Devisen

Experten-Studie „Dollar-Macht sinkt atemberaubend schnell“

“Der Dollar erlitt 2022 einen atemberaubenden Einbruch seines Marktanteils als Reservewährung, vermutlich aufgrund von Sanktionen”.

Haus aus Dollar-Scheinen

Hatte nicht gerade erst letzte Woche der brasilianische Präsident Lula in China öffentlich dafür geworben, die Dominanz des US-Dollar über eine Art neue BRICS-Währung zu brechen? Aber da tut sich auch jetzt schon so einiges. Der Dollar verliert seinen Status als Welt-Reservewährung schneller als allgemein angenommen. Dies zumindest ist laut Bloomberg die Einschätzung des Londoner Vermögensverwalters Eurizon SLJ Capital, der in der Wechselkursvolatilität des vergangenen Jahres ein Warnsignal sieht.

Dollar mit dramatischem Abschmelzen der Wichtigkeit als Reservewährung

Der Anteil des Dollars an den globalen Reserven sei im vergangenen Jahr zehnmal schneller gesunken als im Durchschnitt der vergangenen zwei Jahrzehnte, so heißt es in einer Eurizon-Studie. Sie verweist darauf, dass eine Reihe von Ländern nach Alternativen zum US-Dollar suchen, nachdem Russlands Einmarsch in der Ukraine umfassene Sanktionen des Westens ausgelöst hatte.

“Der Dollar erlitt im Jahr 2022 einen atemberaubenden Einbruch seines Marktanteils als Reservewährung, vermutlich aufgrund der rigorosen Anwendung von Sanktionen”, schreiben Eurizon-Chef Stephen Jen und seine Kollegin Joana Freire. “Die außergewöhnlichen Maßnahmen der USA und ihrer Verbündeten gegen Russland haben die großen Reserveländer aufgeschreckt”. Die meisten davon seien Schwellenländer aus dem so genannten Globalen Süden.

Während seiner Zeit bei Morgan Stanley prägte Stephen Jen die Dollar-Smile-Theorie, wonach die Währung an Wert gewinnt, wenn die amerikanische Wirtschaft entweder stark wächst oder einen tiefen Einbruch erlebt. Der Bloomberg-Dollar-Index (US-Währung gegen Korb anderer wichtiger Währungen) stieg 2022 zeitweise um 16 %, da der Inflationsschub zu Zinserhöhungen führte und die Anleihe- und Devisenmärkte unter Druck setzte. Zum Jahresende war die US-Währung um 6 % stärker als Ende 2021.

Deutlich negative Veränderung des Dollar-Anteils als Reservewährung
Source: Eurizon SLJ Capital

Abwendung nach Sanktionen

Seit die USA und Europa russische Banken vom globalen Finanznachrichtensystem SWIFT ausgeschlossen haben, wenden sich China und Indien von der US-Währung ab und wollen die Zahlungsabwicklung ihres Außenhandels internationalisieren. Auch kleinere Länder experimentieren mit der Abkehr von der US-Währung. Der Anteil des Dollar an den gesamten offiziellen Weltwährungsreserven ist laut Eurizon auf 58% gesunken. Im Jahr 2001, als der Greenback noch die “unbestrittene hegemoniale Reserve” gewesen sei, waren es 73%.

Trotz hoher Wichtigkeit – der globale Süden hat keine Lust mehr auf völlige Dollar-Abhängigkeit

Trotz Bedeutungsverlust: Die Rolle der US-Währung als internationale Währung steht laut den Experten Jen und Freire auf absehbare Zeit nicht in Frage. Aufgrund der großen, liquiden und gut funktionierenden Dollar-Finanzmärkte hätten Entwicklungsländer erst einmal nicht die Möglichkeit, sich von Dollar-Transaktionen zu verabschieden.

Dennoch sei der Fortbestand dieses Umfelds “keine ausgemachte Sache”. Es könnte eine Zeit kommen, in der der Rest der Welt den Dollar aktiv meidet, so die Eurizon-Studie. Die vorherrschende Ansicht, dass in Bezug auf den US-Dollar als Reservewährung nichts geschehen sei, erscheine “zu naiv und selbstgefällig.” Anleger müssten sich darüber im Klaren sein, “dass der globale Süden zwar nicht völlig auf den Dollar verzichten kann, aber ein großer Teil keine Lust mehr hat, ihn zu nutzen”, so Jen und Freire.

FMW/Bloomberg



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13 Kommentare

  1. na ja, dann dürfen wir uns ja auch recht „lebhafte Zeiten“ vorbereiten.

  2. Wer konnte das nur ahnen?

    Ehrlicherweise war das genau so erwartbar, nur die Politiker des Westens in ihrer überheblichen Unkenntnis konnten etwas anderes hoffen. Kompetenz in der Politik sucht man vergeblich (ist ja auch klar, wenn bspw. Lindner Ahnung vom Fach hätte, wäre er in der Wirtschaft und nicht Finanzminister).

    Ich sage das Gleiche für SWIFT voraus. Wenn BRICS & Co ein eigenes System für den Zahlungsverkehr etabliert haben, werden sie den Spieß herumdrehen, und dies gegen den Westen als Druckmittel verwenden. Und wir im Westen schauen dumm aus der Wäsche und werden fragen, wie das nur passieren konnte. Um mal Goethe zu bemühen: Die Geister, die ich rief…

    1. hoffentlich ist dieser “ Moerderdollar “ bald vollstaendig von der Erde verschwunden.
      Dann wird die Welt friedlicher.

  3. Das war absehbar, sofern man sich von deutschen Medien fern hielt.

    1. GulaschfleischundKnödel

      Oder von all den westlichen! ;-))
      Ich hab’s schon lange kommen sehen! Ein Systemfehler bleibt ein Systemfehler! Vor allem wenn man sich mit den anderen Großmächten anlegt, aber selbst so um die 100 Jahre alt ist, braucht sich nicht zu wundern, wenn das Empire kollabiert!

      1. Ich hoffe ihr seht dass sowhl der Euro + der Yen seit 2020 an Anteilen gewonnen haben. Sollte ja eigentlich nicht möglich sein, sind beide Länder erstens enge verbündete der USA und haben Sanktionen gegen Russland mitgetragen. Aber ihr könnt das bestimmt sachlich und logisch erklären.

  4. Leitwährung wird Leidwährung

    Und wie schlimm muss es für die Amis sein wenn es Yellen sogar offen anspricht, ist man sich doch eher für Schönrednerei in den Politikerkreisen gewohnt.
    P.S. Der Schlemmer Horst wird es wohl anderst sehen.

    1. unser horsti wird sich bald an gorbatschow erinnern:
      wer zu spät kommt, den straft das leben….

      p.s. horsti, nie die contenance verlieren

  5. Wir sollten wegen eigener Unkreativität, nicht auf andere schließen! Das Vs-System hat mittelfristig und längerfristig kein Bestand, dafür hat das Vs-Militär gesorgt! Ich sehe vieles kommen, und vieles gehen! ;-)

  6. Endlich. Und weiter zur Multipolarität.

  7. Pingback: Meldungen & Nachrichten vom 18.04.2023 | das-bewegt-die-welt.de

  8. Die Welt wird vor dem Dollar fliehen, den das IMPERIUM gibt sich Medial Digital, Börsenmacht, unnachgiebig, Arrogant und Weltbeherrschend.
    Was den Dollar schützt sind 10 Flugzeugträger, die grösste Seemacht, 800 Milliarden jährliche Millitärausgaben.
    Kusch zurück ins Körbchen, in das Joachimstal, Taler wo du her kommst.
    Die Welt hat die Schnauze voll, von Dollarkriegen……..

  9. um den Dollar mach ich mir keine Sorgen. da werden dann kurzerhand die Chinesen plattgebombt man tut ja regelrecht als wenn die ammis schlimm währen ist aber nicht so. sondern wenn sich jetzt andere entscheiden eine andere währung zu verschaffen währen die ammis so verschuldet das die in 1000 Jahren nicht mehr mit dem Arsch hochkommen.von daher wird es eher Krieg geben als andauerndes elend.

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