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Erzeugerpreise für Dienstleistungen steigen „nur“ um 9 Prozent

Die Erzeugerpreise für Dienstleistungen steigen "nur" um 9 Prozent. Dabei sind die Entwicklungen einzelner Bereiche höchst unterschiedlich.

Lufthansa-Flugzeug

Na da kann man ja mal durchatmen? Während die Erzeugerpreise für Waren zuletzt um 33,5 Prozent zulegten, so steigen die Erzeugerpreise für Dienstleistungen im ersten Quartal 2022 im Jahresvergleich nur um 9 Prozent. So zeigen es heute veröffentlichte Daten des Statistischen Bundesamts. Im vierten Quartal 2021 war es eine Steigerung von 10,5 Prozent.

Grafik zeigt Entwicklung der Erzeugerpreise für Dienstleistungen

Dabei gibt es je nach Wirtschaftsbereich bei den Dienstleistungen höchst unterschiedliche Entwicklungen. Hier die Aussagen der Statistiker im Wortlaut:

Wirtschaftsabschnitt Verkehr und Lagerei mit Preissteigerung von 20,2 % gegenüber dem Vorjahresquartal

Im Vergleich der Wirtschaftsabschnitte stiegen die Dienstleistungspreise im Abschnitt Verkehr und Lagerei im 1. Quartal 2022 mit einem Plus von 20,2 % gegenüber dem 1. Quartal 2021 am stärksten. Innerhalb dieses Wirtschaftsabschnitts verzeichnete die See- und Küstenschifffahrt mit +73,6 % den stärksten Preisanstieg. Hauptverantwortlich dafür waren weiterhin die coronabedingten Störungen der weltweiten Lieferketten: Fehlende Schiffscontainer, längere Ladezeiten und daraus resultierende Schiffsstaus führten zu Kapazitätsengpässen und gestiegenen Frachtraten. Gegenüber dem 4. Quartal 2021 sanken die Preise zwar leicht um 3,3 %, sie blieben aber auf einem hohen Niveau.

In der Luftfahrt stiegen die Preise gegenüber dem 1. Quartal 2021 um 8,6 %. Neben den pandemiebedingten Engpässen wirkten hier die stark gestiegenen Kerosinpreise preistreibend. Mit +1,4 % gegenüber dem 4. Quartal 2021 stiegen die Preise aber nicht mehr ganz so stark wie im Vorquartal (+5,6 %).

Hohe Kraftstoffpreise sowie der Mangel an Fahrerinnen und Fahrern und gestiegene Lohnkosten führten auch im Güterkraftverkehr mit einem Anstieg um 9,1 % zu deutlich höheren Preisen als im 1. Quartal 2021. Die gleichen Ursachen führten auch bei Kraftwagenspeditionen zu einem deutlichen Preisanstieg. Da auch die Preise für Luft- und Seespedition weiter stark stiegen, lagen die Preise im Speditionsgewerbe insgesamt mit +15,7 % deutlich über dem Niveau des Vorjahresquartals.

Preisanstieg im Wirtschaftsabschnitt Information und Kommunikation bei +2,1 %

Dienstleistungen im Wirtschaftsabschnitt Information und Kommunikation waren im 1. Quartal 2022 um 2,1 % teurer als im 1. Quartal 2021. Relativ stark war der Anstieg der Erzeugerpreise für Telekommunikationsleistungen mit +4,9 %. So stiegen die Tarife für Festnetz- und Internetanschlüsse um 6,7 % gegenüber dem Vorjahresquartal. Im Mobilfunkbereich stiegen die Preise dagegen mit +1,5 % vergleichsweise moderat.

Bei den IT-Dienstleistungen stiegen die Preise gegenüber dem 1. Quartal 2021 mit +0,7 % kaum, während die Preise für Datenverarbeitung und Hosting gegenüber dem 1. Quartal 2021 um 0,5 % sanken.

Wirtschaftsabschnitt freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen mit vergleichsweiser deutlicher Preissteigerung von 3,3 %

Im Wirtschaftsabschnitt freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen stiegen die Preise im 1. Quartal 2022 recht deutlich um 3,3 % gegenüber dem 1. Quartal 2021. Vergleichsweise stark getrieben wurde diese Preissteigerung durch Dienstleistungen von Architektur- und Ingenieurbüros, die 4,9 % mehr als im 1. Quartal 2021 kosteten. Verantwortlich für diese Steigerung waren allgemeine Preisanpassungen als Reaktion auf gestiegene Kosten. Im Baubereich wirken zudem höhere Planungskosten und Baustoffpreise mittelbar auf die Honorare für die genannten Dienstleistungen.

Der Bereich technische, physikalische und chemische Untersuchungen verzeichnete mit +3,2 % gegenüber dem 1. Quartal 2021 ebenfalls einen Preisanstieg, der vor allem auf Preiserhöhungen zum Jahresbeginn und steigende Gebühren für Kraftfahrzeuguntersuchungen zurückzuführen ist.

Im Bereich Werbung waren die Preise 3,6 % höher als im 1. Quartal 2021. Dieser Preisanstieg spiegelt die mit der Lockerung der Corona-Maßnahmen einhergehende Erwartung eines verbesserten Konsumklimas und einer erhöhten Nachfrage nach Werbedienstleistungen wider.

Preise im Wirtschaftsabschnitt Verwaltungs- und Unterstützungsleistungen steigen um 3,0 %

Der Wirtschaftsabschnitt Verwaltungs- und Unterstützungsleistungen verzeichnete im 1. Quartal 2022 einen Preisanstieg von 3,0 % gegenüber dem 1. Quartal 2021. Mit +5,4 % erhöhten sich hier die Preise für die Vermittlung von Arbeitskräften am stärksten. Preisbestimmend waren Provisionen, die für die erfolgreiche Arbeitskräftevermittlung gezahlt werden. Durch den starken Rückgang der Kurzarbeit sowie Lohn- und Gehaltssteigerungen ist das Lohnniveau im Vergleich zum Vorjahresquartal insgesamt gestiegen, sodass auch die Vermittlungskosten beziehungsweise -provisionen stiegen.
Weitere Preissteigerungen in den betreffenden Wirtschaftszweigen lassen sich hauptsächlich mit zu Jahresbeginn in Kraft getretenen Tarifänderungen erklären: Die Preise im Wirtschaftszweig Reinigung von Gebäuden, Straßen und Verkehrsmitteln lagen 3,1 % über dem Vorjahresquartal, in der Überlassung von Arbeitskräften stiegen sie um 2,9 %. Preise der privaten Wach- und Sicherheitsdienste stiegen dagegen mit +1,8 % nur moderat.



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2 Kommentare

  1. Na das ist doch logisch. Das sind Bereiche die fast nur aus Personalkosten bestehen, da da nicht wirklich was „produziert“ wird. Und da die Löhne mit den Preissteigerungen nicht schritt halten ist der Preisanstieg dort geringer.

  2. Dr. Sebastian Schaarschmidt

    Es ist eigentlich normal das die Dienstleistungen viel weniger ansteigen, als zum Beispiel die Rohstoffe, denn Dienstleistungen haben eine geringere Preisdurchsetzungsmacht.

    Die reale Inflation bleibt trotzdem bei 10 Prozent.

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