Blickt man auf das große Bild, ist der Dollar bereits seit Januar massiv im Absturz. Gegen einen Währungskorb aus anderen großen Währungen fällt der US-Dollar seit Januar von über 109 auf jetzt 99,24 Punkte. Im kurzen Bild sehen wir: Seit dem letzten Hoch am 12. Mai bei 101,41 Punkten geht es seit Tagen bergab bis jetzt auf wie gesagt 99,24 Punkte. Wir zeigen aktuelle Expertenaussagen zur Abwertung des Greenback.
Fallender Dollar – Analystenaussage
Der US-Dollar schwächt sich ab, da der Ausverkauf langfristiger US-Staatsanleihen anhält. Diese Entwicklung erfolgte vor dem Hintergrund angespannter Haushaltsverhandlungen in Washington über Defizitausgaben und einen geplanten gigantischen Steuersenkungsplan, der durch die jüngste Herabstufung der US-Bonität durch Moody’s noch verschärft wurde, so schreibt es heute früh Ipek Ozkardeskaya, Senior Analyst bei der Swissquote Bank. Die Sorge sei einfach, so schreibt sie weiter: Wenn die USA ihre Ausgaben nicht kürzen und gleichzeitig umfassende Steuersenkungen beschließen, wird das Defizit weiter ansteigen. Und wenn die Märkte – wenn die Anleger – nicht mitspielen wollen, kann die Regierung wenig tun. Erinnern Sie sich an die Minibudget-Krise von Liz Truss in Grossbritannien? Wenn die Anleger Nein sagen, ist es Nein. Derzeit bleiben die Anleger skeptisch. Die Rendite 30-jähriger US-Anleihen liegt knapp unter der 5%-Marke – dem höchsten Stand seit 2023 und näher an Niveaus, die seit 2007 nicht mehr erreicht wurden.
Weiter schreibt Ipek Ozkardeskaya: An den Devisenmärkten bleiben Optionshändler pessimistisch hinsichtlich der Aussichten für den Dollar im Jahr 2025. Die einjährigen Risiko-Reversals – ein Indikator, der widerspiegelt, ob Investoren sich eher mit Calls oder Puts absichern – sind laut Bloomberg auf den niedrigsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen gefallen. Dies ist bemerkenswert, da Risiko-Reversals in der Vergangenheit selten so stark ins Negative gedreht sind. Investoren sichern sich in der Regel nicht gegen eine Abwertung des Dollar ab, da der Greenback in Zeiten globaler Marktstressphasen traditionell als sicherer Hafen gilt. Diese Beziehung scheint jedoch zu bröckeln. Wenn der Dollar nicht mehr als verlässlicher sicherer Hafen angesehen wird, müssen Investoren beim Kauf von auf Dollar lautenden Vermögenswerten – selbst S&P 500- oder Nasdaq-Aktien – ihr Wechselkursrisiko absichern. Diese zusätzliche Nachfrage nach Absicherungen kann wiederum den Druck auf den Dollar verstärken. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Dollar derzeit einer doppelten Belastung ausgesetzt ist: einem Abwärtsdruck aufgrund schwacher Wachstumsaussichten und einer zurückhaltenden Federal Reserve (Fed) sowie einer möglichen Erosion seines Status als sicherer Hafen.
Dollar setzt Abwärtstrend fort – G-7-Treffen und Haushaltsdefizit im Fokus
Bloomberg berichtet aktuell: Ein Dollar-Index fiel auf ein Zwei-Wochen-Tief, da Händler auf das Treffen der Gruppe der Sieben (G7) warteten, um Hinweise darauf zu erhalten, ob die Trump-Regierung einen schwächeren US-Dollar anstrebt. Der Bloomberg Dollar Spot Index fiel am Mittwoch um 0,4 % und damit den dritten Tag in Folge. Der japanische Finanzminister Katsunobu Kato erklärte letzte Woche, er werde diese Woche eine Gelegenheit für Währungsgespräche mit seinem US-Amtskollegen Scott Bessent suchen, nachdem Spekulationen laut geworden waren, dass die Regierung von Präsident Donald Trump einer Schwächung des Greenback offen gegenüberstehe. Südkorea hat bereits bestätigt, dass es Anfang des Monats bei Gesprächen mit den USA Währungsfragen erörtert hat.
Auch die Sorgen um das US-Haushaltsdefizit belasten den Dollar. Der US-Gesetzgeber befindet sich in Gesprächen über ein Steuerpaket, wobei die Republikaner versuchen, die Einnahmeausfälle auf 4,5 Billionen Dollar über zehn Jahre zu begrenzen. In der aktuellen Form würden sich die Verluste auf 3,8 Billionen Dollar belaufen. Dies folgt auf die Herabstufung der US-Schulden durch Moody’s in der vergangenen Woche, die mit dem Versagen, den Trend zu hohen Haushaltsdefiziten zu stoppen, begründet wurde.
„Die zunehmenden Haushaltsprobleme führen zu einem Anstieg der langfristigen US-Renditen und einem Rückgang des Dollar“, sagte Moh Siong Sim, Devisenstratege bei der Bank of Singapore. “Dies könnte ein Zeichen dafür sein, dass der Markt angesichts einer gerade beginnenden Neubewertung der Übergewichtung von US-Anlagen durch nicht-amerikanische Investoren seine Bereitschaft verliert, die doppelten Defizite der USA zu finanzieren.“
FMW/Bloomberg
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