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Donald Trump – manchmal trifft er den Nagel auf den Kopf

Nachdem gestern der Dollar gegenüber den wichtigsten Handelspartnerwährungen auf ein neues zyklisches Hoch gestiegen war und heute der ISM-Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe erneut einbrach, konnte man die Uhr danach stellen, wann Donald Trump der Fed diese Fakten via Twitter verbal um die Ohren haut.

Donald Trump hat nicht ganz unrecht – die Fed muss sich bewegen

Donald Trump ahnt es schon und viele Ökonomen wissen es bereits: Die Fed ist „Behind the Curve“. Während Zentralbanken auf der ganzen Welt gegen den stattfindenden globalen Abschwung ankämpfen, möchte sich die US-Notenbank erst einmal die Datenlage weiter anschauen und schließt aktuell sowohl ein offizielles QE-Programm als auch weitere Zinssenkungen aus. Zum Begutachten neuer Konjunkturdaten in Form der ISM-Einkaufsmanagerindizes hat die Fed heute Gelegenheit. Was ihr dabei ins Auge stechen sollte, sind die zunehmenden Auswirkungen des globalen Abschwungs über den Welthandel auf die Exporte der USA (blaue Linie).

ISM Index - hat Donald Trump doch recht?

Die viel beschworene ökonomische Brandschutzmauer der US-Konjunktur – der US-Konsum – ist auch nur ein löchriger Gartenzaun. Joe Sixpack, der am Ende der Wertschöpfungskette steht, bekommt den Abschwung als Letzter mit. Es stellt sich die Frage, wie der Konsum als stark nachlaufender Indikator (siehe Deutschland), den positiven Dreh in die Konjunktur bringen soll, wenn die US-Verbraucher im Zuge der Fiskal-Sause in den letzten beiden Jahren in Rekordhöhe den Konsum der nächsten Jahre bereits auf Pump vorgezogen haben? Bis zur Präsidentschaftswahl wird es sehr wahrscheinlich keine neuen Steuerstimuli mehr geben. Die Trump-Administration hat seit den Zwischenwahlen vor einem Jahr keine Mehrheit mehr im Kongress. Konjunkturhilfen vorbei am Repräsentantenhaus zu beschließen, also das sogenannte Bypassing, ist nur sehr beschränkt möglich und selbst unter Trumps Beratern politisch höchst umstritten.

Wo soll also der nochmalige Konsumschub herkommen, der die wegbrechenden Erträge in der Industrie und zunehmend auch im Transportsektor und bei den Business-Dienstleistern ersetzten soll? Die Hoffnung auf einen Big-Deal zwischen China und den USA sollte man in Anbetracht der dahinterstehenden langfristigen machtstrategischen Interessen der USA und Chinas nicht allzu hoch hängen. Es ist eher wahrscheinlich, dass sich die Konsumaktivität im Zuge auch weiterhin zumindest stagnierender Aktienmärkte, rückläufiger Unternehmensgewinne und einer Verschlechterung am Arbeitsmarkt ebenfalls abschwächt.

Die Baustellen der Fed werden immer zahlreicher

Donald Trump hat völlig recht: Die ungewollte Dollar-Stärke zehrt bereits an den Gewinnen der US-Multinationals, bremst Investitionen und behindert die Rückverlagerung von Produktionskapazitäten in die USA. Außerdem leidet bereits der Zustrom an ausländischen Touristen in die Vereinigten Staaten:

Dollar Index und Earnings

Darüber hinaus muss sich die Fed auch noch mit Liquiditätsengpässen am US-Repomarkt herumschlagen. Der enorme Refinanzierungsbedarf der US-Administration im Zuge der 1,5 Billionen schweren Steuergeschenke droht die Aufnahmefähigkeit des Kapitalmarktes zu übersteigen.

Fazit

Ohne, dass die Fed Vollgas gibt und den Dollar gegenüber dem schwächelnden Euro und Yuan abwertet, wird die US-Wirtschaft genau das tun, was Donald Trump im Wahlkampf überhaupt nicht gebrauchen kann: in die Rezession abrutschen. Das Schlimmste, was die Fed jetzt tun kann, ist weiter so zu tun, als sei nichts gewesen, um anschließend in Panik zu geraten und Donald Trumps Forderungen doch noch zu erfüllen. Dann wäre der schöne Schein der politischen Unabhängigkeit erst recht dahin.



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7 Kommentare

  1. Die FED ist doch nicht unabhängig. Sie erhöhen die Zinsen, reduzieren die Geldmenge und versuchen so China unter Druck zu setzen. So manches Schwellenland ist ja bereits übern Jordan. Ob das bei China auch klappt werden wir sehen.

    Macht > Wirtschaft

    Zur Not nehmen die Amis halt eine Schrumpfung hin, wenn es dem Zweck dient

  2. Ich möchte nur darauf hinweisen, dass die Zinsdifferenz zu den Amis noch nie so klein war wie jetzt, aus welchen Gründen auch immer.Ich erinnere mich an die 80 er Jahre wo die Amis Bondrenditen von 13/14 %
    hatten u.der Dollarkurs sehr viel höher war als jetzt.
    Maximum Verschuldung u.Minimum Zinsen geht nicht.

    1. wieso geht das nicht? In Japan geht genau das schon seit ein paar Jahrzehnten und zwar verdammt gut.

  3. Trump trifft den Nagel doch immer auf den Kopf. Mit jedem einzelnen Tweet. Genau deshalb wird er von Establishment gehasst und von seinen Anhängern gewählt und verehrt.

    1. @frank, genau so ist es. Deshalb auch folgendes aus Trumpis Tweets:
      Die aktuellen Vorwürfe gegen ihn sind ein „Staatsstreich“. Mittels dessen wollten die Demokraten den Bürgern „ihre Stimme“, „ihre Freiheiten“ und ihre „von Gott gegebenen Rechte“ wegnehmen.

      Wer dem größten Lügner der Geschichte etwas vorwirft und dubiose Machenschaften hinterleuchtet, nimmt den Bürgern ihre von Gott gegebenen Rechte weg. So geht Logik heute.

  4. Eines ist sicher. Es wird keinen Big-deal mit China in den Gesprächen im Oktober geben. Wieso sollte China nun nachgeben, nachdem Trump sichtlich angeschossen ist?

  5. Pingback: Donald Trump – manchmal trifft er den Nagel auf den Kopf – finanzmarktwelt.de – XA7 Nachrichten

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