologische Umsetzung nicht weltweit identisch verlaufen können. Da es gegensätzliche Vorsetzungen hierfür gibt. Die Machtverhältnisse werden sich verschieben.

Der Westen wird in eine Phase einer grundlegenden Strukturveränderung einmünden. Viele Fertigkeiten und somit Berufe werden disruptiert. Grundlegende neue Geschäftsmodelle werden sich erst mit einem Zeitverzug entwickeln.

Der „Globale Süden“ wird der Gewinner sein: Sie überspringen wieder eine Technologie-Generation – das massenhafte Programmieren. Dies wird durch die KI-Anwendungen, wie z.B. ChatGPT durchgeführt. Zusätzlich ist die Cloud ist Treiber einer schnellen Skalierung,

Die aktuelle Innovationsdynamik, die wir noch der „Vor-KI-Zeit“ zuordnen, wird nun zunehmend durch die KI ersetzt. Die USA profitieren noch vom Plattformvorsprung (Amazon, Google, Microsoft), doch erste Anzeichen strategischer Sättigung sind erkennbar. Die Innovationsdynamik verlagert sich. China hat durch staatlich orchestrierte Programme wie „Made in China 2025“ eine eigene Innovations- und Produktionskette aufgebaut. Was „Skalierung“ betrifft, dürften sie heute führend sein.

Indien ist als aufstrebender Schlüsselakteur zu identifizieren. Sie entwickeln die Chips nicht, sie wenden sie intensiv an. Sie lösen damit eine völlig neue Art der Diffusion von neuen Technologien aus. Europa besitzt Know-how in Nischen (Photonik, Maschinenbau), muss aber die industrielle Umsetzung und Skalierung dringend stärken. Zudem wird sie weltweit am stärksten an der technologieinduzierten Stagflation leiden. Das nicht zu erkennen, ist einfach bitter. MENA* & ASEAN**-Staaten sind unterschätzte Regionen. Sie haben niedrige Energiekosten, junge Talentpool, hohe Investitionsbereitschaft. Also ideale Bedingungen für KI-getriebene technologisch Wachstumsmodelle. Gerade Deutschland sollte dies nachdenklich stimmen.

2.0 Wir erleben einen Strukturbruch

Was wir beobachten, ist kein Rückgang – es ist eine Neuordnung. Technologien verändern sich nicht langsam, sondern explosionsartig. Wer das alte Tempo zugrunde legt, wird überrollt. Wer heute auf das „Ende des KI-Hypes“ setzt, unterschätzt die Innovationskraft – und die deflationäre Kraft, die davon ausgeht.

Die wahre Herausforderung für Entscheider liegt nicht darin, auf die nächste große Technologie zu setzen, sondern darin, die bestehenden Strukturen radikal neu zu denken. Denn die Spielregeln haben sich geändert – und das Spielfeld gleich mit.

2.1 Die Rolle von China: Von der Hardwaremacht zur Plattformnation?

Interessant ist, dass auch China – trotz enormer Investitionen in eigene Chipproduktion – zunehmend auf die Verbreitung anwendungsorientierter KI-Technologien setzt. Insbesondere im Bereich sogenannter LI-Systeme („Local Intelligence“) werden KI-Lösungen entwickelt, die nicht global skaliert werden müssen, sondern auf bestimmte urbane, industrielle oder regionale Kontexte zugeschnitten sind.

Die Kombination aus lokaler KI-Anwendung und cloudbasierter Infrastruktur könnte für China ein strategisches Exportmodell werden – insbesondere für andere BRICS- oder Schwellenländer, die ähnliche Strukturen oder Governance-Systeme aufweisen. Damit würde sich die technologische Souveränität nicht durch Chipbesitz, sondern durch Anwendungskontrolle definieren.

2.2 Fallbeispiel Indien: KI-Skalierung ohne Infrastruktur

Indien zeigt exemplarisch, wie dieser Weg aussehen kann. Das Land besitzt keine weltweit führende Chipproduktion – wohl aber eine wachsende digitale Bevölkerung, starke Cloud-Partnerschaften und ein ambitioniertes E-Governance-Programm. KI-Anwendungen im Gesundheitswesen, in der Landwirtschaft und im Finanzwesen werden heute bereits über cloudbasierte Plattformen angeboten – oft mit staatlicher Unterstützung.

Die Folge: Indien wird zum Power User von KI, ohne eigene KI-Infrastruktur besitzen zu müssen. Entscheidend ist nicht die Entwicklung, sondern die adäquate Integration in bestehende Prozesse. Und genau darin liegt ein machtpolitischer Hebel: Wer die Anwendungen kontrolliert, prägt die Gesellschaft – nicht zwingend der, der den Prozessor konstruiert hat.

Auch hier versagt der Westen kläglich.

2.3 Deflation trifft Finanzmärkte – und verändert Strategien

Diese Entwicklung hat auch massive Auswirkungen auf die Finanzmärkte. Denn technologische Deflation ist kein abstraktes Phänomen – sie schlägt sich in Margen, Bewertungen und Renditeerwartungen nieder. Klassische Kennzahlen wie Preis-Umsatz-Verhältnis, Cost-per-Compute oder Return on Investment müssen neu gedacht werden, wenn Rechenleistung zur Commodity wird.

Unternehmen, die auf alte Margenmodelle setzen, geraten unter Druck. Gleichzeitig eröffnen sich neue Bewertungslogiken, etwa für Anbieter von KI-gestützter Prozessautomatisierung, datenintensiven Geschäftsmodellen oder AI-as-a-Service-Plattformen. Die Frage lautet künftig nicht mehr: „Wie groß ist dein Markt?“ – sondern: „Wie skalierbar ist deine Anwendung?“

3.0 Strategischer Ausblick für Entscheider: Was jetzt zu tun ist

Die strategische Dimension dieser Entwicklung darf nicht unterschätzt werden. Für Entscheider in Wirtschaft, Politik und Verbänden ergeben sich daraus konkrete Handlungsfelder:

1. Technologiekompetenz erweitern: Nicht jedes Unternehmen muss eigene KI entwickeln – aber jedes muss verstehen, wie KI ihre Prozesse verändert.
2. Cloud-Partnerschaften stärken: Wer nicht selbst skaliert, muss Zugang sichern – vertraglich, technisch, strategisch.
3. Regionale Stärken identifizieren: Infrastrukturen, Energiekosten, Bildung – viele Regionen bieten ideale Voraussetzungen für datengetriebene Innovation.
4. Deflation nicht fürchten, sondern nutzen: Sinkende Kosten können Produktivitätsvorteile bringen – wenn man sie strategisch einsetzt.
5. Technologiepolitik differenzieren: Nicht Chipbesitz zählt – sondern Zugang, Skalierbarkeit und gesellschaftliche Einbettung.
6. Technologiepolitik differenzieren: Nicht Chipbesitz zählt – sondern Zugang,

3.1 Skalierbarkeit und gesellschaftliche Einbettung

Die nächste Phase der KI-Revolution wird nicht von denen gewonnen, die die schnellsten Chips bauen – sondern von denen, die die relevantesten Anwendungen weltweit nutzbar machen.

Photonische Chips, überlappende Innovationszyklen und eine deflationäre Kostenstruktur markieren keinen Endpunkt – sondern den Start eines neuen digitalen Betriebssystems der Weltwirtschaft. Wer heute mit Zugang, Anpassung und Anwendung strategisch agiert, gestaltet die Zukunft – unabhängig davon, ob der Rechenprozess im eigenen Land stattfindet oder nicht.

Cloud-Zugänge entwickeln sich zunehmend zu einem machtpolitischen Instrument. Wer heute als Land oder Region den privilegierten Zugang zu den führenden KI-Plattformen besitzt – etwa zu Modellen wie ChatGPT, Claude oder Gemini –, verfügt über einen strukturellen Vorteil in Bildung, Verwaltung, Wirtschaft und Sicherheitsarchitektur. Umgekehrt gilt: Wer von diesen Zugängen ausgeschlossen wird, fällt zurück. Der internationale Wettbewerb um Zugriffsrechte auf leistungsstarke Foundation Models könnte sich künftig zu einem diplomatischen Thema ersten Ranges entwickeln – vergleichbar mit Energie- oder Handelsabkommen.

Für Unternehmen bedeutet technologische Deflation, dass bisher funktionierende Geschäftsmodelle unter Druck geraten. Preissetzungsstrategien verlieren an Wirkung, wenn Rechenleistung kaum noch Kostenfaktor ist. Das zwingt viele Organisationen dazu, ihre Wertschöpfung neu zu definieren – etwa durch höhere Individualisierung, bessere Datenintegration oder neue Erlösmodelle (z. B. Subscriptions, AI-as-a-Service).

Auch die Personalplanung ändert sich: Klassische IT-Infrastrukturteams werden weniger gebraucht, dafür steigen die Anforderungen an KI-nahe Anwendungsentwicklung und Governance.

Gerade der Mittelstand steht jetzt vor einer richtungsweisenden Frage: Geht er in die strategische Anwendung von KI – oder bleibt er bei punktuellen Experimenten? Wer die Potenziale nutzt, kann etwa über cloudbasierte Sprachmodelle in Kundenservice, Produktkonfiguration oder Prozessoptimierung einsteigen – ohne große Vorabinvestitionen. Entscheidend ist, dass der Mittelstand KI nicht als abstrakte Zukunftstechnologie begreift, sondern als Werkzeug, das heute einsatzfähig, sicher skalierbar und wirtschaftlich relevant ist.

3.2 Implikationen für die deutsche und europäische Politik

Die aktuelle Politik in Deutschland und Europa zeigt deutliche Schwächen im Umgang mit der technologischen Disruption durch KI. Vieles deutet darauf hin, dass zentrale Entscheidungsinstanzen die Wirkungslogik dieser neuen Systeme noch nicht vollständig erfassen. Dabei entwickelt sich die KI – bildlich gesprochen – entlang ihrer eigenen Logik: unabhängig davon, ob politische Rahmenbedingungen hinterherkommen oder nicht.

Die aktuelle Politik zeigt uns deutlich auf, dass zumindest die Entscheider in Deutschland „KI“ überhaupt noch begriffen haben. Die KI entwickelt sich eigenständig. Total losgelöst von der Politik. Bildlich gesprochen: Technik bahnt sich seinen Weg, ob es Politik passt oder nicht. Wir erleben aktuell einen Kontigent-übergreifende Wettlauf sowohl auf der Grundlagenebene als auch auf der Anwendungsebene, was die KI betrifft.

Die Politik muss erkennen und akzeptieren, dass sie maximal die gesellschaftlichen Auswirklungen der KI begleiten kann.

3.3Europa muss Technologie als geopolitischen Faktor neu denken

Die disruptive Entwicklung im Bereich photonischer Chips, KI-Infrastruktur und Cloud-Skalierung erfordert eine geopolitische Neuverortung der Technologiepolitik. Rechenleistung und KI-Zugang sind strategische Ressourcen. Europa muss in der Lage sein, digitale Souveränität durch infrastrukturelle Partnerschaften, offene Standards und eigene Referenzsysteme zu sichern.

3.4 Von Anwendung zu Souveränität: Warum Europa strategisch handeln muss

Deutschland braucht keine KI-Chips – sondern KI-Anwendungen für den Mittelstand
Anstelle von Hardware-Subventionen sollte Deutschland den Zugang zu leistungsfähigen KI-Anwendungen fördern. Der Fokus muss auf skalierbaren Lösungen für die industrielle Praxis liegen – insbesondere im Mittelstand. Hier liegen die größten Transformationspotenziale und Innovationskraftreserven. Dies gilt auch für die Öffentliche Verwaltung

3.5 Deflation politisch verstehen – statt sie mit alten Modellen zu bekämpfen

Die technologische Deflation ist kein Zeichen von Krisenanfälligkeit, sondern von Effizienz. Sie erfordert eine neue wirtschaftspolitische Bewertung: Förderung datenbasierter Geschäftsmodelle, Anreize für skalierbare Nutzung statt Hardwarebesitz, und flexible Rahmenbedingungen für Innovation.

3.6 Europäische Geopolitik: Technologie als Verhandlungsmasse etablieren

Europa muss sich als aktiver Akteur im globalen KI-Spiel positionieren – mit strategischen Partnerschaften (z. B. mit Indien oder ASEAN), interoperablen Standards und ethisch fundierten Angeboten. Foundation Models, Datenräume und Recheninfrastruktur dürfen kein rein amerikanisch-chinesisches Duopol bleiben.

Die deutsche und europäische Politik steht vor einer Richtungsentscheidung: Will sie den digitalen Strukturbruch mitgestalten – oder sich auf Standardsetzung und Regulierung beschränken? Wer Zugang, Anwendung und Datenfluss strategisch denkt, gestaltet Zukunft – wer zögert, verliert Handlungshoheit.

Wer Zugang zu Rechenleistung, Datenströmen und KI-Anwendungen sichert, gestaltet die Zukunft. Wer das nicht erkennt, wird gestaltet.

4. Schlussfazit: Technologie und Politik im Strukturbruch

Die Analyse zeigt klar: Wir erleben keinen konjunkturellen Rückgang, sondern eine strukturelle Transformation – getrieben durch photonische Chips, überlappende Innovationszyklen und deflationäre Effizienz. Diese Dynamik verändert nicht nur Märkte, sondern auch Machtverhältnisse.

Gleichzeitig steht die Politik – in Deutschland wie in Europa – vor der Herausforderung, diese technologischen Entwicklungen nicht nur zu begleiten, sondern aktiv zu gestalten. Es geht nicht mehr um Besitz, sondern um Zugang. Nicht mehr um Regulierung allein, sondern um strategische Steuerung.

Nur wer heute Zugang, Anwendung und gesellschaftliche Integration strategisch denkt, wird morgen wirtschaftlich und politisch souverän handeln können. Die Zukunft gehört denen, die verstehen: Technologie ist kein Sektor – sie ist das neue Betriebssystem der Weltordnung.

Ulrich Manz war über 25 Jahren Professor für Betriebswirtschaftslehre an verschiedenen Hochschulen. Er warMitglied des wissenschaftlichen Beirats von eCl@ss und Verfasser von mehreren Fachartikeln z. B. über Stammdatenmanagement und begleitetzahlreichePraxisprojekte sowohl in kleineren als auch in großen Unternehmen. Er ist Gründer der IFCC GmbH. Nach demGenerationswechsel ist hieraus „entitys.io“ geworden. Heute ist esein Cloud-PIM-Software-Unternehmen, mit Konzentration auf dieSteuerung von Produktdaten. Der KI-Anteil nimmt auch hier rasant zu.



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3 Kommentare

  1. gemach, gemach, schaut man auf ihren photonischen Vermerk, des Lichtchips, aber ohne Salz, das einen zu einen Bericht der T. Schau bringt. Es dauert noch, aber wie schnell die Zeit vergeht, Schwub ist schon Ostern 2030. Hat man was verschlafen? Nein meine Küchenhilfe ist ein KH Robota 8000 und wir fachsimpeln über eine neue Kreation, Erbsenmapf mit Backerbsen, eine trockene Angelegenheit. Alles kann ich mit meinen KH machen und alles mit Stimme. Einkauf, Auskauf, Personenzahl, IDEEN und Halt alles. Bis er mal ABGESTÜRZT ist.
    Also die Treppe runter………

  2. Und das gerade in Deutschland mit Flatterstrom und Großverbraucher, die ihre Produktion und ihre Betriebsbereitschaft daran ausrichten müssen, ob gerade, je nach Wetterlage genügend Strom im Netz ist?

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  3. Wenn ich Indien und KI lese, denke ich daran, welche technologischen Möglichkeiten sich mit KI beim Internetbetrug auftun. Gerade die Möglichkeit zur Stimmenmanipulation dürfte gut dafür geeignet sein ein wesentliches Problem zu beheben. In Zukunft wird dann der Akzent stimmen.

    Hierzulande ist der Enkeltrick das bevorzugte Manöver. Hier kann KI auch helfen, wenn man zuvor eine Stimmenprobe des richtigen Enkels bekommen konnte. Ähnliche Methoden sind der falsche Chef, der einen Mitarbeiter anweist Geld zu überweisen.

    Weitere Großmächte des Betrugs, wie Russland und Nordkorea dürften auch bald die Vorteile der KI für sich erschließen und das alles ohne eigene KI-Hardware zu haben. Ein echter Fortschritt der Menschheit!!

    Die EU will jetzt ja mehrere Mega-KI-Fabriken bauen. Wahrscheinlich damit mehr Bürokratie auf diese Weise organisiert werden kann. Ich meine, wer arbeitet sich durch alle diese Berge an Informationen, die angefordert werden? Nur die KI wird das noch können.

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