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Trump als Symptom einer verdrängten Krise Eine Eloge auf Trump – Blasphemie oder Ehrlichkeit?

Trump Eloge
Foto: Bloomberg

Diese Eloge auf Donald Trump ist kein Versuch, eine Persönlichkeit zu verklären – sie ist ein Versuch, eine ökonomisch-politische Realität sichtbar zu machen, die in der aktuellen Debatte systematisch ausgeblendet wird. Wer sich mit Trumps Zollpolitik, seinen Kürzungen ineffizienter Programme oder seiner geopolitischen Rückzugslogik ernsthaft beschäftigt, erkennt schnell: Hinter der lauten Rhetorik steckt ein rationaler, fiskalischer Kurs – oft unbequemer, aber realitätsnäher als das, was von seinen Gegnern angeboten wird.

Trump: Warum Differenzierung überfällig ist

Es ist notwendig, zwischen Inszenierung und Inhalt zu unterscheiden. Trumps Kommunikationsstil mag polarisieren, ja abstoßen – doch politische Wirkung entsteht nicht im Stil, sondern im Strukturverhalten. Und genau dort setzt meine Eloge an: bei der Frage, wie ernsthaft der Westen seine ökonomischen Probleme noch angeht. Wer ständig über Tonlagen empört ist, aber keine Alternativen zur ausufernden Verschuldung, zur Deindustrialisierung oder zur imperialen Überdehnung bietet, betreibt – bewusst oder unbewusst – eine Verdrängungskultur.

Trump, so meine These, ist nicht die Bedrohung – sondern das Symptom einer verdrängten Krise. Seine Politik reagiert auf reale fiskalische Zwänge: Zinsen, Schulden, Rückgang der Reallöhne, Versorgungsdefizite, geopolitische Erschöpfung. Dass diese Reaktionen unbequem, teils radikal und sozial nicht ohne Nebenwirkungen sind, steht außer Frage. Doch sie sind zugleich ein Versuch zur strukturellen Kurskorrektur – und damit allemal diskussionswürdiger als das reflexhafte Festhalten an einem vermeintlich überlegenen Status quo.

Milei als Blaupause für Strukturpolitik

Ein Vergleich mit Javier Milei in Argentinien unterstreicht diese Argumentation: Auch dort war der Reformeinstieg brutal, sozial schmerzhaft – doch mittlerweile zeigt sich eine reale wirtschaftliche Erholung. Die Armutsrate sinkt, die Inflation ist eingedämmt, das Wachstum kehrt zurück. Ohne diesen Kurs wäre Argentinien im freien Fall geblieben.

Auch die USA stehen an einem Kipppunkt. Und auch hier braucht es strukturelle Eingriffe – nicht kosmetische Programme oder moralische Rhetorik. Trumps Kurs ist nicht perfekt. Aber er bricht mit der Illusion, dass der Westen sich seinen Wohlstand in die Zukunft retten kann, ohne seinen inneren Zustand zu ändern.

Diese Eloge ist daher kein Lobgesang auf Trump. Sie ist ein Appell zur Differenzierung. Zur politischen Reife, die erkennt: Auch unbequeme Akteure können strukturell das Richtige anstoßen. Wer über Politik urteilen will, muss bereit sein, sich vom persönlichen Affekt zu lösen – und die ökonomische Realität wieder in den Mittelpunkt zu stellen.

Eine Eloge auf Trump – Blasphemie oder Ehrlichkeit?

„Turnarounds gelingen nur mit Strukturbrüchen – Zölle sind kein Dogma, sondern Werkzeug.“

In der Tat, die Diskussionsschwerpunkte haben sich, zumindest im Westen, um 180 Grad – keinesfalls um 360 Grad – gedreht. Der Westen ist zweigeteilt, eventuell sogar fragmentiert. Ja, „die Zölle“ sind zum beherrschenden Thema geworden. Wer sie gutheißt, gilt rasch als „Trumpist“. Sicherlich rechtfertigt die Zollpolitik allein keine Eloge auf Trump – oder doch?

Was auffällt, ist, dass der Betrachtungshorizont beim Zollthema ausgesprochen kurzfristig ist. Das erinnert an die ersten Reaktionen auf Mileis Maßnahmen in Argentinien – auch dort waren die Kommentare in Europa zunächst überwiegend negativ. Heute, da ein Wirtschaftswachstum von 5,5 % prognostiziert wird, schweigt man auffällig. Von sozialen Problemen liest man kaum noch etwas. Dabei zeigt gerade Argentinien: Ein Turnaround ist möglich – aber nur über massive wirtschaftliche und gesellschaftliche Strukturveränderungen. Das scheint Milei, zumindest vorerst, gelungen zu sein.

Argentinien unter Milei:
• Armutsrate (H1 2024): 53 % (höchster Stand seit 2003)
• Armutsrate unter Rentnern: von 13,2 % (2023) auf 30,8 % (2024)
• Inflationsrückgang: von >250 % auf unter 110 %
• Wirtschaftswachstum 2025: +5,5 % (IWF)
• Proteste: regelmäßig, vor allem von Rentnern
→ Strukturreformen wirken langfristig – trotz schmerzhafter Übergänge

Strukturpolitik und Schulden – Die USA unter Druck

Überträgt man dieses Szenario auf die USA, zeigt sich, dass das Land noch am Anfang einer solchen Strukturveränderungsphase steht. Die Zollpolitik ist dabei zweifellos ein Teil dieses Kurswechsels. Die berechtigte Frage lautet jedoch: Ist sie tauglich? Im „Rest-Westen“ ist die Meinung klar und eindeutig: Sie sei verwerflich. Diese Schlussfolgerung ist allerdings nur dann legitim, wenn weniger emotional und stattdessen faktenbasiert über Alternativen diskutiert wird. Zulässig wäre auch, zu prognostizieren, was passiert, wenn es keine signifikanten Veränderungen gibt.

Wirtschaftsökonomen wie Prof. Sinn warnen seit Langem vor den strukturellen Folgen ausufernder Staatsverschuldung – auch in den USA. Dennoch glaubt der Rest-Westen weiterhin daran, dass sich der volkswirtschaftliche Turnaround ohne tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandel bewerkstelligen lässt – ein Irrglaube. Viele halten an der Idee fest, dass „Manna vom Himmel“ falle.

Trump scheint der einzige Staatslenker zu sein, der die aktuelle Gefahr für sein Land klar und deutlich sieht. Er hat erkannt, dass diese anstehende gesellschaftliche Transformation, bedingt aus den Versäumnissen der letzten Jahrzehnte seinem Volk viel abverlangen wird. Zudem kommt noch die KI-Transformation. Dass er aktuell seinen Fokus auf den arabischen Raum setzt, macht ebenfalls deutlich, dass er nach neuen wirtschaftlich geprägten Allianzen sucht.

DOGE – Verdammt und doch notwendig

Neben der Zollpolitik hat Trump auch ein Effizienzprogramm („Department of Government Efficiency“) gestartet. Die erwartbare Reaktion des Westens: Empörung über den Rückzug aus Programmen wie USAID oder DOGE. Viele Kritiker äußern sich klammheimlich oder offen schadenfroh über die steigende US-Verschuldung. Doch diese Reaktion ist irrational. Denn mit jedem Anstieg der Schulden steigt nicht nur das Risiko eines ökonomischen Schocks – auch der Zeitrahmen bis dahin verkürzt sich dramatisch. Dass gerade in Deutschland solche Häme aufkeimt, ist unverständlich. Ich will mir einen Kollaps der USA nicht vorstellen.

Das DOGE-Programm wird vom Westen belächelt oder verurteilt – dabei ist es ein zwingender Schritt in einer überdehnten Staatsökonomie. Trump hat damit nicht nur Symbolpolitik betrieben, sondern begonnen, ineffiziente Strukturen radikal zu hinterfragen – etwa bei der Sozialversicherung, wo erste Reformansätze bereits greifen. Genau hier zeigt sich politische Reife: Statt neuer Schuldenpakete setzt DOGE auf Effizienz, Klarheit und fiskalische Tragfähigkeit.

Was bei uns reflexartig als „Sozialabbau“ diffamiert wird, ist dort ein vorsichtiger Neuanlauf, um das System zu retten. Wer darüber nur spottet, ignoriert die Realität: Auch Deutschland braucht ein eigenes DOGE – ob es will oder nicht.

Dass einzelne Maßnahmen – etwa bei der Sozialversicherung – derzeit noch nicht rund laufen, ist unbestritten. Doch wer daraus schließt, dass keine Reform nötig sei, verkennt die Lage. Die Alternative zum Umbau ist nicht Stabilität – sondern das allmähliche Unwirksamwerden der sozialen Systeme selbst. Man wird sehen müssen, welche konkreten Ergebnisse das DOGE-Programm bis Jahresende tatsächlich liefern kann.

Im Gegenteil: Der Rest-Westen könnte das DOGO-Programm als „Vorlage“ nehmen, um die Vor- und Nachteile klar bewerten zu können. Denn gerade auch Deutschland wird nicht umhinkommen, ein eigenes „DOGO“-Programm aufzulegen. Schon aus diesem Grund muss auf die kommenden Einschnitte hingewiesen werden:
USA: Schulden und Haushalt 2024:

• Staatsverschuldung: > 34 Billionen US-Dollar
• Zinslast 2024: > 1 Billion USD jährlich
• Militärausgaben: ca. 880 Mrd. USD
• Haushaltsdefizit: ca. 6 % des BIP
→ Warnsignal: Zinskosten erstmals höher als Militärbudget
→ Haushaltspolitik unter Druck – Reformkurs als einzige Option

Hier der Versuch eines synoptischen Vergleichs zwischen was tun und nichts tun. Eine solche Bewertung sollen Alle vornehmen, die nur auf einer „Seiten“ stehen. Auch die Folgen von Maßnahmen sind zu bewerten.

Szenarienvergleich USA 2030 – Mit strukturellem Kurswechsel versus ohne Kurswechsel

– Ohne strukturelle Maßnahmen: Statsschulden >130 % bis 2030, exponentiell steigend

– Zinslast explodierend, Zinsausgaben > Verteidigung

– Deindustrialisierung, Importabhängigkeit

Mit strukurellen Maßnahmen: Staatsverschuldung stabilisierbar bei 120–125 % des BIP

– Zinslast kontrolliert, aber hoch (1,1–1,3 Billionen $)

– Staatsfähigkeit teilweise wiederhergestellt durch Kurswechsel

– Produktivität & Wachstum Reindustrialisierung & Schub durch KI/Tech

Der blinde Fleck Europas – Zwischen Analyseverweigerung und Moralkritik

Gerade Deutschland wäre mit seiner Nachkriegsgeschichte prädestiniert, Konzepte zu entwickeln, wie der Westen aus dieser Situation herauskommt. Doch weder kann noch will der Rest-Westen diese Debatte führen. Frei nach Machiavelli: Wenn der Fürst im Inneren keine Lösung findet, beginne er einen Krieg im Äußeren. Diese enge, fokussierte Sichtweise, gepaart mit einer unüberschaubaren Detailverliebtheit, führt oft zu atemberaubend eindimensionalen Schlussfolgerungen: Trump macht alles falsch. Niemand wagt mehr den strukturellen Weitblick.

Derweilen gibt es auch in Deutschland warnende Stimmen, so etwa Wirtschaftsweise Prof. Dr. Veronika Grimm. Sie warnt: Deutschland lebt über seine Verhältnisse.

Sie fordert: weniger Sozialausgaben, echte Rentenreform, keine neuen Schuldenpakete.
Statt Symbolpolitik brauche es mehr Innovation und weniger Bürokratie.
Ihr Appell: wirtschaftliche Realität statt Wunschdenken.
EU und Deutschland im Vergleich (2024):
• EU-Gesamtverschuldung: ca. 90 % des BIP
• Deutschland: ca. 65 %, aber stark investitionsschwach
• EZB-Zinspolitik: restriktiv bei gleichzeitig schwächelnder Konjunktur
• Deindustrialisierungstendenzen: sichtbar in Schlüsselbranchen
→ Auch Europa muss sich entscheiden: Strukturwandel oder Verfall?

USA – EU/Deutschland – BRICS++

Gerade die BRICS++-Staaten bauen parallel an einer geoökonomischen Gegenwelt – mit Fokus auf Rohstoffsicherung, eigenständige Zahlungsinfrastrukturen und wachsender Techniksouveränität. Hieraus erwachsen strukturelle Alternativen, die den Druck auf den Westen weiter erhöhen werden.
Betrachten wir zusätzlich noch die BRIS++Staaten dann wird schnell deutlich, dass auf uns große Herausforderungen zu kommen.

Diese Eloge ist daher kein Lobgesang. Sie ist ein Appell zur Differenzierung. Zur politischen Reife, die erkennt: Auch unbequeme Akteure wie Trump können strukturell das Richtige anstoßen. Wer über Politik urteilen will, muss bereit sein, sich vom persönlichen Affekt zu lösen – und die ökonomische Realität wieder in den Mittelpunkt stellen.



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8 Kommentare

  1. Moin, moin,

    sehr guter Artikel. Das schaut nach echter Mühe aus.

    Trump versucht auf alle Fälle aus dem Teufelskreis der bisherigen Politik der USA auszubrechen. Ob das am Ende gelingt, bleibt offen. Aber was wäre ohne eine Änderung in der US-Politik? Weiter so bis in den Untergang? Dieses „Weiter so“-Modell fahren die Europäer. Sie merken nicht, dass ihnen die Felle weg schwimmen.

    Und immer lauert die einfache Gleichung: Ausgaben = Einnahmen. Das kennt jeder sicher aus eigener Erfahrung. Für bürgerliche Mitleser könnte die Gleichung auch so lauten: Ausgaben = Einnahmen – 20% Sparrate. Kurzfristig sind „gute“ Schulden sicher kein Problem, aber auf lange Sicht kommt es zur Explosion. So geht es nicht.

    In Europa merken immer mehr Länder, dass es mit dem woken links-grünen Brüssel nichts werden wird. Daher wird m.E. dann der „Ausstieg“ aus der EU kommen. Orban voran. Wir folgen.

    Fazit: Tun und machen. Garantien gibt es leider nicht für das Ergebnis. Aber nichts tun und machen bringt den Untergang.

    1. Orban kann sich nicht einen Ausstieg aus der EU leisten, genau wie alle anderen auch nicht. Selbst die Briten versuchen schon wieder an die EU-Fleischtöpfe ran zu kommen. Die EU ist eine der wenigen Organisationen, die noch nicht bis zur Oberlippe verschuldet ist. Erst wenn die EU nicht mehr von den nationalen Politikern gemolken werden kann, wird sie untergehen.

      1. Die EU besitzt ja auch keine eigene Kreditwürdigkeit / Bonität, sondern bestenfalls die der zugehörigen Staaten, die ja allesamt bis zur Halskrause verschuldet sind.

  2. Trump bedient vor allem seinen Narzissmus. Dass er einen übergeordneten Plan hat, ist nicht zu erkennen. Er richtet nicht nur wirtschaftlichen und ökologischen Schaden an (Zölle, Steuersenkungspläne in den USA, fossile Energien etc.), sondern zerstört auch Eckpfeiler der Demokratie, beschädigt die Wissenschaft und lässt außer eigenen „Wahrheiten“ keine anderen gelten. Bei aller wirtschaftlichen Notwendigkeit für gravierende Änderungen steuern die USA politisch auf einen absolutistischen Staat zu. Man tauscht also eine (angeblich) angestrebte wirtschaftliche Gesundung gegen ein totalitäres Politiksystem. Worin liegt da der Vorteil? Trump und seine Clique haben vor allem den persönlichen Vorteil im Auge, schätzen das Rechtssystem nur, wenn es in ihrem Sinne entscheidet oder ihnen nutzt und sind keine Lösung, sondern eine Gefahr und globale Belastung für das freie Denken!

  3. Dass es in Deutschland – wohl auch in Europa – nicht so weitergehen sollte, ist an der seit 2017 abnehmenden Produktivität und seit 3 Jahren am Minuswachstum ersichtlich. Allein die Mehrarbeit der Beschäftigten zu fordern ist Unsinn, da die sozialen und strukturellen Fehlentwicklung damit nur zementiert werden. Deren Beseitigung ist mit der verhätschelten, großteils in einer sozialen unwirklichen Blase lebenden Bevölkerung m.E. nicht machbar – im Gegensatz zur US-Bevölkerung, die weitgehend der Härte des Daseins schon immer ausgesetzt war und ist. Wie in Argentinien muß das Land/Europa voll an die Wand fahren, bis sich die Erkenntnis durchsetzt, dass ein anderes ökonomisches System nur besser sein kann.

  4. Trump will die Kosten der eigenen Politik aufs Ausland abschieben, um Steuern weiter senken zu können. Das ist keine Kurskorrektur, sondern ein „weiter so“, auch wenn das Wasser schon bis Oberkante Unterlippe steht. Funktioniert das nicht, dann folgt der Staatsbankrott.

  5. Trump ist ein alter Mann, der sich nur noch seine eigenen Felle sichern will, nachdem er der Strafverfolgung entkommen konnte. Auch seine treuesten Unterstützer haben eher kriminelle Ziele und brauchen genau so einen Präsidenten, der mit Begnadigungen das Rechtssystem lächerlich macht. Proud Boys, Qanon, KKK-Sympathisanten, unchristliche Evangelikale Hassprediger, Verteidiger der weißen Vorherrschaft, Nazis, Oligarchen. Alle halten wenig von Demokratie, Gleichberechtigung und Rechtsstaat. Alle diese Gruppen haben irgendwen als Feindbild, den sie mithilfe von Trump bekämpfen wollen. Auch dann wenn Trump ihnen selber schadet. Dass die Anderen dieselben Rechte haben wie man selber hat, geht gar nicht. Vor allem dann nicht, wenn die Anderen auch noch immer mehr werden, etwa durch Migration. Wobei auch Migranten für Trump waren, vor allem jene aus Kuba und Venezuela, weil diese vor Kommunisten geflohen sind und sich das Gegenteil wünschen. Die wählten statt Regen die Traufe. Natürlich lebt man als weißer Rassist schöner und besser in einem Land, in dem die Anderen nichts zu sagen haben, also wäre ein Apartheitsstaat besser. Dort wo Elon Musk privilegiert groß geworden ist, holt er sich weitere „unterdrückte“ Rassisten zur Unterstützung. Natürlich sind Demokratie und Rechtsstaatlichkeit für alle Rassisten und Verbrecher schlecht, wenn die Anderen eine Mehrheit bekommen könnten. Alle skrupellosen Egoisten im Land brauchten einen Anführer und haben einen gefunden, der auf sie hört. Darum geht es in erster Linie.

    Damit solche Ziele wirklich durchsetzbar werden braucht es auch noch die Gleichschaltung einer Mehrheit von Politikern. Was wegen Korruption im gesamten politischen System nicht so schwierig war. Auch Demokraten sind schuld daran und ducken sich nun weg, wo erkennbar wird, was sie mit angerichtet haben. Aber geschlossener und obrigkeitshöriger sind Republikaner, von denen offensichtlich einige nicht mal lesen, wofür sie im Kongress stimmen und sich dann wundern, dass sie kritisiert werden. Andere fühlen sich gezwungen und haben Angst vor Vergeltung, wenn sie die verfassungswidrigen Machenschaften nicht mitmachen. Denn wer einmal korrupt war, der muss das weiterhin sein, sonst könnte das auffliegen. So viel zum politischen System, das gewiss einer Reform bedürfte. Aber nicht einer Machtergreifung.

    Dann braucht es noch die Propaganda, um das alles schönzureden für die normalen Leute. Um sie anzulügen, damit niemand merkt, worum es wirklich geht. Also eine trumptreue Presse und Fernsehsender, die das mitmachen. Wer nicht mitmacht wird vom Regierungsgeschehen ausgeschlossen, bedroht und verklagt. So erreicht man die Gleichschaltung der Medien. Und nur hierfür braucht es solche „logische“, „vernünftige“ Erklärungen der Politik, von denen auch dieser Artikel infiziert ist. Um mittels unhaltbarer Heilsversprechen und angeblicher Alternativlosigkeit, massive Schäden und Unrecht zu rechtfertigen. So geht das Spiel der Propaganda, das man auch hier schon gelernt hat. Zusätzlich werden ständig unrealistische aber skandalöse Themen losgetreten (Grönland, Panama), damit sich niemand Gedanken macht über die tatsächlichen Veränderungen im Land.

    Was ist eigentlich das Problem?

    1. China ist erfolgreicher als USA, ja. Aber soll man es deshalb so wie China machen? Also Niedriglöhne und autoritäre Führung, damit man die Wirtschaft im Griff hat und weltweit wieder konkurrenzfähig wird. Viel Spaß, wenn amerikanische Arbeiter die Chinesischen im Fleiß überbieten oder beim Lohn unterbieten sollen. Aber es ist ein Ziel, die Produktion wieder selber zu machen. Das ist jedoch ein Wettlauf hin zu den niedrigsten Löhnen, um wieder konkurrieren zu können. Die Alternative dazu wäre Forschung, um mit fortschrittlicher Technik effizienter zu produzieren und so die hohen Löhne zu rechtfertigen und trotzdem konkurrenzfähig zu werden. Das ist für Trump keine Alternative, er hält Forschung für überflüssig und in Universitäten sind lauter Leute, die nicht auf seine Propaganda hereinfallen. Also bleibt nur der Weg zum Niedriglohnland USA.

    2. Deindustrialisierung. Unter Biden wurden mittels Subventionen Firmen ins Land geholt mit dem Ziel Wirtschaftswachstum nach der Pandemie. Doch Trump hat das nicht weiterverfolgt und glaubt, die Firmen in die USA zwingen zu können mittels Zöllen. Also viel Spaß bei den Firmen, die in die USA gingen, weil hier alles so schlecht ist und es dort mehr Subventionen gab. Die bezahlen nun Zölle für importierte Rohmaterialien und Bauteile. Ihr ehemaliger Absatzmarkt wird Gegenzölle erheben, so dass der Subventionsvorteil unter Biden zum doppelten Nachteil unter Trump wird. Zölle und Gegenzölle werden eher Firmen vertreiben als anlocken. Denn der Absatzmarkt außerhalb den USA ist größer als der innerhalb. Einziges Lockmittel sind noch die geplanten Steuersenkungen. Deren Finanzierung ist aber jetzt schon gescheitert, so dass sie die Staatsverschuldung weiter belasten werden.

    3. Die Staatsverschuldung ist bisher schon übertrieben worden. Einer Milchmädchenrechnung zufolge braucht es weniger Ausgaben und mehr Einnahmen. Einsparungen von Musk haben wohl mehr geschadet als eingespart. Mehreinnahmen wären Steuererhöhungen, aber die Republikaner waren immer schon gegen Steuererhöhungen und wollen ihr Versprechen weiterhin halten. Mit Zöllen haben Republikaner kein Problem, obwohl auch sie eine Steuer auf ausländische Produkte ist, die die Amerikaner zusätzlich bezahlen müssen. Also Zölle, weil andere Steuern unbeliebt sind. Man darf nur niemandem sagen, wer die zahlt. Dann können die Republikaner dafür stimmen entgegen ihrer Grundeinstellung. Jedoch sind Zolleinnahmen viel zu gering, um die Staatsverschuldung zu reduzieren. Diese wird trotzdem steigen, vor allem mit den geplanten weiteren Steuersenkungen.

    Was die Staatsverschuldung effektiv senken kann wäre eine lange Zeit dreistelliger Inflation, wie in Argentinien. Das schwächt die Währung und senkt den Wert der Löhne sowohl im Inland als auch im internationalen Vergleich. So eine schwache Währung kann natürlich nicht Weltreservewährung sein, weshalb der Absturz recht massiv wäre. Aber hinterher könnte einer wie Milei die Lorbeeren ernten, wenn man als Billiglohnland wieder konkurrentfähig ist. Trump hat ja bereits den Amerikanern versprochen, dass sie so viel Geld haben werden, dass sie nicht mehr wissen, wohin damit. Auch in Deutschland gab es schon Zeiten, als man mit einer Schubkarre voll Geld zum Bäcker fuhr, um Brot zu kaufen. Weil alles Andere nicht realistisch ist, wäre Hyperinflation am Ende die Lösung. Wenn alle Milliardäre werden hat Trump auch alles richtig gemacht. Um deshalb die Inflation wieder anzukurbeln soll Powell die Zinsen senken. Denn das ist das Ziel. Nicht was man sagt, sondern was man tut ist die Wahrheit.

    4. Geostrategische Probleme. China ist auch Militärmacht und gemeinsam mit Russlands Atommacht wäre es insgesamt stärker als USA. Angeblich deshalb will Trump Russland auf seiner Seite haben. Natürlich eher deshalb, weil Russland ihn früher vor einem weiteren Bankrott gerettet hat und zu viel weiß über ihn. In dem Fall das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden schadet ja nur Ukraine und Europa. Ferner ist es nützlich für Atomabrüstungsverhandlungen im nächsten Jahr. Die sind Trumps Oligarchen sehr wichtig. Denn mit viel Geld können Sie vor jeglicher Verantwortung fliehen, aber einem Atomkrieg könnten auch sie nicht entkommen. So ist es eher Zufall, dass Trump etwas richtig zu machen versucht, wenn auch auf Kosten der Europäer. Aber ich denke, dass auch diese Rechnung nicht aufgeht. Russland ist ja nicht dumm und lässt sich nicht so einfach übertrumpeln. Eher umgekehrt, weil Trumps Verhandler dort ohne Berater und ohne eigenen Übersetzer erscheint. Also egal was vereinbart wurde, es zählt sowieso nur was man sich einbildet, dass vereinbart wurde. Ob das eine gute Verhandlungstaktik ist, wenn der Andere Atomwaffen hat?

    1. Gute Analyse! Sollten sich die „Trump-Jünger“ mal ansehen. Ob die das verstehen würden in ihrer eigenen „Wahrheitsblase“, steht aber auf einem anderen Blatt…..

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