Von Claudio Kummerfeld
Dominique Strauss-Kahn (DSK), ehemaliger französischer Politiker und ehemaliger IWF-Präsident, untergegangen nach einem Vergewaltigungsprozess in New York, hat jetzt eine Botschaft für „seine deutschen Freunde“ bzgl. der Griechenland-Krise.
Dominique Strauss-Kahn, bis 2011 IWF-Präsident.
Foto: IWF / Public domain
Sinngemäß geht es in seinem dreiseitigen Papier darum, dass Europa sich nicht in Kleingeisterei aufhalten, sondern lieber das große Ganze sehen solle, nämlich die Bildung weltweiter Wirtschaftsräume wie USA-Kanada-Mexiko, Südamerika sowie drei Räume in Asien (Anm. d. Redaktion: z.B. „ASEAN“). Europa müsse eine Einheit werden und sich diesen Herausforderungen stellen, um nicht unterzugehen; so kann man sein Statement sinngemäß zusammenfassen.
Deswegen geißelt er das „deutsche Verhalten“ in der Griechenland-Krise. Obwohl er sich glücklich zeigt, dass eine Einigung zustande gekommen ist, so empfindet er die Bedingungen für Griechenland als „erschreckend für jeden, die noch an die Zukunft Europas glaubt“. Es sei „verhängnisvoll, ja fast tödlich“.
Sein Papier ergeht sich in Pathos und Weitsicht, fast als würde er die Einleitung für ein Buch schreiben. Er wirbt für ein noch vereinteres Europa ohne „Klein Klein“ und ohne Verheddern in Nebensächlichkeiten. Europa muss geschlossen die Herausforderungen der Zukunft angehen, so kann man es zusammenfassen. Auf jeden Fall interessant zu lesen. Wenn man will, kann man diese Denkschrift gerade zu diesem Zeitpunkt als Unterstützung für die kürzlich veröffentlichten Vorschläge von Francois Hollande betrachten, der eine integrierte europäische Wirtschaftsregierung fordert (ein vernünftiges Gedankenspiel, wenn der Euro auf einem europaweit sicheren Fundament stehen soll).
Abschließend kann man sich noch fragen: Warum meldet sich DSK mit dieser „Kolumne“ zu Wort? Will er wieder wahrgenommen werden? Will er wieder in Talkshows eingeladen werden? Zu langweilig ohne Politik? Auf Kuba scheint man seine Dienste zu schätzen: dort ist er jetzt als Berater der Regierung für die Öffnung Richtung USA tätig.
Hier gehts zum vollen Text von DSK. Erst kommt die englische Version, ab Seite 4 die deutsche.
Und wer hat den Text von DSK sofort aufgegriffen, um noch einen Beweis dafür zu finden, dass er im Recht ist? Yanis Varoufakis. Er sammelt derzeit literarische und ökonomische Meinungen, die ihm Recht geben, und verlinkt sie auf Twitter.
Dominique Strauss Kahn, addressing “German friends” http://t.co/9XIEedQ1sM
— Yanis Varoufakis (@yanisvaroufakis) July 20, 2015
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DSK hat Eines in seinen Überlegungen vergessen.
Mit unserem Falschgeldsystem gibt es keine nachhaltige Wirtschaftsentwicklung mehr.
Ganz egal welcher Wirtschaftsraum. Und mit diesem System werden alle Vermögen und damit auch alle Politiker zum Teufel gehen.