Anleihen

Draghis kryptische Warnung – und warum Deutschland sich die Pleite Griechenlands nicht leisten kann..

Von Markus Fugmann

Eigentlich, so könnte man meinen, tut die EZB alles, um den Euro nach unten zu drücken: ein schwacher Euro ist gut für die Exporte der Eurozone und heizt gleichtzeitig die Inflation an. Nun aber hat Mario Draghi am Rande des Frühjahrestreffens des IWF und der Weltbank in den USA einen Satz gesagt, der stutzig macht:

“It’s pointless to go short on the euro“. Es sei also sinnlos, den Euro zu shorten. Und wer damit nicht übereinstimme, den könne er nur ermuntern: “Do it.”

Mario Draghi
Mario Draghi auf der Pressekonferenz der EZB im Angesicht von Josephine Witte – oder ist es der Schrecken vor einer baldigen Pleite Griechenlands?

Das ist ein bißchen wie der Draghi-Schwur im Juli 2012, als der Maestro versicherte, den Euro retten zu wollen, koste es was es wolle. Damals schoß der Euro in der Folge nach oben – zu hoch aus Sicht der EZB. Mit dem QE der EZB dann der sich beschleunigende Sinfklug des Euro – und das obwohl die Short-Quote im Euro extrem hoch ist:

CFTC Euro-Positionen
(Chart: zerohedge.com)

Aber wichtiger als die Short-Quote von Spekulanten ist die Dollar-Nachfrage von Zentralbanken, die den Dollar zuungunsten des Euro als Währungsreserve akkumulieren. Insofern sind es die Notenbanken dieser Welt, die als Euro-Verkäufer auftreten, weil der Einlagezins der EZB negativ ist, während man für amerikanische Staatsanleihen eine vergleichsweise ansehnliche Rendite bekommt.

Gleichzeitig scheint es in den Verhanlungen mit Griechenland praktisch keine Fortschritte zu geben: Kommissionspräsident Juncker will eine Staatspleite Griechenlands bis Juni durch einen neuen Plan verhindern, aber die griechische Regierung hat nach Aussagen von namentlich nicht genannten EU-Offiziellen gegenüber Nachrichtenagenturen den Ernst der Lage noch nicht verstanden. Man hat jedoch ebenso den Eindruck, dass viele Aktuere an den Finanzmärkten oder auch Politiker wie Schäuble noch nicht realisiert haben, was im Falle einer Pleite Griechenlands auf dem Spiel steht. Für die EZB alleine sind dies knapp über 112 Milliarden Euro, wie Zahlen der Bank of Greece zeigen: so beträgt die Verschuldung der griechischen Banken bei der EZB 38,7 Milliarden Euro, die über die durch Notkredite der EZB bereit gestellten Mittel liegen derzeit bei 74 Milliarden Euro.

Was eine Pleite Giechenlands für Deutschland bedeuten würde, zeigt auch ein Blick auf die Bilanz der Deutschen Bundesbank:

Bundesbank Bilanz
(Grafik: SoberLook.com)

Gut 70% der assets in der Bilanz der Bundesbank sind Target2-Forderungen, mehr als eine halbe Billionen Euro. Wenn das schief geht, wird auch Deutschland nicht so weiter machen können wie bisher. Sollte Griechenland pleite gehen, wird daher auch Mario Darghi nicht verhindern können, dass der Euro als Währung gefährdet ist – trotz seiner kryptischen Warnung vom Samstag..



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