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Gazprom Aktie: Wie geht es für die Anleger jetzt weiter?

Datum: 15/11/2022
Inhaltlich geprüft durch: Christian Becker

Die Investition in die Gazprom Aktie galt auch für deutsche Anleger über Jahre als Geheimtipp – trotz bürokratischer Hürden. Immerhin ist der russische Großkonzern der internationale Marktführer im Bereich Öl- und Gas, verfügt über ausgedehnte eigene Infrastrukturen und ein enormes Netzwerk an Tochterfirmen nebst eigener Bank.

Die Gazprom Aktie war bis zum Beginn des Krieges in der Ukraine ebenso handelbar wie sogenannte Hinterlegungsscheine, kurz ADR genannt.

Nun ist der Handel mit der Aktie nicht mehr möglich – aufgrund westlicher Sanktionen und russischer Handelsstopps für Ausländer. Und das ADR der Mellon-Bank, das jeweils zwei Gazprom Aktien verbrieft, wurde vom russischen Parlament aufgekündigt.

Nun sollen bzw. müssen Anleger sehen, wie sie ihre ADR in Gazprom Aktien umtauschen, um irgendwann vielleicht ohne allzu große Verluste abzuschließen. Sicher ist dabei nichts.

  • Internationaler Öl- und Gaskonzern mit hoher Marktkapitalisierung
  • Rekordgewinne und -dividenden im Geschäftsjahr 2021
  • Gazprom Aktie direkt und als ADR handelbar
  • Handelsstopp stellt Anleger vor ein Dilemma

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 Vom Geheimtipp zum Risikofaktor

Gar keine schlechte Idee, die Gazprom Aktie – jedenfalls galt das über Jahre für deutsche Aktionäre und Aktionärinnen. Denn der wichtige Gaslieferant war Deutschland über die Nordstream 1 Pipeline und die geplante Erweiterung um Nordstream 2 eng verbunden und in der Bundesrepublik sehr sichtbar und präsent, etwa als Sponsor bei Sportvereinen.

Gazprom Aktie

Das Interesse an der Gazprom Aktie war kein Einzelfall – Anlegerinnen und Anleger investierten seit einigen Jahren verstärkt in Unternehmensanteile russischer Firmen, zum Teil über ADR, die komfortabel an der Frankfurter Börse handelbar waren, etwa Aktien von Tatneft, Lukoil, Nornickel und der Sberbank.

Die Aktie Gazprom galt aufgrund des relativ niedrigen KGV und auch der attraktiven Gazprom Aktie Dividende als gute Ergänzung für das eigene Depot – handelbar entweder über einen Broker mit Marktzugang zu russischen Börsen oder in Form von ADR, mit denen die Gazprom Aktie Frankfurt in Reichweite rückte. Mit dem Ukrainekrieg zerschlagen sich nun einstweilen die guten Aussichten für Anleger und Anlegerinnen, obwohl es der Gazprom Aktie selbst prächtig geht.

Aktie Gazprom: Aussetzung des Handels

Mit dem russischen Einmarsch in der Ukraine im Februar 2022 war kein unmittelbarer Einbruch des Gazprom Aktie Kurs verbunden. Für eine Weile verhielten sich private und institutionelle Eigner der Aktie abwartend. Mit einer zeitlichen Verzögerung von rund zehn Tagen fiel der Aktienkurs dann erheblich, zumal der Handel mit der Gazprom Aktie weitgehend ausgesetzt wurde.

Nach Beginn der Spezialoperation wurde der Handel der Aktie ausgesetzt

Zunächst blieb das ADR, mit dem die Mellon-Bank jeweils zwei Gazprom Aktien verbriefte, in Frankfurt handelbar. Die sogenannten „American Depositary Receipts“ sind Hinterlegungsscheine, deren Währung der US Dollar ist.

Der Handel mit ADR macht Aktien aus Schwellenländern besser handelbar, nicht nur russische Aktien wie Gazprom, sondern auch chinesische Aktien legen sich Interessenten auf diese Weise ins Depot. Doch auch der Besicherungsschein mit der ISIN US3682872078 büßte seinen Wert in demselben Umfang wie die Aktie Gazprom ein – Ende Februar hatte die Aktie etwa ein Drittel ihres Wertes verloren.

Was nun? Problem im Depot

  • Nach mehr als sechs Monaten Krieg in der Ukraine müssen sich Anleger und Anlegerinnen, die in die Gazprom Aktie oder das ADR investiert hatten, nun um ihre Investition sorgen. Denn der Handel ist einstweilen auf beiden Seiten ausgesetzt, und nun ist das American Depository Receipt offiziell von Russland aufgekündigt worden. Der Emittent der ADR, die Bank of New York Mellon, darf zwar die Hinterlegungsscheine verkaufen und deren Halter auszahlen – allerdings erst ab dem 3. August 2023. Welche Erlöse dann noch zu erzielen sind, ist im Sommer 2022 nicht abzusehen.
  • Aktie und ADR Gazprom für deutsche Anleger nicht mehr handelbar
  • ADR durch Russlands Parlament aufgekündigt
  • Tausch der ADR in Gazprom Aktie praktisch nicht möglich
  • Auszahlung der Halter derzeit noch ungewiss
  • Wer ADRs auf die Aktie Gazprom hält, soll und kann diese nun umtauschen. Das betrifft offenbar keinen kleinen Personenkreis – doch wie Vertreter der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger angeben, klappt das nicht. Denn die ADR müssten dazu auf ein Depot bei einem anderen Finanzdienstleister übertragen werden, der seinerseits nicht von den Sanktionen in Mitleidenschaft gezogen wird und einen Draht zu den russischen Handelsplätzen hat – rein praktisch eine enorme Hürde, welche Kurse dabei verfügbar wären, sei dahingestellt.

Die Depotführenden Banken sind im Allgemeinen keine große Hilfe für Anleger

  • Die depotführenden Banken in Deutschland sind ihren Kunden bei der Lösung des Dilemmas keine große Hilfe und verweigern Anlegern und Anlegerinnen das Umtauschrecht. Dabei beziehen sich die Depotbanken gern auf die entsprechenden Vorgaben der europäischen Zentralverwahrung Clearstream. Selbst wenn der Tausch glückt, sitzen die Eigner der Gazprom Aktie dann auf den Anteilsscheinen – denn auch an russischen Börsen dürfen Nicht-Russen die Aktien nicht mehr handeln. Damit unterbindet Russland seit Wochen einen Abverkauf der Aktie Gazprom durch westliche Investoren. Angesichts der in Scherben liegenden Beziehung Russlands zur Europäischen Union sind das keine guten Aussichten.

Zukunft der ADRs

Gazprom ARDs sind ein gutes Beispiel dafür, wie hoch das Risiko in ein Investment wie ADRs ist. Zum einem kennen sich Anleger viel zu wenig mit dieser Anlageform aus, zum anderen sind die Verwahrstellen oft in Staaten beheimatet, deren Regularien sich deutlich zu unseren Unterscheiden. Die ADRs vieler chinesischer Unternehmen zum Beispiel sind in Verwahrstellen auf den Cayman Inseln hinterlegt. Auch diesen Anlegern droht ein ähnliches Schicksal wie den Anlegern russischer Aktien.

Aktuell haben Eigne von ATRs nur zwei Möglichkeiten. Sie wendcen sich an instituelle Aufkäufer, die mit Preisen im cent-Bereich kocken, was einem Totalverlust der Anleger gleichkommt oder sie lassen die ADRs zum 03.08.2023 auslaufen.

Auch hier steht noch kein Preis fest, aber zu bedenken ist, dass die Aktie vor dem Aussetzen des Handels zwischen 6 und 10€ kostete.Bei dieser Option besteht zumindest eine kleine Chance die Gazprom ADRs zu einem etwas höheren Preis zu veraufen. Zumindest besteht die Möglichkeit die Verluste steuerlich geltend zu machen.
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Gazprom: Aktie und Unternehmen erzielen Rekordgewinne

Die wohl frustrierendste Tatsache für deutsche Anlegerinnen und Anleger ist zweifellos, dass sich ihr Investment trotz oder wegen des Ukraine-Krieges gerade wunderbar entwickelt. Nur hat niemand etwas davon. Der Konzern gab unlängst seine Geschäftszahlen für das erste Halbjahr 2022 bekannt – aus denen ersichtlich ist, dass Gazprom Gewinne in Rekordhöhe eingefahren hat, auch aufgrund der steigenden Gas- und Ölpreise.

Mehr als 41 Mrd. Euro verdiente das Unternehmen in den ersten sechs Monaten des Jahres – so viel, dass Gazprom seinen Anlegern nun sogar eine Zwischendividende zukommen lassen will. Der Gazprom Aktie Kurs stieg um rund ein Drittel nach Bekanntgabe dieser Informationen.

Trotz westlicher Sanktionen sprudeln die Gewinne

Die außerplanmäßige Gewinnausschüttung entschädigt die Anteilseigner für die entgangene Dividende des Geschäftsjahrs 2021. Für das abgelaufene Jahr wäre eine Dividendenzahlung in Rekordhöhe vorgesehen gewesen, immerhin hatte Gazprom bereits 2021 erstaunliche Gewinne in Höhe von 27,5 Mrd. Euro erzielt, trotz der stark reduzierten Lieferungen nach Westeuropa. Dies wurde auf der Hauptversammlung jedoch abgelehnt.

Nachvollziehbar, wenn man weiß, dass Gazprom zur Hälfte in staatlicher Hand ist. Nun will das Unternehmen für das erste Halbjahr an die 20 Mrd. Euro für die Gewinnausschüttung in die Hand nehmen, auch hier natürlich großzügig zu Gunsten der Staatskasse. Ob der Vorschlag diesmal durchgeht, entscheidet die Hauptversammlung Ende September.
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Alternativen zur Gazprom Aktie

Aufgrund der dringend notwendigen Energiewende gehören Öl- und Gas-Aktien bei vielen Anlegern nicht mehr zu den bevorzugten Investitionen – auch wenn die Branche über Jahrzehnte für verlässliche Aktienrenditen und Dividenden stand. Manche Konzerne bemühen sich nun vorausschauend um eine Umstrukturierung, etwa durch die Förderung von und Beteiligungen in Wasserstoffprojekten.

Das wiederum macht einen zweiten Blick auf die Industrie vielleicht doch interessant. In der Peergroup der Gazprom Aktie finden sich Anlagealternativen aus der Branche in den folgenden Aktien – die meisten schneiden hinsichtlich der Performance und Sicherheit gut ab:

  1. Polskie Gornictwo Naftowe I Gazownictwo
  2. Petrobras
  3. OMV
  4. MOL Magyar Olaj- és Gázipari Nyilvánosan Muködo Részvénytársaság
  5. Repsol
  6. Equinor
  7. Eni
  8. OMV Petrom
  9. TOTAL
  10. Imperial

Fazit: Gazprom Aktie als unbrauchbarer Superperformer

Anleger und Anlegerinnen, die in den vergangenen Jahren in die Gazprom Aktie oder in ADRs auf den Wert investiert haben, stehen angesichts der Entwicklungen der letzten Monate ohne sehr viel Handlungsspielraum und vielleicht mit leeren Händen dar. Der Handel mit der Aktie ist für deutsche Aktionäre und Aktionärinnen weder in der Bundesrepublik noch in Russland möglich, die ADRs sind nun aufgekündigt und ein künftiger Umtausch scheint in der Praxis nicht möglich.

Dabei rechtfertigt die Aktie Gazprom just zu dieser Zeit die Erwartungen, die in der Vergangenheit zum Kauf führten, mit Rekordgewinnen, und bestätigt mitten in der Krise die Empfehlungen der Analysten.

Eine Gazprom Aktie Prognose hinsichtlich der Zukunft des Wertes lässt sich derzeit kaum geben – dass die Eigner des Anteilsscheins schier unüberwindbare Hürden werden nehmen müssen, um zumindest einen Teil ihrer Investitionen wieder hereinzuholen, ist schon jetzt klar.

Dies spricht nicht grundsätzlich gegen Aktien aus Schwellenländern oder den Erwerb von ADR, wie er für russische oder chinesische Aktien eine gängige Praxis darstellt – nur sollten sich potenziell Interessierte darüber klar sein, dass manche Anlagen bei aller guten Performance nur mit Risikokapital getätigt werden sollten.

Anleger, welche dennoch weiterhin in Aktien investieren möchten, deren Handel in Deutschland nicht ohne Weiteres möglich ist, sollten einmal die Option des CFD-Handels in Betracht ziehen. Zwar besteht auch hier ein gewisses Emittenten-Risiko, aber die anbietenden CFD Broker sind europäisch reguliert und von Brokervergleichsseiten auf Herz und Nieren getestet.
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