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Blick auf den Terminmarkt für Energie Energiehandel in Europa droht Kollaps wegen 1,5 Billionen Euro Nachschussflut

Laut heutigen Expertenaussagen droht dem Energiehandel in Europa der Kollaps. Nachschuss-Forderungen über 1,5 Billionen Euro stehen an.

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Wer am Terminmarkt handelt, der weiss: Je höher die Volatilität (Schwankungsbreite) der Kurse ist, desto höher sind die Sicherheitsanforderungen, die von Banken, Brokern und Börsenplätzen an die Handelsteilnehmer gestellt werden. Und im Energiehandel, an dem Versorger teilnehmen, geht es um gewaltige Summen! Wenn die Zahl von 1,5 Billionen Euro im Spiel ist, redet man nicht über Geld, das real in Brennstoffe investiert wird, sondern um Sicherheitsleistungen, die quasi als totes Kapital auf Konten vorgehalten werden müssen, zur eventuellen Begleichung von Verlusten. Pro Handelskontrakt muss eine bestimmte Margin hinterlegt sein – wird sie erhöht, muss der Kunde Geld nachschießen.

Eine Flut von Nachschuss-Forderungen im Volumen von mindestens 1,5 Billionen Euro droht nach Angaben des norwegischen Öl- und Gaskonzerns Equinor ASA den Energiehandel in Europa lahmzulegen, so berichtet es heute Bloomberg. Als Großabnehmer von Strom und Energie neigen Versorgungsunternehmen dazu, ihre physischen Verträge mit Geschäften am Terminmarkt abzusichern. Das macht sie anfällig, wenn die Preise sich stark bewegen und Positionen in die Verlustzone geraten. In diesem Fall kann der Broker, die Bank oder die Börse vom Unternehmen zusätzliche Barmittel als Sicherheit verlangen.

“Wir werden Liquiditätshilfen brauchen”, sagte Helge Haugane, Senior Vice President für Gas und Strom bei Equinor, im Bloomberg-Interview. Während der physische Markt funktioniere, konzentriere sich das Problem auf den Derivatehandel. Die Nachschussforderungen zwingen die Versorger, sich Kreditlinien in Höhe von Milliarden Euro zu sichern. Indessen verschärfen die steigenden Zinsen das Kostenproblem.

“Das ist einfach nur totes Kapital, das durch Nachschussforderungen gebunden ist”, sagte Haugane am Rande der Branchenkonferenz Gastech in Mailand. “Wenn die Unternehmen so viel Geld aufbringen müssen, bedeutet das, dass die Liquidität am Markt versiegt, und das ist nicht gut für diesen Teil der Gasmärkte.” Die EU-Pläne, bei Derivaten zu intervenieren, seien “sinnvoll”.

Zu den von der EU diskutierten Notfallmaßnahmen gehören Preisobergrenzen auf den Strom- und Gasmärkten. Aus Sicht von Equinor könnten Preisobergrenzen im Strombereich sinnvoll sein, da die Strommärkte eher lokal begrenzt sind. Bei Gas hingegen seien solche Maßnahmen aufgrund des globalen Charakters des Marktes äußerst schwierig. So müsse Europa beispielsweise Asien preislich überbieten, um Flüssiggas-Ladungen anzuziehen.

“Strom ist ein lokaler, das heißt ein Binnenmarkt, so dass es in diesem Fall möglich wäre, etwas zu tun, was die Regierungen kontrollieren könnten”, so Haugane. “Die Frage einer Gaspreisobergrenze ist jedoch eine andere, denn der Erdgasmarkt ist global und daher nicht so einfach zu steuern.” Das eigentliche Problem des Gasmarktes sei das fehlende Angebot, so der Equinor-Manager. Preisobergrenzen dürften hier daher weder die Belastung verringern noch die Reserven vergrößern.

FMW/Bloomberg



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5 Kommentare

  1. also beim Gas wied es letztlich sehr eng und die EU kann nur begrenzt intervenieren….das wied ja lustig

  2. Ja, das ist grüne Energiepolitik.

    Atomausstieg: Jetzt setzt Deutschland auf Kraftwerks-Technik für Entwicklungsländer – WELT

    https://www.welt.de/wirtschaft/article240905885/Atomausstieg-Jetzt-setzt-Deutschland-auf-Kraftwerks-Technik-fuer-Entwicklungslaender.html

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  3. Es werden Power Barges, Schiffe die Notstromaggregate mit Diesel laufen lassen, eingesetzt mit einer schlechten Effizienz. Kraftwerksruinen werden geschaffen, indem man installierte Kraftwerke aus politischen Gründen abschaltet. Die ganze Politik von Habeck und Lindner und Scholz wird polemisch und scheitert dan wohl und Deutschland verliert hinterher wieder viel und die Knalltüten gehen mit vollen Taschen in die dritte Reihe zurück.

  4. Pingback: Aktuelles vom 5./6. und 7. September 2022 | das-bewegt-die-welt.de

  5. Gut. Das ist freie Marktwirtschaft auf das die Beteiligten höchsten Wert legen. Und jetzt ist ein urplötzliches Gewitter gekommen – das aber vorauszusehen war wer sich für Geopolitik interessiert – und jetzt geht´s ans eingemachte. Geld fehlt und der Unternehmenscrash steht bevor. Jetzt kommt die negative Seite der freien Marktwirtschaft. Jetzt schlägt das Risiko unvermittelt zu. Aber gut. Die Unternehmen sind ja auch alle für Sanktionen. Haben die nicht bedacht was das für sie bedeuten kann ? Und jetzt soll der Staat helfen, also der Bürger, der Privatmann. Um das freie Unternehmen zu retten. Übernimmt es dann der Staat (also wir ?) Nein die dürfen dann weiter machen, so wie die Banken und andere. Mischt sich der Staat, die Regierung dann ein in die Geschäfte, zahlen die was zurück ? Nein ist ja freie Marktwirtschatt.
    Wie sieht das mit dem Bäcker, dem kleinen Stahlhandel, den Kleinunternehmen aus ? Mischt sich da die Regierung ein und zahlt ? für ihre Sanktionspolitik ? nein, ist ja freie Marktwirtschaft.
    Aber dann den Mund voll nehmen gegenüber Russland und China.
    Man tut ja hier mit seinem Dauergerede von der Überlegenheit der Demokratie und Freiheit gerade so als wären die andere Staaten Tyranneien. Ein jeder müsse gegenwärtig sein von der Strasse weg einfach so verhaftet zu werden. Ich erinner hier an das Verhalten unserer Leitmedien und der Regierung in Sachen Corona, wie unbescholtene Bürger verteufelt wurden. Und die Presse hat das dann Redefreiheit genannt. Diese Heuchler.

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