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Donnerstag EZB-Zinsentscheidung: Ein Ausblick

Am Donnerstag um 13:45 veröffentlicht die EZB ihre Zinsentscheidung, und um 14:30 Uhr folgt die viel wichtigere Pressekonferenz von Mario Draghi. Denn niemand erwartet wirklich eine...

FMW-Redaktion

Am Donnerstag um 13:45 veröffentlicht die EZB ihre Zinsentscheidung, und um 14:30 Uhr folgt die viel wichtigere Pressekonferenz von Mario Draghi. Denn niemand erwartet wirklich eine Veränderung der Leitzinsen. Alle Welt schaut auf die Aussagen von Mario Draghi. Denn wie wir alle letzten Mittwoch gelernt haben: Die Inflation in der Eurozone verharrt weiterhin bei +0,2% in Bezug auf den Vorjahresmonat.

Inflation-Eurozone-1

Mario Draghi bleibt aber keine Zeit mehr. Die bisherigen Mittel haben nicht gewirkt, was die Zahlen ganz klar zeigen. Auf höhere Ölpreise zu hoffen, ist viel zu unsicher. Immer noch beharren er und seine „Experten“ aber darauf, dass die EZB-Maßnahmen wirken. Außerhalb des EZB-Towers scheint wohl niemand zu verstehen, was damit gemeint ist. Die Zinsen noch weiter absenken ist zwar möglich, aber ziemlich unrealistisch. Denn wir wir schon aufgezeigt hatten: Der Verbraucher erhöht seine Sparquote bei immer weiter fallenden Zinsen eher noch – denn er weiß, dass ihm aufgrund der niedrigen Zinsen jetzt Geld fehlt in seinem Altersvorsorge-Plan. Diese Lücke will er durch mehr Sparen jetzt auffangen.

Die EZB hatte aber mit dem Effekt gerechnet, dass die Konsumenten einfach mehr konsumieren statt zu sparen. Tja, wenn man nur vor Zahlen und Akten sitzt, kann man die Realität leicht aus den Augen verlieren. Es geht diese Woche wahrscheinlich (!) nur darum: Deutet Draghi an, dass man die schon laufenden Anleiheaufkäufe zeitlich und/oder volumenmäßig noch mal ausweitet? Das ist ein Szenario. Möglich ist aber auch, dass wie von uns schon mehrmals angesprochen, die EZB den Bereich „Anleihen“ verlässt und sich auch auf Aktien oder Aktienfonds stürzt, so wie es die Bank of Japan bereits in einem obszönen Ausmaß tut.

Dieses Vorgehen würde ein mal mehr zeigen, dass die Notenbanker in ihrer eigenen kleinen Theorie-Welt leben. Kaufen wir immer mehr vom freiem Kapitalmarkt auf, müssen die Anleger „ja irgendwann mal“ gezwungen sein ihr Geld in den Konsum zu pumpen, und die Banken müssen irgendwann mal gezwungen sein ihr Geld als Kredite herauszureichen. Hat bisher nicht funktioniert, wird auch dann nicht funktionieren. Man verursacht aber steigende Sparquoten und sich ausweitende Blasen (steigende Aktien- und Immobilienpreise). Am Wahrscheinlichsten ist aktuell, dass Draghi Andeutungen macht, die auf eine Verlängerung und Ausweitung der bisherigen Maßnahmen hindeuten. Vielleicht könnte es auch ganz vorsichtige indirekte Andeutungen machen, die den Markt schon mal darauf einstimmen sollen, dass irgendwann Aktien als Kaufobjekt für die EZB in Frage kommen.

Andeutungen auf die Ausweitung der bisherigen Maßnahmen oder auf Aktien werden den Euro wohl weiter schwächen. Mehr Lockerung = schwächere Währung. Noch ein kleiner Hinweis: Heute um 11:00 werden die aktuellsten EU-Daten zu den Einzelhandelsumsätzen veröffentlicht. Dabei geht es nicht um die Preise, sondern um das Volumen. Wie in den letzten Monaten wird sich wohl auch diesmal eine ordentliche Steigerung zeigen, die einmal mehr beweist: Die Konsumenten kaufen kräftig ein, nur eben nicht zu höheren Preisen, die Mario Draghi ja unbedingt erzeugen will!



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1 Kommentar

  1. Notenbanker sind im Regelfall Ökonomen, und Ökonomen sind Theoretiker die zur Realität keinerlei Bezug haben. Deswegen funktionieren all diese Maßnahmen auch nicht, weil man nicht kapiert das es nicht so läuft wie im Ökonomiebuch.

    Genauso wenig werden Notenbanker verstehen, das die Inflationsrate maßgeblich vom Ölpreis beeinflusst wird und nicht durch andere Faktoren. Deswegen steigt die Inflation auch nicht, da helfen auch keine QE-Programme.

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