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Die doppelte Enteignung der Sparer

Die EZB ist der Ausgangspunkt für die Enteignung der Sparer

Sie sind in einem Betrieb angestellt, wo sie auch in die Betriebspensionskasse einzahlen? Und Sie haben ein wenig Erspartes auf der Bank? Dann werden Sie gleich doppelt enteignet, um es mal so drastisch zu formulieren. Merken Sie sich die Worte Negativzinsen und negative Realrendite. „Deutsche Sparer vor der kalten Enteignung“, so besprach es im März der Experte Thomas Straubhaar in der WELT. Hinken Sparzinsen steigenden Preisen hinterher, verringere sich die Kaufkraft der in weitestgehend sicheren, dafür aber auch entsprechend niedrig oder gar nicht verzinsten in Bankeinlagen gebunkerten Ersparnisse, so seine Aussage.

Enteignung sichtbar in negativen Realrenditen seit 62 Monaten am Stück

Überall wo der deutsche Michel in Fonds, Betriebsrenten, Lebensversicherungen uvm indirekt in „mündelsichere“ Staatsanleihen investiert hat, läuft die Enteignung auf Hochtouren. Gut erkennbar ist dies im folgenden Chart. Er zeigt die Rendite für zehnjährige deutsche Staatsanleihen abzüglich der Inflation (aktuell bei 2,3 Prozent) seit dem Jahr 2005. Verrechnet man beides, erhält man die reale Rendite, die jetzt bei minus 2,47 Prozent liegt. Die Rendite ist jetzt seit sage und schreibe 62 Monaten am Stück negativ. Dies merkt der Arbeitnehmer nicht, der monatlich in die Betriebspensionskasse oder sonstige Vorsorgeprodukte einzahlt. Aber die Erträge sind damit über diese lange Streckte bereits negativ, was sich letztendlich katastrophal auf die Erträge und damit auf die Auszahlungen auswirken wird.

Mehr Bankgebühren und Negativzinsen

Kommen wir zu Punkt 2 bei der Enteignung der Sparer. Wer nur auf die Konditionen seiner Bank oder Sparkasse schaut, sieht dort in immer mehr Fällen Negativzinsen (ähhh, sorry, es heißt ja oft Verwahrentgelt) für Spareinlagen. Vor Jahren, als die allerersten Banken mit Negativzinsen anfingen, waren es noch Millionenbeträge, die betroffen waren. Und aus der Bankenbranche hörte man noch beruhigende Aussagen wie „es betrifft ja nur Millionäre, alles kein Problem liebe Kleinsparer“. Inzwischen hat sich diese Entwicklung immer weiter runter gefressen hin zum Kleinsparer, und das bei immer mehr Banken. Laut aktueller Analyse von Biallo führt jetzt sogar Deutschlands größte Direktbank ING für Bestandskunden ein sogenanntes Verwahrentgelt in Höhe von 0,50 Prozent auf Guthaben ein, ab einer Einlagensumme von 50.000 Euro. Betroffen seien alle Konten, die ab 6. Juli eröffnet werden, und eben bestehende Konten nach individueller Vereinbarung. Der Strafzins greift ab dem 1. November.

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Je mehr Guthaben Banken verwalten, desto mehr Überschüsse häufen sie an, auf die sie bei der EZB Negativzinsen (Einlagenzins -0,5 Prozent) zahlen müssen. Daher versuchen Banken alles um zusätzliche Einlagen fernzuhalten. Oder wenn (wie es geschieht) doch immer mehr Einlagen reinkommen, muss der Kunde quasi für den Negativzins aufkommen, den die EZB den Banken in Rechnung stellt. Aber da die EZB mit dem Leitzins bei 0 Prozent die Zinsmargen der Banken insgesamt gesehen immer weiter kaputt macht, werden die Banken durch höhere Gebühren immer mehr die Kunden zur Kasse bitten – eine Enteignung über das Wort Gebühren. Wir alle kennen es inzwischen. Auf einmal tauchen Jahresgebühren für die Nutzung von Bankkarten auf, oder Überweisungsgebühren beim Onlinebanking uvm. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.

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3 Kommentare

  1. Guter Artikel, besten Dank. Ja das ist ein Dilemma in all den Staaten wo der Michel alle 4 Jahre bei stark reduzierter Auswahl zwischen Cholera- und Pest-Kandidaten ein Kreuzchen machen darf und dann zu schweigen hat. Das nennt sich komischerweise Demokratie und nicht, dass es eigentlich nur ein Alibi darstellt.
    Neutral betrachtet, muss man festhalten dass gilt, wenn Bürger schweigen, sind sie voll und ganz einverstanden.
    Auch dass zur Zeit sich alle Parteien überbieten mit verschärften Massnahmen zur CO2-Reduktion ohne wirklich die Zusammenhänge mit all den massiven Risiken durchgeplant zu haben, scheint den Bürgern kaum Sorgen zu bereiten – mindestens nach den Medien. Nur die Unternehmen mit hohem Energieverbrauch verlangen bereits eine Garantie der Energiepreis von ca. 4 Cent als Bedingung, um in Europa die notwendigen Investitionen vornehmen zu können, um die Abschreibungen über Jahre bei stabilen wettbewerbsfähigen Grössen einplanen zu können.

  2. Also das mit den Banken ist doch klar. Natürlich wollen und müssen die für ihre Leistungen und sei es eine Kontoführung, bezahlt werden. Bisher wurden diese Kosten im wesentlichen von denen getragen, die Geld in der Bank gelassen haben (Fristentransformation) und von denen die Kredite aufgenommen haben. Das geht vom Überziehungskredit bis zu Hypotheken. Für Hypothekenkredite gibt es nichts mehr (die Zinsen meiner letzten Hypothek dürften über die gesamte Laufzeit nicht mal die Provision des Kreditvermittlers decken). Auch bei den Konsumkrediten (inkl. Autofinanzierung) sind die realen Renditen massiv eingebrochen und zusätzlich geht das Volumen hier zurück.
    Also bleibt nur auf Gebühren auszuweichen. Ob man das jetzt an einzelne Aufgaben oder an angelegte Gelder hängt ist im Endeffekt egal.

    Um so niedriger die Gebühren sind umso mehr muss ich über Verwahrentgelte rein holen, weshalb bei vielen die Grenze nun schon bei 25.000 € liegt. Und die hat ein Mittelschichthaushalt schnell zusammen, wenn er etwas Liquiditätsreserve hält und vielleicht auf eine kurzfristige, etwas teurere Anschaffung spart. Wobei eine aktuelle Umfrage zeigt, das viele davon gar nichts mitbekommen haben. Wenn da einmal im Quartal 50 € Kosten abgebucht werden, kriegt das ein Großteil gar nicht mit oder es ist ihm egal.

    Und Geld zu „sparen“, mal von kurzfristigen Sparzielen abgesehen, war übrigens noch NIE eine gute Idee. Eine exakte Analyse zeigt das die Realzinsen praktisch immer negativ waren. Es gibt da nur ganz wenige sehr kurze Zeitabschnitte wo das anders war. Geld ist nämlich KEIN WERTAUFBEWAHRUNGSMITTEL, sondern lediglich eine Eigenschaft von Tausch. Wie schon öfter dargestellt, verbrieft Geld lediglich eine offene Liefertransaktion (auch bei gedeckten Währungen, hier stellt das Deckungsgut lediglich eine Art Versicherung dar). Und da ein Teil der Lieferverpflichtungen immer ausfällt kann das Horten von Geld nie eine positive Realverzinsung liefern.

    Wer „Geld“ zum Vermögensaufbau spart ist ein Depp. War er übrigens schon immer. Und das kann man den Regierungen nun wirklich nicht vorwerfen. Vorzuwerfen ist ihnen lediglich, das sie Versicherungen und Rentenfondverwalter rechtlich dazu gezwungen haben ihre Anleihen (Geld mit eingeschränkter Verfügbarkeit) zu kaufen.

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