Heute wird Mario Draghi ein letztes Mal zu einer EZB-Pressekonferenz bitten – und sein Abschied geschieht vor einem Panorama mit dunklen Konjunktur-Wolken! Das bringt Markit auf den Punkt – also jenes Institut, das die europäischen Einkaufsmanager zu Lage und Aussichten ihrer Firmen befragt.
So formuliert Chris Williamson, Chefvolkswirt bei IHS Markit:
„Die Umfrage zeigt, dass die Amtszeit Mario Draghis an der Spitze der EZB mit annähernder Stagnation beim BIP und bei den Preisen, einem verlangsamtem Beschäftigungswachstum und einem zunehmend pessimistischen Geschäftsausblick enden wird. Dies dürfte den Druck auf Christine Lagarde erhöhen, die Suche nach neuen Lösungen für die derzeitige Malaise der Eurozone voranzutreiben.”
Die Zahlen sind durchaus alarmierend – und haben die Hoffnungen zerstoben, dass der Flaute bald wieder ein Aufschwung folgen könnte:
Eurozone Industrie: 45,7 (Prognose war 46,0; Vormonat war 45,7)
Eurozone Dienstleistung 51,8 (Prognose war 51,9; Vormonat war 51,6)
So sieht Markit die derzeitige Lage:
„Aufgrund des zweiten Nachfragerückgangs bei Industriegütern und für Dienstleistungen in Folge verzeichnete die Eurozone im Oktober den zweiten Monat in Folgea nnähernde Stagnation. Die Industrieproduktion wurde abermals stark zurückgefahren und der Servicesektor wuchs erneut mit einer der niedrigsten Raten seit 2014. Die Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist fielen so pessimistisch aus wie zuletzt 2013 und der Stellenaufbau war so schwach wie seit 2014 nicht mehr. Aufgrund des gedämpften Kostenanstiegs wurden die Verkaufspreise zum wiederholten Mal mit einer der niedrigsten Raten seit knapp drei Jahren angehoben. Das beschleunigte Wirtschaftswachstum in Frankreich und die leicht verlangsamte Talfahrt in Deutschland bewahrten die Eurozone im Oktober vor einem Abgleiten in den roten Bereich. Die übrigen von der Umfrage erfassten Länder näherten sich der Stagnation hingegen weiter an.“
Die Situation in der Eurozone wäre noch deutlich schlechter, wenn nicht Frankreich sich zuletzt deutlich erholt hätte:
„Im Gegensatz dazu war Frankreichs Wirtschaft leicht im Aufwind und verzeichnete das stärkste Wirtschaftswachstum seit elf Monaten. Hier beschleunigte sich auch der Auftragszuwachs und der Jobaufbau. Der Servicesektor wuchs mit einer der kräftigsten Raten in diesem Jahrund auch die Industrieproduktion legte nach einem kurzzeitigen Rückgang im September wieder leicht zu. Bei den Exporten klaffte die größte Lücke zwischen Frankreich und Deutschland. Während Frankreich ein moderates Plus verzeichnete, schlugen in Deutschland erneut hohe Verluste zu Buche.“
Time for some good news: #France’s econ growth recovers as its services sector strengthens. PMI rose to 52.6 in Oct from 50.8 prev mth, beating est for 51.0. Services rebounded & manufacturing index climbed to just above stagnation after shrinking in Sep. https://t.co/NDr9UmHf5A pic.twitter.com/7ydoaoXOhm
— Holger Zschaepitz (@Schuldensuehner) October 24, 2019
Gleichwohl bleibt die Lage der europäischen Konjunktur trotz der jahrelangen ultraexpansiven Geldpolitk von Draghi und seinen Jüngern in der EZB schlecht – was soll Lagarde daran ändern können?
Das eigentliche Ziel der EZB – für Preisstabilität durch Anheizen der Inflation zu sorgen – hat Mario Draghi jedenfalls nicht erreicht (mit Ausnahme der explodierenden Vermögenspreise):
Mario Draghi reaches end of his fight to spur inflation to 2%. ECB president chairs the final meeting of his term today. Euro is intact but inflation is weak and colleagues divided. https://t.co/fzzQXK4Md8 pic.twitter.com/uqo7g4lwdi
— Holger Zschaepitz (@Schuldensuehner) October 24, 2019
Lagarde tritt nun in einer Situation an, in der das Scheitern der Geldpolitik von Mario Draghi evident geworden ist. Wie da Lagarde als „Ungelernte“ neue Wege finden soll, bleibt unklar. Als Neuling dürfte sie vielmehr den einen oder anderen (Kommunikations-)Fehler begehen und damit dann die Märkte verunsichern, die regelmäßig nach Wechseln von Notenbank-Chefs unruhiger werden, so zuletzt beim Übergang von Yellen zu Powell bei der Fed..
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Jetzt geht es den Zombieunternehmen an den Kragen! In bestem Wirtschaftsumfeld konnten sie sich lange noch halten, aber die Stunde der Wahrheit ist nun angebrochen. Auch Nullzinsen werden ihnen nicht mehr helfen. Die Notenbanken können nichts mehr ausrichten. Und die zunehmende Pleitewelle wird unaufhaltsam Kettenreaktionen auslösen.
Straddle auf die EZB-Pressekonferenz, sowie auf die GAS-Lagerbestände ist in Vorbereitung