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ifo Institut zeigt Kosten - Deutschland verliert Geld ans Ausland Energiekrise: 64 Milliarden Euro aus Deutschland abgesaugt, 1,8% des BIP

Energiekrise ifo

Die Energiekrise kommt Deutschland teuer zu stehen: laut neuesten Zahlen des ifo Instituts kosten die stark gestiegenen Preise für Gas und Öl 1,8% des BIP oder 64 Milliarden Euro.

Die ifo-Forscher Wolfgang Nierhaus und Timo Wollmershäuser schreiben dazu:

„Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einer Energiekrise (..). Ursächlich hierfür ist, dass ein spürbarer Anteil der mit dem Bruttoinlandsprodukt gemessenen Realeinkommen zur Begleichung der stark gestiegenen Rechnung für importiertes Erdgas und Erdöl an das Ausland abfließt. Nach unseren Schätzungen, die auf den aktuellen Projektionen der Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose (2022) beruhen, dürfte sich der Realeinkommensverlust in den Jahren 2021 bis 2023 auf zusammengenommen etwa 3% der in Deutschland erbrachten Wirtschaftsleistung belaufen. Nur im Zusammenhang mit der zweiten Ölpreiskrise in den Jahren von 1979 bis 1981 fielen diese Verluste noch höher aus.“

Energiekrise: Hohe Energiepreise „saugen Milliarden Euro aus dem Land“

Die Rechnung zahlen Haushalte, aber vor allem auch Firmen. So sackt die Stimmung bei Unternehmen bei der jüngsten DIHK-Konjunkturumfrage auf den tiefsten jemals ermittelten Wert. Auch nächstes Jahr kommt es zu erheblichen Verlusten, wie ifo weiter berichtet:

„Die gestiegenen Gas- und Ölpreise saugen aus der deutschen Volkswirtschaft Milliarden Euro heraus. Für das laufende Jahr schätzt das ifo Institut die Realeinkommensverluste auf etwa 64 Milliarden Euro, das sind 1,8 Prozent der Wirtschaftsleistung. Schon im vergangenen Jahr waren es bereits gut 35 Milliarden Euro oder 1,0 Prozent. „Im nächsten Jahr kommen voraussichtlich noch einmal gut 9 Milliarden Euro oder 0,2 Prozent der Wirtschaftsleistung hinzu“, sagt Timo Wollmershäuser, Leiter der ifo Konjunkturprognosen.

„Zusammen beträgt der Realeinkommensverlust knapp 110 Milliarden Euro oder 3,0 Prozent der Wirtschaftsleistung eines Jahres. Nur während der zweiten Ölpreiskrise in den Jahren von 1979 bis 1981 fiel er mit 4 Prozent der Wirtschaftsleistung noch höher aus. Die erste Ölpreiskrise 1973/74 beziffern wir auf minus 1,5 Prozent“, fügt Wollmershäuser hinzu. Die gesamtwirtschaftlichen Kaufkraftverluste der Jahre von 1979 bis 1981 konnten erst im Jahr 1986 wieder ausgeglichen werden, als ein kräftiger Verfall der Ölpreise einsetzte und gleichzeitig die D-Mark spürbar gegenüber dem US-Dollar aufwertete. „Der derzeitige Realeinkommensrückgang dürfte auch in den kommenden Jahren bestehen bleiben. Zum einen werden die Energiepreise mit dem Wegfall Russlands als Lieferant wohl dauerhaft hoch bleiben. Zum anderen wird sich an der Abhängigkeit Deutschlands von importierter Energie so schnell nichts ändern“, so Wollmershäuser.“

Wer trägt die Kosten? Umverteilung, aber die Verluste bleiben

Bekanntlich hat die Bundesregierung eine Gaspreisbremse angekündigt – die aber wohl so schnell gar nicht umzusetzen ist. Aber selbst wenn sie kommt: es handelt sich um eine Umverteilung der Kosten, die dann aufgrund der steigenden Verschulddung von zukünftigen Generationen zu bezahlen sein wird, wie ifo klarstellt:

„Die Bezifferung der Realeinkommensverluste an das Ausland ist wichtig bei allen Verteilungsdiskussionen. Sie stellen den Teil der in Deutschland erbrachten Wirtschaftsleistung dar, der zur Begleichung der Importrechnung ans Ausland abgegeben werden muss und eben nicht im Inland verteilt werden kann. „So muss bei Lohnverhandlungen berücksichtigt werden, dass die hohen Preise für in Deutschland produzierte Waren und Dienstleistungen nicht Folge eines Booms sind, der die Gewinne der Unternehmen sprudeln lässt. Sie spiegeln vor allem die hohen Kosten wider, die für importierte Energie und Vorprodukte bezahlt werden müssen. Das zwischen Arbeitnehmer*Innen und Unternehmer*Innen zu verteilende Einkommen muss also um die Realeinkommensverluste korrigiert werden“, sagt Wollmershäuser weiter. „Staatliche Unterstützungsmaßnahmen können die Höhe des Realeinkommensverlustes nicht verändern. Sie können lediglich Einfluss nehmen auf den Anteil, den einzelne Bevölkerungsgruppen zu tragen haben. Und sie können die Verluste über die Zeit hinweg auf zukünftige Generationen verschieben, wenn die Maßnahmen etwa durch Schulden oder weniger Investitionen finanziert werden.“

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1 Kommentar

  1. Sehr interessanter Artikel!

    Eine kleine Anmerkung dazu:
    Das (von mir sehr geschätzte) ifo-Institut schreibt:
    „Und sie können die Verluste über die Zeit hinweg auf zukünftige Generationen verschieben, wenn die Maßnahmen etwa durch Schulden oder weniger Investitionen finanziert werden.“

    Es sind aber nicht die zukünftige Generationen, die die Zeche zahlen, sondern wir!

    Staaten zahlen ihre Schulden nämlich niemals zurück. Die werden nur umgeschuldet und um neue Schulden ergänzt. Diese Schulden werden von den Zentralbanken monetarisiert, d.h. die Zentralbanken „drucken“ neues Geld und kaufen die Staatanleihen damit auf (weil sonst die Zinsen durch die Decke gehen würden). Das neue Geld erweitert die Geldmenge im Markt, was widerum die Inflation antreibt. Das ist sogar erwünscht (die EZB klagte seit Jahren über die angeblich zu niedrige Inflation, EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel empfand selbst bei ca. 5 % die Inflation für noch für zu niedrig). Die Staaten können überhöhte Ausgaben nämlich entweder durch höherer Steuern finanzieren (offen zu erkennen und sehr unbeliebt beim Bürger) oder eben versteckt durch mehr Schulden, deren Wert man dann weginflationiert. Das nennt man dann die „Inflationssteuer“.
    Also, freut Euch schon mal auf mehr Inflation!

    „Inflation, das heißt Enteignung ohne Gesetz und Grenzen. Der Staatsbankrott ist ein einmaliger chirurgischer Eingriff, die Inflation ist permanente Blutvergiftung.“
    Felix Somary (1881-1956), österreichisch-schweizerischer Bankier und Nationalökonom

    „Bei einem kontinuierlichen Prozess der Inflation können die Regierungen heimlich und unbeobachtet einen beträchtlichen Teil des Vermögens seiner Bürger konfiszieren. Lenin hatte auf jeden Fall recht: Es gibt keinen geschickteren, keinen sichereren Weg die vorhandene Grundlage der Gesellschaft umzudrehen, als dessen Währung zu verderben.“
    John Maynard Keynes

    MfG
    Der Energiefaktor

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