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Fallende Gaspreise und volle Gasspeicher Energiekrise: Ist die deutsche Industrie aus dem Gröbsten raus?

Die Energiekrise hat der deutschen Industrie schwer zugesetzt, doch aufgrund milder Temperaturen könnte das Gröbste überstanden sein, zumindest für diesen Winter. Die Befürchtungen, dass die Versorgung mit Gas nicht gewährleistet sei und es zu einem Mangel kommen könnte, haben sich nicht bewahrheiten. Im Gegenteil: trotz des Absturzes der Gaspreise wird Europa mit Flüssiggas (LNG) überschwemmt, da die Nachfrage in Asien weiterhin schwach ist. Die Gasspeicher sind voll, der Gesamtspeicherstand in Deutschland liegt laut der Bundesnetzagentur bei 90,73 % (Stand 13.01.2023). Schwergewichte wie der Chemiekonzern BASF atmen auf. Von einer vollständigen Entwarnung kann aber noch keine Rede sein.

Ist das Schlimmste der Energiekrise überstanden?

Dazu berichtet Bloomberg aktuell: Deutschlands industrielle Schwergewichte wie die BASF SE, die mit einer beispiellosen Energiekrise kämpfen, die Fabriken und Arbeitsplätze bedroht, sehen Anzeichen dafür, dass das Schlimmste der Energiekrise vorüber ist.

Die Befürchtungen von Gasrationierungen nach Russlands Einmarsch in der Ukraine haben sich für die Chemie-, Metall- und Glashersteller des Landes angesichts milder Temperaturen und der Fertigstellung des ersten deutschen Flüssiggas-Importterminals zerstreut. Industrie-Unternehmen, die von langfristigen Verträgen auf den Bezug von Gas und Strom auf dem Spotmarkt umsteigen, profitieren bereits davon.

„Die Energiepreise sind für uns deutlich niedriger“, sagte Christopher Profitlich, ein Sprecher der SKW Piesteritz GmbH, die im vergangenen Jahr die Produktion der wichtigen Basischemikalie Ammoniak einstellen musste, nachdem die Gaspreise in die Höhe geschossen waren. „Unsere beiden Maschinen funktionieren und alle Produktionsmitarbeiter sind wieder im Einsatz.“

Deutschlands Bestreben, sich vom russischen Gas zu lösen, zahlt sich aus. Die Regierung hat sich beeilt, den Markt für verflüssigtes Erdgas anzuzapfen, wodurch die Importe nach Europa auf ein Rekordhoch gestiegen sind und die Lagerstätten bis zum Winteranfang nahezu voll sind. Das Land hat auch den Bau von LNG-Terminals vorangetrieben.

„Es sieht so aus, als sei das Risiko einer erzwungenen Gasrationierung in diesem Winter gebannt“, sagte Wolfgang Große Entrup, Vorsitzender des deutschen Chemieverbands VCI. „Aber die Preise müssen noch viel länger niedrig bleiben, damit die meisten Unternehmen einen wirklichen Unterschied bemerken.“

Der Anstieg der Gaspreise zwang viele Industrieunternehmen, ihre Produktion zu drosseln. Große Hersteller, darunter der Automobilhersteller Volkswagen AG und der Chemieriese BASF, haben Notfallpläne für den Fall von Lieferunterbrechungen aufgestellt, da Russland die direkten Gaslieferungen seit September praktisch eingestellt hat.

Gas-Preisschock

Die Gaspreise haben sich zwar allmählich ermäßigt, liegen aber immer noch deutlich über dem Niveau, das erreicht wurde, als Russland in den Monaten vor dem Einmarsch im Februar 2022 begann, zu wenig Gas zu liefern und damit die Energiekrise eingeleitet hat. Unternehmen, die mit dem Preisschock zu kämpfen haben, erklärten, dass ihre Kunden in vielen Fällen auf andere Märkte ausgewichen sind, z. B. auf Aluminiumteile aus den USA oder Asien.

„Das Gefühl der Apokalypse hat sich gelegt“, sagte Marius Baader, Geschäftsführer von Aluminium Deutschland, der die Aluminiumhersteller vertritt, per Telefon. „Aber es gibt noch keinen Grund zum Feiern.“

Auch der Druck auf Europas größte Wirtschaft hat nachgelassen. Wirtschaftswissenschaftler hatten für September einen Abschwung vorausgesagt, nachdem das Verbrauchervertrauen gesunken war und Umfragen unter Einkaufsmanagern einen Produktionsrückgang signalisiert hatten. Jetzt scheint die Wirtschaft im Allgemeinen eher zu stagnieren als zu schrumpfen.

„Die derzeit stabile Energieversorgungslage sorgt dafür, dass die Produktion vorerst gesichert ist“, sagte Matthias Frederichs, Chef des Baustoffverbandes BV. „Von Erleichterung kann dennoch keine Rede sein.“

FMW/Bloomberg

The BASF SE logo sits on a silo the company’s chemical plant on the Rhine River in Ludwigshafen, Germany, on Friday, Feb, 28, 2020. The chemical industry became the latest sector to be hit by the coronavirus after German giant BASF warned the outbreak could lead to the lowest growth in production since the financial crisis more than a decade ago. Photographer: Alex Kraus/Bloomberg


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