Allgemein

Konsumenten im Kaufstreik Einzelhandel schreit nach Hilfe – Pleitewelle droht

Der deutsche Einzelhandel schreit nach Hilfe. Eine Pleitewelle droht. Und das Konsumklima fällt ins Bodenlose.

Mann schaut in Supermarktregale

Das Konsumklima der Deutschen stürzt weiter ins Bodenlose. Das zeigte dies Woche das GfK-Konsumklima. Das Tief aus Corona-Zeiten ist nichts dagegen. Hohe Energiekosten und die allgemein hohe Inflation (Lebensmittelpreise +18,7 Prozent) sorgen offenbar immer mehr zum Kaufstreik der Konsumenten. Das sah man auch an der Insolvenz der Schuhkette Görtz vor drei Wochen – die Käufer bleiben schlicht und einfach zuhause. Der Einzelhandel ist in Aufruhr.

Exemplarisch schauen wir am Ende des Artikels auf einen Börsenchart. Denn bekanntlich preist die Börse realwirtschaftliche Entwicklungen immer viel früher ein. Erkennt man das auch am Chart, der den Kursverfall der Zalando-Aktie zeigt? Seit Anfang 2021 ist der Aktienkurs 78 Prozent gefallen. Als Vergleichsmaßstab haben wir den ifo-Geschäftsklimaindex als orange Linie dazu gelegt – eine gut passende Korrelation. Wer Geld sparen muss für Essen und Heizen, der wird wohl kaum noch daran denken überflüssige Shopping-Ausflüge auf der Zalando-Webseite und anderen Shopping-Portalen zu unternehmen?

Alarmierende Aussagen für die Lage im Einzelhandel

Der Spiegel schreibt heute „Händler schicken Brandbrief an Habeck“, und meint damit den Einzelhandelsverband HDE. 16.000 Geschäfte stünden in diesem Jahr vor dem Aus! Der HDE feuert derzeit fast schon im Tagesrhythmus Meldungen raus über die verzweifelte Lag im Einzelhandel. Vorgestern titelte der HDE in seiner Meldung „Einzelhandel gerät an Belastungsgrenze und bekräftigt Forderung nach Wirtschaftshilfen“. Man schreibt: Angesichts der aktuellen Energiekrise und der Auswirkungen steigender Energiekosten mahnt der Handelsverband Deutschland (HDE) rasche staatliche Unterstützung für den Einzelhandel an. Der Verband bekräftigt seine Forderung nach temporären und schnell wirksamen Wirtschaftshilfen. Die Branche stoße ohne staatliche Unterstützungsmaßnahmen an ihre finanzielle Belastungsgrenze.

Der HDE schreibt weiter, Zitat: „Händlerinnen und Händler sehen sich schon heute in ihrer wirtschaftlichen Existenz bedroht. Sie leiden unter dem Kostenschock durch die Energiekrise“, so HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Aufgrund der wirtschaftlichen Folgen der anhaltenden Pandemie sei die Verunsicherung in der Branche bereits groß. Die Energiekrise setze den Unternehmen zusätzlich zu. „Es ist gut, dass die Bundesregierung bereits über die dringend notwendigen Unterstützungsmaßnahmen für Unternehmen berät. Doch die Zeit drängt“, betont Genth.

Der HDE fordert die Ausgestaltung eines Maßnahmenpakets zur Dämpfung der Energiekosten, das alle betroffenen Unternehmen einschließt. „Bislang sind weite Teile der Wirtschaft wie der Einzelhandel von den Entlastungsmaßnahmen ausgenommen. Hunderttausende kleine und mittlere Betriebe stehen in der schwierigen Zeit allein da. Das muss sich ändern“, so Genth weiter. Nicht nur energieintensive Unternehmen sollten direkte Unterstützung erhalten. Wichtig sei zudem die maximale Ausweitung des Energieangebots unter Nutzung von Kohle, Kernenergie und Erneuerbaren. Auch die temporäre Deckelung des Strompreises sei ein sinnvolles Instrument. Ein Strompreisdeckel mache den Grundbedarf für Endverbraucher bezahlbar und könne Haushalte und Unternehmen deutlich entlasten.

„Für besonders betroffene Unternehmen sind wirksame Härtefallhilfen gefragt“, so Genth. Die bislang beschlossenen Entlastungsmaßnahmen für Unternehmen federten die Auswirkungen der steigenden Energiekosten nicht ansatzweise ab. Auch die Gasumlage erhöhe die Belastung weiter und müsse daher gestoppt werden. „Die Energiekrise lässt den Einzelhandel mit großer Sorge auf die bevorstehenden Monate blicken. Ohne wirksame Entlastungsmaßnahmen droht vielen Handelsunternehmen das Aus“, so Genth.

Gestern schrieb der HDE dann: 60 Prozent der Kunden schränken sich beim Einkauf wegen den steigenden Preisen ein. Staatliche Unterstützung für Handelsunternehmen sei gefordert. Die Konsumstimmung sei seit Monaten im Keller, die Kundinnen und Kunden seien mit Blick auf die großen Unsicherheiten bei Energie und Preisen sehr zurückhaltend. Die im Auftrag des HDE unter Verbraucherinnen und Verbrauchern durchgeführte repräsentative Studie macht deutlich, wie groß die Verunsicherung ist. So machen sich zwei Drittel der Befragten angesichts der anstehenden Rechnungen für Strom und Wärme große Sorgen. 60 Prozent geben an, beim Lebensmittelkauf verstärkt Sonderangebote zu nutzen, 46 Prozent verzichten auf den Kauf bestimmter Produkte, und knapp ein Drittel kauft insgesamt geringere Mengen. Generell sagen 60 Prozent, sie müssten sich aktuell beim Einkauf einschränken, um mit ihrem Geld auszukommen.

Für die kommenden Monate richten sich angesichts der Preisentwicklungen laut HDE 76 Prozent der Kunden darauf ein sparsamer einzukaufen. Besonders stark wollen sich die Bezieher geringer Einkommen einschränken. Im Einzelhandel trifft es laut der Umfrage dabei insbesondere den Bereich Mode und Bekleidung. Hier planen knapp drei Viertel der Befragten mit Einsparungen, im Bereich Wohnen und Einrichten sind es mehr als 60 Prozent. Insgesamt geben 71 Prozent an, weniger oder günstiger einzukaufen, obwohl sie es sich aktuell eigentlich noch leisten könnten, unverändert Geld auszugeben.

Nicht nur sogenannte energieintensive Unternehmen dürften eine direkte Unterstützung erhalten. Der Rettungsschirm des Staates für Unternehmen muss laut HDE entsprechend ausgeweitet werden, die gesamte Wirtschaft sei von den steigenden Kosten betroffen. Förderinstrumente müssten so geöffnet werden, dass alle Unternehmen, die von den steigenden Energiekosten existenziell betroffen sind, davon profitieren könnten. Man brauche Wirtschaftshilfen, die für alle betroffenen Unternehmen gelten, die jetzt und in den kommenden Monaten aufgrund steigender Energiekosten das Kriterium eines Anteils von drei Prozent der Energiekosten am aktuellen Umsatz erfüllen.

FMW-Kommentar: Wird es für den Einzelhandel einen eigenen Rettungsschirm geben nach dem nun anstehenden Deckel für Energiepreise? Oder wird die Politik versuchen es zu regeln über die Ausweitung von Kurzarbeitergeld und die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht, wie zu Corona-Zeiten? Man darf aber daran zweifeln, ob das in diesem Fall reichen wird. Denn die Kaufzurückhaltung der Konsumenten dürfte erst einmal anhalten.

Zalando-Kursverlust und ifo-Index Chart: TradingView



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

17 Kommentare

  1. Das die Grünen nun wieder Kohlekraftwerke anheizen, Frackinggas verheizen, die Atomkraft weiter benutzen, ist ja sicherlich notwendig, aber keine grüne Technologie. Also bleibt nur noch Konsumverzicht.
    Oder?

    Die Klimakrise lösen – mit Konsumverzicht oder grünen Technologien?
    https://utopia.de/ratgeber/klimakrise-loesen-konsumverzicht-oder-technologie/

    Bleibt noch die Frage.
    Jetzt wird die Hälfte des Strom aus „Erneuerbaren“ erzeugt und kostet eine Menge Geld.
    Was kostet denn der Strom, wenn 2/3 des Strom aus „Erneuerbaren“ hergestellt wird?
    Oder 100 %.

    Viele Grüße aus Andalusien
    Helmut

    1. @Helmut
      Das kann Ihnen doch sicher jeder Hilfsschüler ohne Taschenrechner ausrechnen.
      Wenn nicht, fragen Sie einfach Ottonorma, der weiß alles.

      1. Hallo Jonas Tobsch,
        das schon, aber ich hätte mal gerne gewusst, wie die Grünen es rechnerisch begründen, dass dann Energie ganz, ganz preiswert wird, wenn nur noch mehr „Erneuerbare“ vorhanden sind.
        Dafür reichen irgendwelche Rechenkünste von Hilfsschüler oder Mathematiker nicht aus. Dafür muss man ganz, ganz tief in der Ideologie der Grünen stecken.

        Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  2. Es wird noch ekelhafter : Ich hatte es schon vor Monaten mal in einem anderen Forum gebracht :
    Die Gaslieferungsverträge mit Russland sind take-or-pay Verträge. Das ist üblich. Heißt der Besteller muss bezahlen auch wenn er nichts abnimmt. Das wören im NS Fall 40 Mrd.m³ pro Jahr Gas die bezahlt werden müssen. Wegen der Sanktionen konnte kein Gas geliefert werden.
    Und Russland hat darauf einen Rechtsanspruch

    1. @ottonorma
      Haben Sie dieses andere Forum auch so penetriert und überflutet?
      Hat man Sie dort rausgeschmissen oder schaffen Sie es, auch mehrere Plattformen am Tag abzuarbeiten?
      Sind Sie auch auf den (a)sozialen Hetzwerken aktiv?

      Sie werden doch wohl nicht ernsthaft glauben, dass irgendjemand bezahlt, wenn Gazprom nicht liefert. Ganz im Gegenteil ist Gazprom nun schwer bei seinen Vertragspartnern verschuldet.

      Sehen wir uns erst einmal an, wie Gazprom selbst die Klausel definiert: „Der Produzent bzw. Lieferant übernimmt die Verpflichtung, Erdgas bis zu einer im Vertrag bestimmten maximalen Menge zu liefern, und der Käufer verpflichtet sich, auf jeden Fall einen bestimmten Teil dieser Mengen zu bezahlen, unabhängig davon, wieviel er tatsächlich im vereinbarten Zeitraum abgenommen hat.“
      http://www.gazprominfo.de/terms/take-or-pay/

      Der Lieferant muss also erst einmal bis zu einer gewissen Maximalmenge liefern.
      Ein Lieferstopp durch Russland stellt einen wichtiger Grund zur fristlosen Kündigung durch die deutschen Importunternehmen dar.

      Die Verträge mit Gazprom beinhalten Take-or-pay Klauseln, ABER auch Delivery-or-Pay Klauseln. Das bedeutet, dass im Falle eines Lieferausfalls durch Gazprom letztere zur Anwendung kämen. Dann würde man die nicht gelieferte Menge mit den aktuellen, sehr hohen Gaspreisen multiplizieren. Daraus würden sich für die Gazprom Verbindlichkeiten von vielen hundert Mrd. € pro Jahr, zusätzlich zum Erlösentfall ergeben.

      Unabhängig davon, liegt im Falle von Sanktionen Höhere Gewalt vor, die von allen Verpflichtungen entbindet.

      1. Kann ich doch nichts dafür wenn Ihnen nichts einfällt zu schreiben. Oder gibt es hier eine Begrenzung ? Nein auf den Propagandamedien bin ich nicht unterwegs. Die Sanktionen wurden für die Lieferung der Turbine nicht aufgehoben. Phantasieren Sie nur weiter

        1. Hallo Ottonorma,
          da können Sie hier schreiben was sie wollen.
          Die es nicht glauben wollen, glauben noch nicht einmal dem Regierungsfernsehen, wenn sie es zugeben müssen.

          An Gazprom gebunden: Wie entkommt Deutschland Gas-Knebelklauseln mit Russland? – WiWo

          https://amp2.wiwo.de/unternehmen/energie/an-gazprom-gebunden-wie-entkommt-deutschland-gas-knebelklauseln-mit-russland/28288364.html

          1. Aber Helmut, wie können Sie so etwas bringen und dann noch als Quellverweis den mainstream ? Sie erlauben sich dem schlauen Ras Putin zu widersprechen, ihm dem „messerscharfem“ Faktenwiderleger ?
            Genau der Hinweis auf die take-and-pay Verträge wurde bereits im April diskutiert. Klar wird die Regierung versuchen da rauszukommen, bzw. da das Verhältnis zu Russland sowieso kaputt ist, wird einfach nicht bezahlt, mit irgendwelchen Begründungen die sich immer finden lassen. Hoffentlich wird das dann kein Zeichen für den Rest der Welt, auf Deutschland sei Verlass.

          2. @Helmut
            Neben dem Hinweis auf Höhere Gewalt gefällt mit in dem WiWo-Artikel folgender Satz am besten:
            „Wenn der Fall eintritt, das Wladimir Putin Gazprom anweist, die Gaslieferungen nach Deutschland einzustellen und nicht mehr zu liefern, dann ist das ein Bruch der Verträge. In der Regel wäre das auch ein wichtiger Grund zur fristlosen Kündigung durch die deutschen Importunternehmen“.

  3. Solange wir uns noch einen völlig inkompetenten Kinderbuchautor als Wirtschaftsminister leisten, dem eine
    Fernsehjournalistin das kleine Wirtschafts-ABC erklären muss, kann die Lage doch nicht ernst sein…oder ?
    Wir brauchen dringend einen Adenauer, einen Erhard, einen Helmut Schmidt , jemand mit politischer und wirtschaftlicher Kompetenz und keine Laiengruppe, die ideologisch besessen herumlarviert

  4. Ich mach mir über die Wirtschaft überhaupt keine Sorgen. 2015 wurde uns verspröchen, die Migration sei „ein Geschenk“ und werde „ein neues Wirtschaftswunder“ auslösen. Ich nehme die Politiker da beim Wort und warte seitdem hoffnungsfroh auf die nun anbrechende güldene Ära.
    Die Unterstellung, wir seien damals nach Strich und Faden verarscht worden, nur um einen politischen Fehler historischer Dimension schön zu framen, weise ich energisch zurück!

    1. Die Wirtschaft, die große, wird schon neue Wege gehe. US Bundesstaatenwerbe um deutsche Firmen mit niedrigen Energiepreise, niedrigen Steuern und Energiesicherheit. BASF ist am überlegen ebenso wie VW !! Darüber berichtet sogar das Handelsbaltt.
      Schon vor etlichen Jahren hatte BASF sein neues Werk nicht in Deutschland errichtet sondern in Texas, wegen der neidrigen Energieskosten. Die durch die Energiewende verteuerte Energie vetrieb BASF und die bauten ihr 750 Mill. € Werk in Texas. Allein was das auch ein Verlust für Zulieferfirmen ist. Aber die Grünen (incl. Merkel) bringen es fertig Deutschland zu deindustrialisieren.

  5. Pingback: Aktuelles vom 1. Oktober 2022 | das-bewegt-die-welt.de

  6. Wir wollen doch dahin kommen das wir nur noch kaufen was wir wirklich brauchen, das vermeidet Müll.
    Was sagt der Einzelhandel wenn es wieder Produkte gäbe die lange halten?

    Andererseits hatten die Deutschen noch nie soviele Autos pro 1000 Einwohner und die Autobahnen sind voll. Geld wäre da wenn man kleinere Brötchen bei Autos backt. Aber dann jammern die Autofirmen.
    Wenn der Klimawandel voranschreitet jammern alle, aber niemand will etwas ändern.

    Das große Problem ist die ungerechte Verteilung von Vermögen.

  7. Produkte die lange halten sollen, haben ihren Preis.
    Dann werden nicht in Heimwerkerbohrmaschinen z. B. Kunststoffzahnräder verbaut, sondern gefräste Metall- Zahnräder.
    Auch die Haushaltsgeräte von Miele haben (aus eigener Erfahrung) eine sehr lange Lebensdauer.
    Allerdings ist man dann auch mit seiner Waschmaschine und dem Staubsauger nach etwa 15 Jahre in Energieeffiziens und Komfort auch nicht mehr auf dem neusten Stand.
    Auch Autos könnten gleich aus Edelstahl hergestellt werden. Der VW-Käfer könnte dann heute noch preiswert repariert werden. Allerdings ohne Airbag, Katalysator, mit 12 Liter Benzin auf 100 km usw.
    Ja, das wäre alles möglich.
    I
    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  8. MMT war doch so schön

    @ Torsten, früher wurde Vermögen erarbeitet und nicht verteilt.Erst mit dem erstmaligen Experiment der Notenbanken wurde die Enteignung der kleinen Fische zugunsten der Dickfische potenziert. Eigentlich hätten die Grünen, Linken und Sozialisten das Mästen der Altreichen verhindern müssen.Komischerweise sind es eher diese Gruppierungen die jedes Problem mit Gelddrucken lösen wollen.
    Die Warner wie Sinn, Krall und Co. wurden verhöhnt und selten in der „NEUTRALEN PRESSE“ gesichtet , während der MMT Fratzscher auf allen Bildschirmen zu sehen war.

    1. Milliarden oder Millionen hat sich niemand erarbeitet, Schwachsinn

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage