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Dubai – Drehkreuz für russische Rohstoffe am Persischen Golf

Der Ukraine-Krieg als game changer auch für die Schweiz und Rohstoffe

Dubai Rohstoffe Schweiz

Dubai entwickelt sich immer mehr zum Drehkreuz für russische Rohstoffe – immer mehr Schweizer Rohstoffhändler eröffnen Filialen in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE)

Traditionell war die Schweiz das auserwählte und gelobte Land für Rohstoffe und ihre Händler. Bis zum Jahr 2000 war sie kein Mitglied der Vereinten Nationen. Somit war es auch nicht strafbar, aus der Schweiz heraus mit sanktionierten Ländern Geschäfte abzuwickeln. Zudem ist das Geldwäschegesetzt nur eingeschränkt auf den Rohstoffhandel anwendbar und bietet viel Spielraum für die oftmals verwinkelten finanziellen Transaktionen der Rohstoffhändler. Marc Rich, Wahl-Schweizer und Gründer der Vorgängergesellschaft von Glencore, dem Giganten der Rohstoffe mit Sitz in Baar, ist ein schillerndes Beispiel, welche außergewöhnlichen Persönlichkeiten dieses Geschäft anzieht – und wie in dieser Branche agiert wird. Der Ukraine-Krieg und seine Folgen könnte nun aber dazu führen, dass die Schweiz ihre Vormachtstellung im Handel mit russischen Rohstoffen an Dubai verliert.

Dubai und Rohstoffe: Der Ukraine-Krieg als Game-Changer

Seit Ausbruch des Ukraine-Krieges wurden Sanktionen in einem noch nie dagewesenen Umfang gegen Russland und seine Eliten verhängt. Die neutrale Schweiz hat sich den Sanktionen angeschlossen. Das hat weitreichende Folgen für den Rohstoffhandel, da die Schweiz traditionell ein Drehkreuz für Rohstoffe aller Art ist. Über Jahrzehnte hinweg wurden in Genf Rohstoffproduzenten aus Russland mit Handelspartnern aus der übrigen Welt zusammen gebracht, um den Warenaustausch zu ermöglichen, denn Russland ist weltweit einer der wichtigsten Lieferanten für Rohstoffe.

Die Schweiz als Heimat für russisches Vermögen

Aber auch einige der reichsten russischen Oligarchen haben sich über die Jahre hinweg in der Schweiz niedergelassen. Laut publiceye bietet die Schweiz seit drei Jahrzehnten „einen idealen und kaum regulierbaren Rahmen für russisches Vermögen“, und beheimatet über 30 extrem vermögende Geschäftsleute, die das Regime von Wladimir Putin unterstützen. Die Schweizer Regierung ließ seinen reichen Mitbürgern, die von den Sanktionen betroffen waren, eine Woche Zeit, ihre privaten und geschäftlichen Angelegenheiten zu regeln, bevor sie die Sanktions-Beschlüsse der EU übernahm. Dies ist dem Embargogesetz geschuldet, das vorsieht, dass die Übernahme von EU-Sanktionen durch den Bundesrat beschlossen werden muss und somit zwangsläufig zeitverzögert erfolgt.

Die russische Oligarchen-Karawane, reich beladen mit Gold, Edelsteinen und Währungen aller Art, zog in ein neues Steuerparadies – nach Dubai an den Persischen Golf! Über 6,3 Milliarden Schweizer Franken an Vermögenswerten, Stand 12. Mai 2022 konnten das Land nicht mehr rechtzeitig verlassen und sind bis auf weiteres gesperrt.

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Exodus der Rohstoffhändler in die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE)

Der Oligarchen-Karawane folgen nun die Rohstoffhändler und Firmen, denn für die Schweiz ist durch die Übernahme der EU-Sanktionen ein Exodus der Rohstoffhändler unausweichlich und nicht sonderlich überraschend. Für Ende 2022 hat die EU ferner beschlossen, nicht nur den Handel, sondern auch Transport und Finanzierung von russischem Öl zu sanktioniere. Die Schweizer Regierung hat auch hier angedeutet, diese Maßnahmen zu unterstützen. Aber, „der Handel mit Rohstoffen wird weitergehen“, sagt Wouter Jacobs, Direktor des Erasmus Commodity & Trade Center an der Erasmus Universität in Rotterdam. Er folgert daraus, dass der Mittlere Osten und Asien an Einfluss und Marktmacht im Rohstoffhandel gewinnen und Europa als Drehkreuz ablösen oder zumindest aufbrechen werden.

Vor dem Ukraine-Krieg wäre der Verkauf von russischem Crude an China von einem Rohstoffhändler aus der Schweiz abgewickelt und von einer in London ansässigen Bank finanziert worden. Demnächst wird solch ein Geschäft wohl über Dubai abgewickelt und von einer Bank aus den VAE finanziert werden. Das eröffnet ganz neue Chancen für Dubai, das bereits seit Jahren mit der Schweiz um den Rohstoffhandel konkurriert.

Der Handel mit russischen Rohstoffen trotz Sanktionen

Verbote und Sanktionen mögen den einen oder anderen abschrecken, aber für Rohstoffhändler bieten sie eher Chancen und Möglichkeiten, schnell und viel Geld zu verdienen. Manchmal sind Rohstoffhändler auch sehr kreativ und innovativ, wenn es darum geht, Sanktionen zu umgehen. Aber: Tanker voller russischem Urals-Crude auf hoher See auf kleinere Frachter umzupumpen oder umgekehrt, wie bereits vom Manager Magazin berichtet wurde, ist kurzfristig sicher eine Option, aber auf Dauer keine ideale Lösung.

Da sich die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) den Sanktionen des Westens nicht angeschlossen haben und sich genau auf diesen Moment vorbereitet zu haben schienen, kam eins zum anderen. Und einen unbestreitbaren Vorteil gegenüber der von Bergen eingeschlossenen Schweiz haben die VAE mit Dubai ohnehin. Sie liegen sehr nahe an einer der weltweit wichtigsten Schifffahrtslinien für den Warenverkehr, Erdöl und Erdgas-Infrastruktur ist reichlich vorhanden und die entsprechenden Logistik in Form von Tiefseehäfen, Store-Hubs, Werften, Reedereien etc. ist verfügbar. Außerdem beheimatet Dubai und die VAE insgesamt genügend Banken und Versicherungen, die das Rohstoffgeschäft finanzieren und absichern können. Somit liegt Dubai geostrategisch ideal und drängt sich in natürlicher Weise nahezu auf, das neue Drehkreuz für russische Rohstoffe zu werden.

Dubai das ideale natürliche Drehkreuz für russische Rohstoffe

Alle drei großen russischen Ölproduzenten (Rosneft, Gazprom und Lukoil) haben nun ihre Filialen in Dubai ausgebaut. Russland ist zudem einer der größten Weizen-Exporteure der Welt. Solaris Commodities, ein Weizen-Händler auf Genf, hat letzte Woche ein Büro in Dubai eröffnet. Auch wenn die Sanktionen keine Agrarprodukte umfassen, wird die Finanzierung durch europäische Banken immer schwieriger, da die Bereitschaft dazu weiter sinkt, auch wenn keine Strafen drohen. Die Liste der Rohstoff-Händler, die in Dubai Filialen eröffnen, wird von Tag zu Tag länger. Suek AG, ein großer Händler für russische Kohle, plant die Eröffnung einer Filiale. EuroChem Group, einer der weltweiten größten Düngemittel-Produzenten mit Anlagen hauptsächlich in Russland, baut ein Office in Dubai auf. Beide Firmen gehören Mehrheitlich zum Imperium des Milliardärs Andrey Melnichenko. Am 9. März wurde er von der Europäischen Union im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg auf die Sanktionsliste gesetzt und sein gesamtes Vermögen eingefroren.

Dubai gut vorbereitet, um das neue Drehkreuz für russische Rohstoffe zu werden

Die VAE sind seit Beginn des Ukraine-Krieges ein Magnet für reiche russische Staatsbürger geworden, die ihr Vermögen vor Zugriffen durch die EU-Sanktionen schützen wollen. Nun folgen ihnen also die staatlich gelenkten, russischen Firmen und die Rohstoffhändler. Letztes Jahr veranstaltete das Dubai Multi Commodities Center gemeinsam mit der Moskauer Handelskammer eine Werbeveranstaltung, um russische Firmen anzulocken. Denn Dubais Freihandelszonen, die Nähe zu den großen Energie-Produzenten des Mittleren Ostens und die geringen Unternehmenssteuern sind sehr verlockend. Dubai wird sehr wahrscheinlich zu einem weltweiten Rohstoff-Drehkreuz heran wachsen, denn hier trifft die richtige Infrastruktur auf Transportkapazitäten und den nötigen Rundum Service von der Finanzierung bis zur Versicherung.

Wie kann man als Anleger davon profitieren?

Folgende ETFs bieten sich an, um an einem Aufschwung der Region zu profitieren:
Der iShare MSCI Vereinigte Arabische Emirate – ETF (UAE) bildet den MSCI AII UAE Capped Index nach, der die gesamte Breite des Anlageuniversum Vereinigte Arabische Emirate zusammenfasst. Der Anlageschwerpunkt liegt mit knapp 50 Prozent bei Unternehmen aus der Finanzbranche. Der ETF hat auf Jahressicht knapp vier Prozent verloren, im Vergleich der S&P500 über 20 Prozent.

Dubai russische Rohstoffe

Kursdaten aus https://de.tradingview.com

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2 Kommentare

  1. Ich frage mich, welche Verbrechen die russischen Oligarchen in der EU begangen haben, dass ihnen zwar die Jachten beschlagnahmt werden, aber sie selbst nicht verhaftet werden. Oder werden sie nur deshalb enteignet weil es reiche Russen sind, aber sie selbst keine Straftat in der EU begangen haben? Solche Vorgehensweisen gab es vor vielen Jahren schon einmal, allerdings nur in Deutschland.
    Das aber nun alle Reichen der Welt, lieber ihr Geld nicht in der EU anlegen, ist verständlich.
    Was ist z. B. mit reichen Chinesen, wenn China Taiwan zurück ins Reich holen will?
    Ich denke, die haben dann ihr Vermögen und ihre Jachten lieber in Dubei.
    Wird Bill Gates auch die Jacht in Europa enteignet, wenn die USA das nächste Land überfallen?
    Nein(!?)
    Warum nicht?
    Kauft dann Europa auch kein Gas mehr bei den Amis?

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

    1. Sanktionen wurden nur gegen kremlnahe Oligarchen und Putinfreunde mit Verbindungen zu den Eliten der Kremlins verhängt, gegen die Oligarchen, die den Angriffskrieg unterstützen. Ihr Verbrechen ist also dasselbe wie das von Putin.
      Damit wird sichergestellt, dass sie das russische Regime nicht mehr mit ihrem Geld unterstützen können.

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