Als Donald Trump vor Wochen das schlimmste Zoll-Chaos verursachte und parallel Fed-Chef Powell massiv beleidigte, verkauften internationale Anleger US-Anlageklassen und flohen auch aus dem Dollar. Zuletzt beruhigte sich die Lage. Aber kann es noch viel schlimmer kommen als im April? Der US-Währung droht eine Verkaufslawine von 2,5 Billionen Dollar, da asiatische Länder ihre Bestände der globalen Reservewährung abbauen. Diese Warnung gibt laut Bloomberg der Ökonom Stephen Jen. Er wurde durch seine vor zwei Jahrzehnten entwickelte Dollar-Smile-Theorie bekannt, wonach der Greenback an Wert gewinnt, wenn die amerikanische Wirtschaft entweder stark wächst oder einen tiefen Einbruch erlebt.
Asiatische Exporteure und Investoren dürften in den vergangenen Jahren einen “extrem großen” Dollar-Berg angehäuft und so den Handelsüberschuss der Region mit den USA vergrößert haben, schrieben Jen und Joana Freire von Eurizon SLJ Capital am Mittwoch in einer Analyse. Angesichts der Verschärfung von Donald Trumps Handelskrieg könnten einige asiatische Investoren nun große Teile ihrer Gelder zurückholen oder ihre Absicherung gegen einen schwächelnden Dollar verstärken. Dies könnte einen Exodus aus der Reservewährung auslösen.
“Wir vermuten, dass diese Dollar-Anhäufungen durch asiatische Exporteure und institutionelle Anleger extrem groß sein könnten – möglicherweise in der Größenordnung von rund 2,5 Billionen Dollar – und ein starkes Abwärtsrisiko für die US-Währung gegenüber diesen asiatischen Währungen darstellen”, schrieben Jen und Freire.
Trumps Veränderung der globalen Handelsordnung gefährdet die langfristige Anziehungskraft der Währung, da sie Investoren veranlasst, ihre auf einen US-Exzeptionalismus ausgerichteten Strategien zu überdenken. Ein übergroßer Sprung im Taiwan-Dollar am Montag verstärkte die Spekulationen, dass Politiker in Asien im Rahmen ihrer Bemühungen um ein Handelsabkommen mit den USA bereit sein könnten, ihre Währungen gegenüber dem Greenback aufzuwerten.
Der Bloomberg Dollar Index ist seit seinem Höchststand im Februar um etwa 8% gefallen, während alle asiatischen Währungen im letzten Monat gegenüber dem Dollar an Stärke gewonnen haben. Im August hatte Jen gesagt, dass über 1 Billion USD nach China zurückfließen könnten, wenn Unternehmen aus der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt bei Zinsssenkungen der US-Notenbank Dollar-Vermögenswerte abstoßen.
Abflüsse aus dem Dollar in Billionen-Volumen könnten durch Dollar-Positionen beschleunigt werden, die nicht gegen Devisenschwankungen abgesichert sind, warnt Jen mit Blick auf asiatische Länder mit hohen Außenhandelsüberschüssen. Dazu gehören neben China und Taiwan auch Malaysia und Vietnam. Es gebe ein “erhebliches Ungleichgewicht auf der Welt, das die US-Währung in eine anfällige Lage bringt”, schrieb Jen im jüngsten Bericht.
FMW/Bloomberg
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„Wir vermuten, dass diese Dollar-Anhäufungen durch asiatische Exporteure und institutionelle Anleger extrem groß sein könnten – möglicherweise in der Größenordnung von rund 2,5 Billionen Dollar…“
Das ist bekannt. Der Grund dafür, eine der Maßnahme zur Vermeidung der Aufwertung der eigenen Währung zu sein, auch. Warum dies sich jetzt ändern soll, wäre in meinen Augen die interessantere Spekulation. Meist wird so etwas auch indirekt angekündigt.