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Zeiten ändern sich, das Anlegerverhalten nicht Dotcom-Blase und KI-Blase: Endet Nvidia wie Cisco?

„Reversion to the mean is the iron rule of financial markets.”

Nvidia Cisco Dotcom KI

Gibt es Parallelen zwischen der Dotcom-Blase und der KI-Blase, also zwischen gehypten Aktien wie aktuell Nvidia und damals Cisco?

In den letzten Monaten gab es im Technologiesektor fast nur ein großes Thema – die künstliche Intelligenz, im Englischen mit dem Kürzel AI symbolisiert. Desto öfter der Vorstand eines Technologieunternehmens diese Abkürzung erwähnt hat, umso positiver regierten die Aktienkurse. Deshalb werden bereits Vergleiche hergestellt mit der Blase um die Jahrtausendwende im Zusammenhang mit der Verbreitung des Internets. Damals waren viele Aktien auch ohne Gewinne bereits erheblich höher bewertet als es gegenwärtig der Fall ist, aber auch für die großen Dickschiffe insgesamt wurde deutlich mehr bezahlt als zuletzt.

Im März 2000, auf dem Höhepunkt der Bubble, wurde der Chipproduzent Intel mit einem KGV von 56 als der günstigste Wert im Hightech-Sektor gehandelt, nur Microsoft und Dell wurden zu weniger als dem hundertfachen Gewinn angeboten. Das durchschnittliche KGV der zehn größten Aktien betrug 227. Ohne Yahoo wäre das Kurs/Gewinnverhältnis der Technologiebörse Nasdaq immer noch bei 155 gelegen.

Und heute? Eher unter 30, aber wenn man sich manche Einzelwerte betrachtet, so gibt es dennoch Gemeinsamkeiten zur damaligen Bubble.

Dotcom-Blase und KI-Blase: Wird Nvidia das Schicksal von Cisco erleiden?

Die älteren Börsianer werden sich noch an die Zeit nach der großen Datumsumstellung im Jahr 2000 erinnern. Als der Netzwerkausrüster Cisco Systems nach 30.000 Prozent Zuwachs an Marktkapitalisierung (gestartet 1990 beim Börsengang mit 224 Millionen Dollar) zu einem der teuersten Unternehmen der Welt wurde. Mit einer Börsenbewertung von über 500 Milliarden Dollar. Viele Anleger erwarteten ganz einfach eine Monopolstellung dieser Firma, der Hype war gigantisch.

Womit der Vergleich mit dem Chiphersteller Nvidia und seiner sensationellen Entwicklung in den letzten Monaten gar nicht mehr so abwegig ist. Klar verdient dieser Konzern schon mächtig Geld, allein schon im Gaming-Sektor.

Aber Cisco müsste vielen Anliegen eine kleine Warnung sein, auch wenn sich die Firma in den letzten zehn Jahren wieder deutlich erholt hat. Aber der Einbruch in der Dotcom-Bubble, ausgelöst auch durch die großen Zinssteigerungen der Federal Reserve, hat dem Unternehmen zunächst 80 Prozent an Marktwert gekostet.

Hier der Langfristchart der die Fahnenstange von Cisco in den Jahren von 1998 bis 2000 drastisch darstellt:

Cisco Nvidia Dotcom und KI

Jetzt im Vergleich dazu die Kursentwicklung von Nvidia. Man sieht hier deutlich wie bereits der erste exponentielle Anstieg abverkauft wurde. Der aktuelle ist noch steiler und giftiger:

Chart Nvidia

Hierzu noch ein paar grundsätzliche, finanzmathematische Gedanken.

Kursentwicklungen sind nicht vorhersehbar, bis auf..

Wer mit reiner Rationalität bei der Beurteilung von Kursentwicklungen ans Werk geht, wird schon so manches blaues Wunder erlebt haben. Deshalb gibt es auch solche Sprüche wie: „Die Märkte können länger irrational bleiben, als man selbst liquide!“ Hier ein typischer Kursverlauf ermittelt aus unendlich vielen Datenreihen:

Darstellung - Der perfekte Verlauf Nvidia Cisco KI-Blase Dotcom-Blase

Gefährlich wird es immer dann, wenn finanzmathematisch bei der Kursentwicklung eines Assets aus einer quadratischen Kurssteigerung eine exponentielle wird.

Daraus ergibt sich aber à la Longue die Schlussfolgerung, dass Fahnenstangen immer korrigieren – nur weiß man eben nicht von welchem Niveau aus.

Fazit

Egal wie aussichtsreich die Story um die künstliche Intelligenz und deren wirtschaftlicher Umsetzung auch sein wird, die Kursentwicklung bei einigen Aktien aus diesem Bereich kann aus finanzmathematischen Gründen nicht so fortgeschrieben werden. Unabhängig davon, ob Aktien wie Nvidia künftig auch die großen Gewinner sein werden.

Hierzu braucht man nur den Graphen bei der Entwicklung von NVIDIA ein paar Monate in die Zukunft weiterzuzeichnen. Die Bewertungen würden astronomisch hoch, die Marktkapitalisierung des Chipherstellers rasch in die Regionen von Apple emporschnellen. Nichts erscheint unmöglich, aber dass Fahnenstangen aus technischen Gründen in sich zusammenfallen müssen, ist fast so sicher wie das Armen in der Kirche.

Mit der Einschränkung, dass es bei kleinen geringkapitalisierten Werten schon sehr steil nach oben gehen kann, was aber im dreistelligen Milliarden Dollar Bereich sehr bald enden muss.

Es fehlt bei den aktuellen Highflyern nur noch der Anlass, dass einige der großen Investmentfonds – zumeist mit der Momentum-Strategie unterwegs -, die auf den fahrenden Zug aufspringen mussten, der Ansicht sind, man könne jetzt mal ein paar Chips vom Tisch nehmen.

Und viele Kleinanleger aus dem Markt spülen, weil bei denen der blaue Brief der Bank im Postfach liegt, der Margin Call, mit der Aufforderung die Beleihungsgrenze der Depots wiederherzustellen.

Wie eingangs erwähnt: dies hat nichts mit der zugrundeliegenden Story zu tun – einem möglichen neuen Kondratjew-Zyklus im Zusammenhang mit künstlicher Intelligenz. Sondern nur mit dem Verhalten von Anlegern (ob große oder kleine), die durch ihr Kaufverhalten eine exponentielle Kursentwicklung auslösen, die korrigieren muss. Gemäß der Lebensweisheit von Jack Bogle, dem „Erfinder“ der Indexfonds:

„Reversion to the mean is the iron rule of financial markets.” Oder wie es der Volksmund sagt: Bäume wachsen nicht in den Himmel!



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