Asien

Erlebt Japan gerade einen „Lehman-Moment“?

FMW-Redaktion

Japans Ministerpräsident Abe hatte immer wieder gesagt: wir werden die für April 2017 geplante Anhebung der Mehrwertsteueranhebung (von 8% auf 10%) nur verschieben, wenn eine Krise vom Ausmaß des Lehman-Bankrotts passieren würde – oder ein schweres Erdbeben das Land erschüttern würde. Nun also hat es offenkundig ein solches Erdbeben gegeben, zumindest ein psyhologisches: denn heute hat Abe die geplante Anhebung, wie zuletzt ohnehin schon durchgesickert war, auf Oktober 2019 verschoben, faktisch also auf den Sankt-Nimmerleins-Tag.

Damit wird das Scheitern der von Abe maßgeblich initiierten Abenomics mehr als deutlich. Bereits auf dem G7-Gipfel in Japan kürzlich hatte Abe diesen Schritt im Prinzip vorweg genommen, als er warnte, der Welt drohe eine neue Krise von der Größe eines Lehman-Events – da kann man ja dann auch einmal eine Anhebung der Mehrwertsteuer getrost verschieben. Abe ließ dann US-Präsident Obama in Hiroshima antanzen – seitdem steigen seine Umfragewerte wieder, eine Mehrheit für ihn scheint sicher bei den Wahlen zum Oberhaus im Juli.

Abe
Japans Ministerpräsident Abe
Foto: Chuck Hagel, https://www.flickr.com/photos/secdef/13649632865/

Statt aber das Scheitern seiner Politik einzugestehen, drohte Abe heute in seiner Begründung für die Verschiebung der Mehrwertsteueranhebung an: er werde seine Abenomics noch weiter intensivieren – nach den Wahlen dürfte dann ein neues Stimuluspaket der Regierung kommen. Der Markt aber glaubt nicht wirklich an diese Strategie: der Yen wertete heute Nacht stark auf, weil mit der Verschiebung die Wahrscheinlichkeit weiterer Stimulusmaßnahmen durch die Bank of Japan weiter gesunken ist.

Nun also macht Japan weiter mit der Politik der Kurzsichtigkeit. Die Einnhamen der Mehrwertssteueranhebung sollten eigentlich überwiegend in die Finanzierung der rasant steigenden Kosten für die Altervorsorge der Japaner fließen – daraus wird jetzt erst einmal nichts. All das ist ein Beleg dafür, dass Japan im Hier und Jetzt seine Zukunft verkonsumiert – die demografischen Probleme werden jedoch immer größer, immer untragbarer. Japan wird dann wohl nichts anderes übrig bleiben, als dass die Notenbank die Schulden (also die Staatsanleihen) des Landes komplett aufkauft – und dann ihre Rückzahlung in eine ferne und nie stattfindende Zukunft verschiebt, wie kürzlich schon Bill Gross antizipierte.

Dass Abes Politik insgesamt nicht funktioniert, liegt an der Lücke zwischen Theorie und Praxis: Japans Konsumenten machen bei dem Spiel nicht mit und horten Milliarden unter dem Kopfkissen, statt zu konsumieren. Sie tun das, weil sie das Geld für ihre Altersvorsorge brauchen. Japan wird so zu einem Muster des Scheiterns einer abenteuerlichen Geldpolitik – und die EZB täte gut daran, aus diesem Scheitern zu lernen. Aber das ist leider eher unwahrscheinlich..



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2 Kommentare

  1. und der DAX und die US Futures springen vor Freude, ob man das verstehen muss…

  2. Was will man denn Heute noch verstehen? da kann man nichts mehr verstehen!

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