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Dividenden: Die neuen Zinsen? Nicht so in der Coronakrise

Die Dividenden schrumpfen und es ist ein kleiner, aber erkennbarer Zinsanstieg bei Anleihen erkennbar. Nachhaltig?

Wie sieht es eigentlich aus mit den Divideden in der Coronakrise? Dividenden sind für Aktien ein starkes Kaufargument gewesen – sie waren und sind vor allem ein Ersatz für die nicht mehr vorhandenen Zinsen.

Es war auch ein jahrelanges Werbeargument der Finanzbranche: die Werbung für Dividendenfonds (Aristokraten), die bei immer fallenden Zinsen scheinbar immer attraktiver wurden. Dabei ist der Vorteil dividendenstarker Titel schon Jahre nicht mehr gegeben, schließlich gab die Wachstumsstrategie von dividendenschwachen Titeln wie Amazon, Microsoft und Co (FAANG) schon lange den Ton an. Jetzt scheint sich ein kleiner weiterer Wandel zu vollziehen. Die Dividenden schrumpfen und es ist ein kleiner, aber erkennbarer Zinsanstieg bei Anleihen erkennbar. Nachhaltig?

Die Bazooka der Notenbanken

Die Pandemie um Covid-19 hat zu einer Geldflut ohnegleichen geführt. Zur Stützung der Konjunktur werden Billionen Dollar aufgewendet, die Zinsen extrem niedrig gehalten und erstmals sogar Anleihen von taumelnden Firmen gekauft. Aber wird das reichen, können die Notenbanken ohne Extremkonsequenzen auch für den Aufkauf von Firmenbonds genug Geld drucken? Trotz der Notenbank-Bazookas ist so etwas wie ein zarter Anstieg der Zinsen auf den Anleihemärkten zu verzeichnen.

Kürzungen der Dividenden

Die Coronakrise hinterlässt ihre Spuren. Auch wenn die Aktienkurse schon eine bessere Zukunft einrechnen, haben die Unternehmen mit der Gegenwart alle Hände voll zu tun – sprich Kosten reduzieren, restrukturieren und in vielen Fällen sogar auf Staatshilfe hoffen. Dass man damit eine großzügige Politik der Dividenden nicht mehr aufrechterhalten kann, ist leicht nachzuvollziehen.

Bei Europas Großkonzernen bedeutet dies: Ein Viertel der Unternehmen werden die Dividendenzahlung für dieses Jahr empfindlich kürzen oder ganz aussetzen. Für Deutschland sind dies die DAX-Konzerne Lufthansa, Adidas, MTU und die Deutsche Bank mit Aussetzung, Kürzungen sind bisher für Allianz, BMW, Continental, Covestro, Daimler, Deutsche Telekom und Infineon vorgesehen.

Anstieg der Zinsen bei einigen Firmenbonds

Bei der Aufnahme neuer Unternehmensanleihen müssen sich die Unternehmen anscheinend wieder etwas großzügiger verhalten. Bei der Flut an Neuemissionen seit März gibt es in Teilbereichen wieder etwas an Zinskupons, obwohl sich an der Zinssituation als Ganzes nicht viel geändert hat. Muss man den Investoren aufgrund der Rezession und der Emissionsflut etwas mehr Rendite bieten?

Bei Siemens sind es noch magere 0,25 Prozent (2 Jahre) beziehungsweise 0,375 Prozent (6 Jahre), bei Daimler allerdings schon zwei Prozent (6 Jahre). Heidelberg Cement bot schon 2,5 Prozent (4 Jahre) und Vw 3,375 Prozent (8 Jahre). Alles noch keine hohen Kupons, aber bis vor Kurzem konnte man sich noch als starker Konzern billigst verschulden. Werden Anleihen damit wieder attraktiver gegenüber Aktien? Vielleicht ein bisschen, denn die Zinskupons werden jährlich ausgezahlt, während man bei Aktien und den Dividenden jedes Jahr nicht so sicher sein kann.

Anstieg der Renditen bei Staatsanleihen: Konkurrenz für Dividenden?

Auch wenn die europäische Zentralbank immer wieder betont, durch ihre Aufkäufe von Staatsanleihen die Inflationsrate in Richtung des Inflationsziels von 2 Prozent bewegen zu wollen, ist es vorrangiges Ziel die Zinsen so zu senken, dass die Staaten ihre Schulden in der Coronakrise bezahlen können. (Die verpönte Staatsfinanzierung zum Erhalt der Eurozone). Was wir aber derzeit erkennen, ist eine Explosion der Staatsschulden infolge der Coronakrise und eine ausgeweitete Übernahme dieser Schulden durch die Notenbanken.

Dennoch ist allein auf Sicht von drei Wochen die Rendite der 10-jährigen deutschen Staatsanleihen von minus 0,56 Prozent auf minus 0,28 Prozent gestiegen.

In den USA im gleichen Zeitraum die 10-jährige US-Treasury von 0,60 Prozent auf 0,894 Prozent. Obwohl die Notenbanken ganz stark am Markt als Käufer auftraten. Treten Anleiherenditen wieder an die Stelle von Dividenden?

Fazit

Es ist natürlich nur ein kleiner Anstieg der Zinsen – und müsste sich erst einmal verstetigen. Aber er erinnert an den Jahrzehnte alten Wettstreit um Rendite zwischen Aktien (mit ihren Dividenden) und Anleihen. Die Notenbanken werden zwangsläufig auf Jahre hinaus die Zinsen zum Schutz der Staaten tief halten müssen – und auch versuchen die Kapitalmarktzinsen unten zu halten. Ob ihnen dies bei steigender Inflation und der großen Schuldenlast weiter gelingt? In den letzten Jahrzehnten waren stets steigende Renditen am Anleihemarkt mit ein Hauptgrund für Korrekturen am Aktienmarkt. Wie erwähnt, die Notenbanken werden alles versuchen, um einen substanziellen Anstieg der Zinsen zu verhindern. Was bei den Leitzinsen einfacher sein dürfte, als bei den Zinsen am Kapitalmarkt. Die Notenbanken können nicht alles aufkaufen.

In der Coronakrise werden deutlich weniger Dividenden ausbezahlt



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2 Kommentare

  1. Weshalb sollen Notenbanken nicht alles aufkaufen können? Sicher nicht direkt, aber jedermann weiss doch, dass dies nur eine juristische Farce ist indem die Strohmannfunktion durch die Banken wahrgenommen wird. Was soll sonst die Liquiditätsformel bedeuten in der die Banken Gelder aus heisser Luft zur Weitergabe via Anleihen und anschliessender Absicherung mit wiederum genau dieser Anleihe bei den Notenbanken für neues Geld – sogar mit Bonusprozenten bei Rückzahlungen.

  2. Guter Artikel, ich habe schon öfter geschrieben,dass TINA wackelt. Es gibt weniger oder keine Dividende u.wenn die Kurse ausgereizt sind nur noch sehr hohe Kursrisiken.

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