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Ein Plädoyer für Negativzinsen auf dem Sparbuch (verdammt gute Gründe!)

Bitte, bitte, bitte liebe Banken, führt endlich Negativzinsen auf dem guten alten Sparbuch ein. Ehrlich! Warum? Bitte lesen Sie weiter! Erst einmal vorab: Haben Sie auch schon gemerkt, dass ihre Bank...

FMW-Redaktion

Bitte, bitte, bitte liebe Banken, führt endlich Negativzinsen auf dem guten alten Sparbuch ein. Ehrlich! Warum? Bitte lesen Sie weiter! Erst einmal vorab: Haben Sie auch schon gemerkt, dass ihre Bank Ihnen in den letzten Wochen entweder Post geschickt hat, oder haben Sie einen Hinweis über Ihren Kontoauszugsdrucker bekommen? Einige Banken erhöhen ihre monatlichen Kontoführungsgebühren, andere Banken sind ein klein wenig kreativer, und führen z.B. Gebühren für die normale ec-Karte ein. Andere wiederum führen deftige Gebühren für beleghafte Überweisungen ein. So kann man es endlos fortsetzen.

Draghi Negativzinsen
EZB-Chef Mario Draghi am 2. Juni bei der EZB-Ratssitzung. Foto: EZB

Seien wir mal ehrlich: Jeder weiß es, keiner spricht es aber gerne öffentlich aus. Diese ganzen Gebührenerhöhungen sind Versuche der Banken den Negativzins der EZB nicht an ihre Kunden weiterreichen zu müssen. Denn es sieht einfach besser aus weiterhin 0% auf dem Sparbuch zu haben statt einen Strafzins. Dann doch besser irgendwelche Kontogebühren? Aber was sind die Folgen? Gerade die Bankkunden werden durch die aktuelle Gebührenpolitik bestraft, die gar keine Ersparnisse haben. Arme Rentner, Hartz4-Empfänger usw, die jeden Groschen drei Mal umdrehen müssen, sind jetzt mit teilweise deftigen Zusatzgebühren konfrontiert, die das monatliche Budget belasten.

Ja, da macht man sich keine wirklich Gedanken drüber – wohl erst recht nicht im EZB-Tower. Wer mit jedem Euro und jedem Cent kalkulieren musst, den treffen 5 oder 10 Euro Zusatz-Kontogebühr pro Monat schon richtig deftig! Auch ältere Menschen, die schlicht und einfach nicht damit klarkommen eine Überweisung mit endlos langer IBAN am Automaten einzugeben oder über das Onlinebanking, wollen weiterhin ganz normal Überweisungen auf einem Beleg ausfüllen. Sie zahlen jetzt bei immer mehr Banken dafür teilweise 1 Euro pro Überweisung. Auch das ist alles andere als schön: Die Perversität dahinter: Durch ihre aktuelle Politik verschonen Banken und Sparkassen die Menschen, die Geld besitzen (seien es auch nur Kleinstbeträge). Bestrafen tut sie aber alle Kunden, wovon gerade die übermäßig getroffen werden, die gar nichts haben.

Das wäre es doch ehrlicher und gerechter den Strafzins transparent und für jedermann sichtbar auf dem Sparbuch einzuführen – dann würden die Banken den EZB-Strafzins dorthin weiterleiten, wo er auch eigentlich hingehört. Dann sieht jeder Sparer in der Realität, wie sich die EZB-Politik für ihn auswirkt. Und ob man nun mehr Kontogebühren zahlt, oder als Alternative Negativzinsen auf dem Sparbuch hat: Es ist für den Sparer ein Nullsummenspiel: Nur ein Strafzins auf dem Sparbuch fühlt sich tausendmal schlimmer an! Und diese Transparenz von realen Negativzinsen auf deutschen Sparbüchern hätte noch eine andere Folgewirkung: Geschieht dies breit angelegt bei vielen Banken, geschieht was?

Richtig, der von Politik und EZB so gefürchtete „Bank Run“. Der Kunde macht nämlich das einzig Richtige: „Ach Mensch, ist zahle der Bank Geld dafür, dass ich ihr Geld leihe? Das lasse ich mir nicht gefallen, ab zur Kasse, Geld in bar abheben, und ab unters Kopfkissen damit!“ Die Folge so eines Bank Runs? Eine Erosion im Bankensektor. Selbst die gesündesten Sparkassen und Volksbanken in Deutschland würden in arge Probleme kommen, wenn Sparer massenweise Geld abheben. Soll und Haben müssen in der Bankbilanz immer im Gleichgewicht sein. Dann müsste die EZB die Banken in einer großen Notfallaktion mit Tageskrediten fluten, eine Art Notrettung am offenen Herzen. Das Bankensystem, wo Einlagen als Kredite wieder herausgereicht werden, wäre kaputt (wegen fehlenden Einlagen).

Was wäre dann die Folge? Manche Euro-Staaten (Deutschland? Österreich?) würden vielleicht endgültig die Geduld mit Mario Draghi verlieren, der mit seinen dauerhaften Negativzinsen das Bankensystem selbst in Deutschland endgültig zerstört hätte. Man könnte nämlich die europäischen Verträge in Sachen EZB neu verhandeln, und dafür sorgen, dass Draghi und Co aus ihrem Amt entfernt werden. Denn letztlich ist niemand wirklich unabhängig. Auch ein Notenbanker arbeitet auf der Basis von Gesetzen, die gewählte Politiker irgendwann mal beschlossen haben. Alternativ dazu könnte die EZB sagen „Mist, die Kunden ziehen massenweise Bargeld von den Banken ab. Lasst uns lieber schnell den Leitzins drastisch raufsetzen, dann können auch die Banken ihren Negativzins für Sparbücher in die Pluszone hochziehen.“

Also, wie man sieht: Das Einführen realer Negativzinsen auf dem guten alten Sparbuch könnte letztlich einen nachvollziehbaren „Bank Run“ auslösen, der so oder so zu einem Ende der Negativzinspolitik der EZB führen dürfte. Aber, wie man sieht: Das scheint längst noch nicht zu passieren. Denn die Banken heben lieber auf breiter Front die „Gebühren“ an. Denn die haben ja mit dem Zins nichts zu tun!



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5 Kommentare

  1. Ergänzung zur Perversität der Gebühren:

    Eine der größten Sparkassen Deutschlands verlangt bei der billigsten Gebührenvariante (1 von 3), nämlich
    Onlinebanking- da muss man aber wirklich a l l e s von zu Haus aus machen (auch ja nicht den Spk-Drucker benutzen) neben einer neu eingeführten jährlichen EC-Kartengebühr

    eine mtl Pauschale von 4,95E

    Und jetzt der Hammer:
    Für Kunden die der Sparkasse auch noch das teure Vergnügen bereiten, mindestens 1750E im Monat Geldeingang aufzuweisen, entfällt die Gebühr.
    Normal in der heutigen EZB-Zeit wäre es umgekehrt.

  2. Gut das sie es ansprechen, ich wollte noch bei der Sparkasse kündigen, leider etwas aufwendig sein Jahrzehnte langes Girokonto umzustellen aber es wird sich wohl finanziell lohnen.

    Kann man denn das Negativzins-System überhaupt noch umkehren ? Oder hätte das dann noch schlimmere folgen wenn die ganzen Schuldner ihre Raten aufgrund steigender Zinsen irgendwann nicht mehr ausgleichen könnten ?

    1. Bei einer kräftigen Zinserhöhung würden die Immobilien-, Aktien- und Anleihenmärkte einen beispiellosen Preissturz erleben. Die Staatsanleihen überschuldeter Regierungen könnten nicht mehr aus dem Steueraufkommen bedient und müssten abgeschrieben werden (Staatsbankrott).

    2. Nein kontowechsrlservice hat heute jede Bank !

      Dauer 10 min online .

      Nur die Konditionen RR neuen Bank vorher checken .

      Google nach :Ethikbanken. Gibt ca 5 in D

  3. Das beste ist:

    Auch Draghis Sohn Giacomo ist bei Morgan Stanley als Zinshändler tätig – ein klarer Interessenkonflikt des Notenbankers, der noch dadurch an Brisanz gewinnt, dass Morgan Stanley, seit Draghi EZB-Ratsmitglied und Präsident wurde, erstaunlich zuverlässige Vorhersagen über die Zinspolitik der EZB macht und dabei Milliarden mit Euro-Derivaten verdient hat.

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