Der Wahlsieg von Donald Trump hat US-Aktien, den US-Dollar und die US-Renditen in die Höhe getrieben. All diese Vermögenswerte waren Teil des sogenannten Trump-Trades. Doch nun hat der designierte US-Präsident eine wohlüberlegte Entscheidung getroffen, die den Dollar auf Talfahrt schickt. Die Wahl von Scott Bessent zum neuen US-Finanzminister am Wochenende führte zu Beginn der neuen Woche zu einer weltweiten Erholung der Währungen gegenüber dem Dollar, da die Märkte die Trump-Politik nun als weniger radikal einschätzen.
Dollar und Renditen fallen
Wie Bloomberg berichtet, fiel ein Indikator für die US-Währung am Montag um 0,6% und verzeichnete damit den größten Rückgang seit zwei Wochen, wobei der Yen und der Euro zu den Hauptwährungen gehörten, die davon profitierten. Der koreanische Won und die osteuropäischen Währungen führten die Schwellenmarktwährungen an, die einen Teil ihrer Verluste nach dem Wahlsieg von Donald Trump wieder wettmachen konnten. Auch die viel beachtete 10-jährige Rendite auf US-Staatsanleihen sank zeitweise um 2 % auf 4,33 %. Trotz des Rückgangs der Renditen und der Dollar-Schwäche fiel auch der Goldpreis deutlich zurück, eigentlich kommt dies dem zinslosen Gold zugute.
Diese Bewegungen unterstreichen die Erleichterung der Händler über die Wahl von Bessent, einem Wall-Street-Veteranen, dessen vorsichtige Herangehensweise Trumps „America First“-Politik einen Teil ihres Stachels nehmen könnte. Bessent sprach sich für ein schrittweises Vorgehen bei der Einführung von Handelsbeschränkungen aus und zeigte sich offen für Verhandlungen über die genaue Höhe der Zölle.
Die Markteinschätzung, dass Bessent ein Kandidat aus „sicheren Händen“ sei, könnte zu einer Erleichterung bei US-Treasuries führen, da die Märkte das Risiko eines unorthodoxeren und weniger qualifizierten Kandidaten ausgepreisn, schrieb Stephen Spratt, Stratege bei der Société Générale in Hongkong, in einer Notiz für Kunden. Bessents Ansicht, dass die Zölle schrittweise eingeführt werden sollten und dass die derzeit diskutierten Zölle „maximalistische“ Positionen seien – was bedeute, dass sie niedriger ausgehandelt werden könnten – sollte den asiatischen Währungen helfen, so Spratt.
Trump-Politik weniger radikal?
US-Treasuries legten im frühen Handel über die gesamte Kurve zu, während die Rendite der 10-jährigen Benchmarkanleihe um 5 Basispunkte auf 4,38 % fiel, den niedrigsten Stand seit einer Woche. Dies trug auch dazu bei, dass die Rallye des Dollars an Schwung verlor. Die Währung verzeichnete am Freitag den längsten Wochenanstieg seit mehr als einem Jahr und drückte den Euro auf ein Zweijahrestief und den Schweizer Franken auf den schwächsten Stand seit Juli.
Von Bloomberg befragte Marktteilnehmer gehen davon aus, dass der Hedgefondsmanager Scott Bessents nach seiner Nominierung einen graduelleren und moderateren Ansatz bei den Zöllen verfolgen und versuchen wird, das ausufernde Haushaltsdefizit einzudämmen. Dies ist ein positives Zeichen für die US-Wirtschaft und die Märkte, könnte aber auch einige Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen von Trumps Rückkehr auf die Volkswirtschaften und Währungen anderer Länder zerstreuen.
Bessent, der noch vom US-Senat bestätigt werden muss, bevor er sein Amt antreten kann, setzte sich gegen andere prominente Kandidaten durch, darunter der ehemalige Notenbankchef Kevin Warsh und der Co-Vorsitzende von Trumps Übergangsregierung, Howard Lutnick, der von Elon Musk unterstützt wurde. Seine Nominierung steht im Gegensatz zu Trumps Wahl einer Reihe unorthodoxer Kandidaten und absoluter Loyalisten für andere Schlüsselpositionen, darunter Robert F. Kennedy Jr. als Gesundheitsminister und Matt Gaetz als Justizminister, obwohl Letzterer später zurücktrat.
Märkte preisen Risiken aus
Die Ernennung von Bessent „baut auf dem sich abzeichnenden Narrativ auf, dass die Risiken einer radikalen Abkehr von Trumps Politik überbewertet wurden“, sagte Richard Franulovich, Leiter der Devisenstrategie bei Westpac Banking Corp. „Das Scheitern von Trumps Kandidat für das Amt des Generalstaatsanwalts und die Wahl von John Thune zum Vorsitzenden des Senats – der nicht die erste Wahl von Trump war – verstärken die Botschaft, dass Kontrollen und Ausgewogenheit Trumps radikale politische Vorschläge mäßigen können.
Dennoch ist es unwahrscheinlich, dass der Dollar seine Aufwertung der letzten acht Wochen vollständig wieder abgeben wird. Händler haben die Erwartungen an eine Lockerung der Geldpolitik der US-Notenbank Fed im Jahr 2025 zurückgeschraubt, da sie befürchten, dass sich die Inflation in einer robusten US-Wirtschaft beschleunigen könnte. Daten der Commodity Futures Trading Commission zeigen, dass spekulative Händler ihre Wetten auf einen Anstieg des Dollars in der Woche zum 19. November auf das optimistischste Niveau seit Ende Juni erhöht haben.
„Die aktuelle Reaktion könnte zu einer kurzfristigen Korrektur des US-Dollars führen, wenn die US-Renditen fallen“, sagte Felix Ryan, Analyst bei der ANZ Banking Group in Sydney. „Letztendlich sehen wir jedoch die fundamentale Dynamik – ein solides US-Wachstum im Gegensatz zu einem schwächeren Wachstum in der EU und weltweit, wie die PMI-Daten für November am Freitag gezeigt haben – als Argument für einen gut gestützten US-Dollar.
FMW/Bloomberg
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