Nach dem Wahlsieg von Donald Trump Anfang November wertete der Dollar gegenüber allen wichtigen Währungen deutlich auf. Der US-Präsident steht für eine wirtschaftsfreundliche und inflationsfördernde Politik, die den Greenback stützte und auf den höchsten Stand seit mehr als zwei Jahren trieb. Doch nach einer fast viermonatigen Rally zeigt die Leitwährung plötzlich Schwäche. In den letzten 10 Tagen ist der Euro gegenüber dem Dollar von einem Tiefstand von 1,017 USD auf aktuell 1,051 USD gestiegen, auch der japanische Yen wertet weiter auf. Ist damit das vorläufige Ende der Dollar-Stärke erreicht?
Das Ende der Dollar-Stärke
Laut Morgan Stanley sind die Händler an den Devisenmärkten, die die Weltreservewährung verkaufen wollen, viel zahlreicher als erwartet, nachdem die monatelange Dominanz des Dollars die Märkte erschüttert hat.
„Während die Dollar-Bullen immer noch zahlreich sind und vielleicht am lautesten ihre Meinung äußern, scheint es eine eher ’stille‘ Anzahl von Anlegern zu geben, die den Dollar stattdessen verkaufen wollen“, schreiben die Strategen, darunter David Adams, in einer Notiz. „Viele haben trockenes Pulver und warten auf ein Signal, um den Dollar zu shorten.“
Die Katalysatoren dafür könnten bald kommen: Inflationsdaten, die bis in den März hineinreichen, könnten die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung durch die US-Notenbank erhöhen, während langwierige Haushaltsverhandlungen im Kongress die Dollar-Bullen enttäuschen könnten, so das Team. Allerdings rechnen die Märkte erst im Juni mit einer Zinssenkung. Die Strategen von Morgan Stanley erwarten ein freundlicheres Vorgehen in der Handelspolitik, was den Dollar ebenfalls belasten könnte, heißt es in dem Kommentar.
Morgan Stanleys Prognose für den Greenback ist eine der pessimistischsten unter den von Bloomberg befragten Strategen. Adams geht davon aus, dass der US-Dollarindex bis zum Ende des ersten Quartals auf 105 und bis zum Jahresende auf 101 fallen wird (aktuell 107,34), während der Median der Prognosen bei 108,7 und 106,9 liegt.

Ausverkauf der US-Währung
Investoren, darunter auch Hedgefonds, haben sich mit USD-Positionen eingedeckt, da sie davon ausgehen, dass die Politik von Präsident Donald Trump die Währungen anderer Länder schwächen, den Preisdruck erhöhen und die US-Zinsen hoch halten wird. Dies birgt das Risiko großer Marktschwankungen, sollte der Dollar seinen Kurs ändern.
„Es gibt eine Menge positiver Dollar-Risikoprämien auf dem Markt, die sich auflösen könnten“, sagte Adams in einem Interview.
In Erwartung einer schwächeren US-Währung empfiehlt er, den Dollar gegenüber dem Euro, dem Yen und dem Pfund Sterling zu verkaufen. Adams prognostiziert für das Ende des ersten Quartals einen EUR/USD-Kurs von 1,06, einen USD/JPY-Kurs von 140 und einen GBP/USD-Kurs von 1,28.
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Der Ausverkauf der US-Währung in den vergangenen Monaten hat sich am 7,5 Billionen Dollar schweren Devisenmarkt allerdings als schmerzhaft erwiesen.
Der Greenback wertete im vergangenen Quartal gegenüber fast allen wichtigen Währungen auf. Er legte gegenüber Währungen wie dem Yuan, dem mexikanischen Peso und dem kanadischen Dollar zu, die unter dem Risiko steigender US-Zölle leiden.
Trump kommt, alles ändert sich
Seit Trumps Amtsantritt haben sich die Händler jedoch hauptsächlich auf seine Taten und weniger auf seine Äußerungen konzentriert, was zu einem vorsichtigen Optimismus geführt hat, nachdem seine ersten Tage nur Drohungen und keine großen Zölle brachten, die er im Wahlkampf versprochen hatte.
Der Dollar, der in der Regel von Zollerwartungen profitiert, hat sich in dieser Woche um 1,6 % abgeschwächt. Der Bloomberg Dollar Spot Index fiel am Freitag um 0,5 %, nachdem Trump in einem Interview mit Fox News gesagt hatte, dass er China „lieber nicht“ mit Zöllen belegen würde. Sowohl der Euro als auch der japanische Yen legten weiter zu. Die Aufwertung des Yen gegenüber dem Greenback ist aber auch auf die heutige Zinserhöhung der Bank of Japan zurückzuführen.
„Die Anleger könnten viel eher bereit sein, Dollar-Shorts zu kaufen, und zwar früher und mit größerer Überzeugung, als die Dollar-Bullen vermuten“, schreiben die Strategen von Morgan Stanley. „Für sie ist es eher eine Frage des Timings als der Richtung“.
FMW/Bloomberg
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