Devisen

Dollar aktuell zu teuer – auch für die USA

„Der Dollar ist unsere Währung, aber Euer Problem“ sagte Nixons Finanzminister John Connally 1971, nachdem der Dollar vom Gold abgekoppelt wurde

„Der Dollar ist unsere Währung, aber Euer Problem“ sagte Nixons Finanzminister John Connally 1971, nachdem der Dollar vom Gold abgekoppelt wurde und in den Keller ging. Heute ist die Stärke des Dollars das Problem.

U.S. Dollar Stärke verursacht diverse Probleme

Trotz des Handelskriegs und der Wachstumsabkühlung auch in den USA ist der U.S. Dollar bärenstark gegenüber den Währungen der Handelspartner. Gegenüber Euro beträgt die Kaufkraftparität aktuell ca. 1,38 EUR/US$. Der offizielle Wechselkurs steht aktuell aber bei 1,097 EUR/US$. Damit ist der Dollar gegenüber Euro um ca. 20 Prozent zu teuer – volkswirtschaftlich eine gigantische Dimension.

Die Ursachen für die Dollarstärke sind vielfältig. Zum einen bietet der Dollar als einzige Hauptwährung überhaupt noch eine wahrnehmbare positive Verzinsung. Dies lockt Devisenspekulanten an, sogenannte Carry-Trader, die sich niedrigverzinste Währungen leihen und dann mit hohem Kredithebel auf das eigene Kapital die höheren Zinsen im U.S. Dollar nutzen. Dabei treibt die spekulative Nachfrage zusätzlich den Kurs der Zielwährung nach oben.

Ein weiteres Problem ist die in den Schwellenländern um sich greifende Schuldenkrise. Diese erzeugt steigender Risikoaversion und führt zu Fluchtbewegungen aus den Schwellenländer-Währungen in den vermeintlich sicheren Hafen Dollar.

Diese Flucht-Dollars werden aber zur Refinanzierung der Schulden in den Emerging-Markets eigentlich dringend benötigt, sodass dort akute Dollarknappheit entsteht, die zu einer Dollar-Panik auszuufern droht, welche aktuell in Argentinien bereits zu beobachten ist.

Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel (BIZ) hatte bereits vor über einem Jahr vor diesem gefährlichen Problem gewarnt. Seit 2007 hatten sich die in U.S. Dollar denominierten Verbindlichkeiten der Emerging Markets auf 3,7 Billionen Dollar verdoppelt. Die Wachstumsrate lag dabei im vergangenen Jahr bei 9 Prozent.

Doch auch im Heimatland des Dollars bring die Stärke der Weltleitwährung Probleme mit sich. Für Touristen und Unternehmen gleichermaßen sind die USA teuer geworden. Ob Arbeitskräfte, Dienstleistungen, Konsum- oder Investitionsgüter: Made in Amerika wird trotz Steuerreform immer teurer. Diese Entwicklung konterkariert auch die Bemühungen des U.S. Präsidenten Donald Trump, Arbeitsplätze und Produktion in die USA zurück zu verlagern, weshalb der Handelskrieg bislang auch nicht die gewünschten Effekte erzielt. Das dürfte auch erklären, warum Trump mit heftigen Twitter-Tiraden die Fed unter Druck setzt, etwas gegen die Dollar-Stärke zu unternehmen.

Handelsgewichteter U.S. Dollar Index:

Lösung nach Schweizer Modell?

Eigentlich ist das U.S. Finanzministerium für Währungsangelegenheiten und damit den Außenwert des Dollars zuständig. Doch wenn man in der Praxis den mächtigen Kräften des Devisenmarktes etwas entgegensetzen möchte, braucht man enorme Feuerkraft: Der globale Devisenhandel weist ein tägliches Handelsvolumen von im Schnitt ca. 6 Billionen US Dollar auf (ca. 5,45 Billionen Euro). Davon entfallen ca. 40 Prozent auf Transaktionen, bei denen der Dollar involviert ist. Der Devisenmarkt ist damit der größte Finanzmarkt der Welt. Um hier nachhaltig Einfluss zu nehmen, braucht es schon das Geldschöpfungsprivileg der Notenbanken (digitale Notenpresse).

Die Schwächung der eigenen Währung ist für eine Zentralbank theoretisch kein Problem, da sie anders als bei der Unterstützung der eigenen Währung keine Fremdwährungsreserven benötigt, sondern in beliebiger Höhe das eigene Geld produzieren und andere Währungen mit dem „frisch gedruckten“ Geld aufkaufen kann. Durch ein dauerhaft signifikant erhöhtes Angebot der eigenen Währung am Markt wird deren Wert gemindert.

Da der Devisenmarkt zudem sehr zinssensibel ist, kann man auch über Zinsdifferenzen zu anderen Devisen die eigene Währung schwächen. Aus diesem Grund hat z. B. die Schweizerische Nationalbank (SNB) ihren Leitzins von 2,75 Prozent im Jahr 2007 um 350 Basispunkte auf aktuell minus 0,75 Prozent gesenkt. Damit eröffnete sie für Spekulanten einen attraktiven Carry-Trade, bei dem sich die Marktakteure Schweizer Franken leihen und z. B. US Dollar kaufen. Da der Dollar immer noch eine positive Verzinsung in Höhe von 2,25 Prozent aufweist bedeutet dieser Carry-Trade einen Zinsgewinn von 300 Basispunkten.

Damit sind die Schweizer Weltmeister in Sachen Währungsmanipulation. Durch ihre kombinierte Politik aus Dauerinterventionen am Devisenmarkt plus Negativzinsen ist es ihnen gelungen, den Aufwertungsdruck des Franken gegenüber Euro deutlich zu mindern und den Franken gegenüber U.S. Dollar sogar abzuwerten. Mit den erworbenen Fremdwährungen kauft die SNB rund um die Welt Aktien, Anleihen und sogar Gold und ist dadurch in den letzten Jahren zu einem der größten Multi-Asset-Funds der Welt mutiert.

Doch die Schweizer sind bei weitem nicht die einzigen, die mittels Zentralbank den Außenwert ihrer Währung herabsetzen. Auch große Vertreter der Zunft, wie z. B. die Bank of Japan, die EZB oder die Peoples Bank of China betreiben direkt oder indirekt Währungsmanagement. Damit wird aber auch schon die Nebenwirkung dieser Lösung klar: Wenn jetzt auch noch die Fed beginnt, den eigenen Währungskurs durch massive Zinssenkungen und Geldmengenausweitung zu manipulieren, beschleunigt sich der globale Abwertungswettlauf in einer Art Todesspirale und führt vollends zu einem globalen Währungskrieg.

Fazit

Die Dollar-Stärke verursacht diverse Probleme: Auf Ebene der Schwellenländer kommt es zu einer Rückkopplung und Verschärfung der Schuldenkrise und zusätzlich zu einer Währungskrise. Der US-Arbeitsmarkt wird teurer und die Auslandsgewinne der U.S. Konzernen sinken. Für Touristen werden die USA zur Luxusdestination.

Solange niemand aktiv den Dollar durch geeignete Maßnahmen abwertet, verschärfen sich sowohl der Aufwärtsdruck als auch die daraus resultierenden Probleme weiter. Der Druck auf die Fed steigt, die Zinsen zu senken und den Dollarwert durch quantitative Maßnahmen (Geldmengenausweitung) herabzusetzen. Tut sie dies nicht, eskaliert die globale Schuldenkrise weiter. Selbst eine Lösung im Handelskrieg würde hier nicht helfen, weil dieser erstens nicht Ursache der Dollar-Schuldenkrise ist und zweitens eine Lösung im Handelskrieg sogar den USA kurzfristig nützen und damit den Dollar noch weiter stärken würde.



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3 Kommentare

  1. Aus der Sicht eines Schweizers klingt es gerade zu Sureal das es Dollarstärke gibt, da der Dollar seit 50 Jahren gegen den Franken abwertet. Er war einst 4.50 und jetzt nicht mal mehr 1….auch vor 15 Jahren waren es noch 1.7

    Korrigieren muss ich meines Wissens hat die SNB kein Gold gekauft die Bestände sind seit Jahren konstant bei 1094 Tonnen.

    Anzumerken ist den auch das die SNB neben den tiefstem Zinsen pro Kopf die höchste notenbank Bilanz hat ob dieses Experiment gut gehen wird oder ob der Franken dereinst vom Euro mit in den Abgrund gerissen wird muss sich zeigen, die SNB als Notenbank organisiert wäre zu mindest Konkurs wenn Ihre Euro Devisenreserven wertlos werden….

    Aber kann eine Notenbank Konkurs gehen?!?

  2. @ Bretton Wood, keine Angst, das Risiko ist ,dass die Notenbank bei einem Riesen Anlagevolumen u.sehr kleinem Eigenkapital absichern muss, u.keine Baisse ausstehen kann.Das heisst wenn eines ihrer Anlageprodukte sei es Euro oder Aktien oder Bonds eine grössere Korrektur macht ,werden diese Absicherungen die Baisse verstärken. Dies gilt übrigens auch für alle andern gehebelten Anleger.
    Darum hat man im Dez. 2018 an einer kritischen Marke auch auf Teufel komm raus die Baisse stoppen müssen.Eine Baisse ausstehen kann nur wer fast kein FK hat u.bereit ist 30 bis 50% zu verlieren.
    Wegen den sehr kurzen Baissen der letzten Jahre hat das bis jetzt oft gut geklappt u.wird von vielen Gurus
    auch empfohlen.Wie wir aus einem heutigen Beitrag sehen ,hat es in den 70 er Jahren auch schon andere
    Zeiten gegeben.

  3. Schon amüsant, wie nun über die Dollarstärke geschrirben wird, wo doch seit vielen, vielen Jahren in den einschlägigen Foren das Ende, der totale Kolalps des USD prognostiziert wird.

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