FMW-Redaktion
Warum noch Aktien von Unternehmen erwerben? Waren die Gründer von Snapchat nicht innovativ genug, als sie im März diesen Jahres an die Börse gingen? Sie gaben ausschließlich Vorzugsaktien aus. Daher besitzen alle Aktionäre, die neu in die Aktie einsteigen, keinerlei Mitbestimmungsrechte in der Hauptversammlung. Aber warum überhaupt Firmenanteile verkaufen, wenn Anleger bereit sind Geld in die Firma zu pumpen, ohne überhaupt einen Firmenanteil als Gegenleistung zu erhalten? Ebenfalls erhalten sie auch keinen Rückzahlungsanspruch, weil es kein Kredit ist. So sieht vielleicht die Zukunft aus.
Beim aktuell ersten deutschen „ICO“ (Initial Coin Offering) der Firma „wysker“ werden zukünftige Ansprüche auf Preis-Rabatte beim Onlineshopping heute schon verkauft in Form einer eigenen Kryptowährung. Neumodisch, modern und innovativ verpackt läuft das so: Statt Aktien erhält der Anleger für sein Investment die eigenes von wysker kreierte Digitalwährung namens „wysk token“, der an die Kryptowährung Ethereum angelehnt ist (keine feste Preiskoppelung mit Ethereum). Damit sollen bis zu 25 Millionen Dollar bis Ende Oktober eingesammelt werden.
Mit diesen tokens können die User zukünftig aber nur eines machen. Sie erhalten Preisrabatte. Denn wysker ist Anbieter einer App, auf der angeschlossene Einzelhändler Produkte anbieten. Wer etwas kaufen will, kann die tokens einlösen und Preisnachlässe erhalten. Also wäre das ungefähr so, als würde man in irgendeinem Geschäft einen Geschenkgutschein kaufen oder Rabattmarken einlösen, die man gesammelt hat.
Die „wysker app“ soll keine normale Einkaufsapp sein, sondern im Grunde genommen ständig neue Artikel aus diversen Kategorien vorschlagen, nach denen der Kunde vorher NICHT gesucht hat. Damit wendet man sich also an shopping-freudige Konsumenten, die sich gerne inspirieren lassen. Gefällt dem potenziellen Käufer ein Artikel, klickt er drauf und kauft beim jeweiligen Partner von wysker ein. Laut wysker sammelt die app „extrem wertvolle Daten“ (über den Kunden). Nur der Nutzer selbst könne diese Daten dem Werbetreibenden zugänglich machen. Tue er das, werde er durch weiere token belohnt, mit denen er noch mehr Rabatte erhalte. Der Verbraucher werde laut wysker so zum „vollwertigen Akteur im Datengeschäft.“
wysker nennt sein Angebot eine völlig neue Art des E-Commerce. Zitat „blockchain-based mobile shopping“. Schon mit dieser Formulierung liegt man voll im Trend, auch wenn viele potenzielle Investoren wohl nicht wirklich wissen, was das bedeutet. Aber es klingt wahnsinnig innovativ. Unsere Meinung in Kurzform: Wer versteht, dass er hier nicht investiert, sondern quasi Rabattmarken kauft, dem wünschen wir viel Spaß beim Shopping! Das Konzept der app an sich klingt interessant!
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