Krypto-Währungen

Dogecoin & Co.: Gelddruckorgie führt zu absurder Kapitalverschwendung

Vor allem Musks scheinheilige Kritik an Bitcoin und sein ständiges Umschwenken zwischen dem Hochjubeln und Schlechtmachen von Kryptowährungen und sogar der Aktie seines eigenen Unternehmens Tesla erzeugt enormen Widerspruch bis hin zu sehr emotionalen Ressentiments. Die gegen Musk gerichteten Protest-Coins taugen aber weder als Transaktionswährung noch als Wertaufbewahrungsmittel, also den beiden wesentlichen Merkmalen echten Geldes. Vielmehr drücken sie Emotionen aus oder stehen als Symbol für eine Mission.

Bei der erst am 16. Mai erschaffenen Kryptowährung STOPELEON haben sich die Macher die Absetzung Musks als CEO von Tesla auf die Fahnen geschrieben. Ihm soll jegliche Kontrolle über das Unternehmen entzogen werden. Dazu wurde die Emission von einer Milliarde Münzen geplant. Warum nicht gleich eine Billion oder eine Fantastilliarde? Immerhin ist anders als bei Dogecoin eine hohe Reduktionsrate bei der Geldschöpfung eingebaut und sechs Prozent der Transaktionsgebühren sollen an die Halter der Währung zurückfließen. Doch die Mission scheint unrealistisch, denn es müssten ca. 80 Prozent der Tesla-Aktionäre einer Entmachtung von Elon Musk zustimmen.

Stopelon Chart

Die aktuell hochschlagende Welle der Kritik gegen Elon Musk hat eine ganze Reihe von Alt-Coin-Projekten hervorgebracht. Die Bekannteste und „erfolgreichste“ ist der F*** Elon Musk Token. Die Mission der Macher hinter der Wut-Währung mit dem in den Medien unaussprechlichen Namen haben das verrückte Ziel, den Preis der Kryptowährung bis auf das Niveau der Tesla-Aktie zu heben. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg: Aktuell notiert F***ELON bei 0,00001005 US-Dollar pro digitaler Münze. Die Aktie von Tesla notiert hingegen bei rund 568 US-Dollar.
Nüchtern betrachtet sind Kryptowährungen wie STOPELON, F***ELON und ihre Pendants nicht mehr als ein digitales Ablassventil für aufgestaute Wut gegen einen streitbaren Unternehmer und Innovationstreiber.

Investments verkommen zu Modeerscheinungen

Konnte man bei Investments in Aktien wie GameStop, die durch Internetforen wie reddit gepusht wurden, noch von einem Momentum-Play im Zuge einer durch Schwarmattacken ausgelösten Shortsqueeze sprechen, sind digitale Spaß-Coins nur eine andere Art mit Kapital Roulette zu spielen. Fraglich ist gleichwohl, ob dabei nur überschüssiges „Spielgeld“ investiert wird oder ob nicht wie bei GameStop ganze Existenzen auf dem Spiel stehen? Das gefährliche an dieser Entwicklung ist, dass Börsendebütanten in Online-Foren und sozialen Netzwerken suggeriert wird, dass Geldverdienen leicht ist, wenn man sein Kapital auf irgendeinen angesagten Modetrend setzt, oft ohne jegliche wirtschaftliche Perspektive. Das kann eine Weile gut gehen, bis das Pyramidenspiel crasht. Schadenersatz oder Mitleid können die selbst ernannten Börsengenies dann aber nicht erwarten.

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Fazit Ausblick

Wir werden aktuell Zeugen einer historischen Fehlallokation von Kapital an den Finanzmärkten. Ausgelöst durch Helikoptergeld, Anlagenotstand und eine ganze Herde unerfahrener Marktakteure. Sie werden gemäß dem Altmeister André Kostolany eine harte Lektion lernen müssen: „Gewinne an der Börse sind wie Schmerzensgeld. Erst kommen die Schmerzen und dann das Geld“. Letzteres gleichwohl nur dann, wenn man bereit ist, aus seinen Fehlern zu lernen und sich mit der komplexen Materie ernsthaft auseinanderzusetzen. In einigen Jahren wird man kopfschüttelnd auf die mittlerweile unzähligen Manien an den Finanzmärkten zurückblicken. Geld wird dann wahrscheinlich wieder rar sein, spätestens, wenn die diversen analogen und digitalen Fiat-Währungen durch zügelloses Vermehren ihrer Kaufkraft beraubt und kollabiert sind. Bis dahin darf man gespannt sein, welche Blüten die liquiditätsgetriebene Zockerei noch treiben wird. Gut zu wissen, dass es neben Spiel-Investments noch solche gibt, die Unternehmen aus der Realwirtschaft bei der Kapitalbeschaffung helfen oder Investoren bei der Absicherung ihres Vermögens dienen.



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