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Erzeugerpreise Landwirtschaft +40 Prozent – höchster Anstieg seit 61 Jahren

Mit +40 Prozent steigen die Erzeugerpreise in der Landwirtschaft so stark wie seit 61 Jahren nicht mehr. Die Gründe dafür sind hochinteressant.

Getreidefeld als Symbol für die Landwirtschaft

Die Erzeugerpreise in der deutschen Landwirtschaft stiegen laut heutiger Veröffentlichung des Statistischen Bundesamts im April im Jahresvergleich um 39,9 Prozent – das ist der stärkste Anstieg seit dem Jahr 1961. Im März betrug die Veränderung im Jahresvergleich +34,7 Prozent. Im Vormonatsvergleich von März auf April stiegen die Preise um unglaubliche 5,6 Prozent. Die Erzeugerpreise für pflanzliche Produkte stiegen um 45,7 Prozent, und die Preise für tierische Erzeugnisse stiegen um 35,8 Prozent im Jahresvergleich. Einzelne Preisveränderungen sind hochinteressant. Schauen wir uns das genauer an.

Grafik zeigt Entwicklung der Erzeugerpreise in der Landwirtschaft seit 2016

Gründe die die stark steigenden Erzeugerpreise in der Landwirtschaft – Blick auf pflanzliche Produkte

Die stark steigenden Erzeugerpreise bei pflanzlichen Produkten ist unter anderem auf die seit Juli 2020 steigenden Getreidepreise zurückzuführen. Diese lagen im April 2022 um 77,6 Prozent über dem Vorjahresmonat und damit noch etwas höher als im März 2022 mit 70,2 Prozent. Ausschlaggebend für die enorme Preissteigerung bei Getreide ist noch immer die Verknappung des Angebots infolge des Kriegs in der Ukraine. Die Erzeugerpreise für Obst waren im April 2022 sogar um 14,9 Prozent niedriger als im Vorjahresmonat. Der frühe flächendeckende Saisonstart bei Erdbeeren ging mit einem Preisrückgang von 24,0 Prozent einher. Der Preisrückgang ist laut den Statistikern unter anderem durch den guten Ernteertrag aufgrund des Wetters und das dadurch große Angebot begründet. Gleichzeitig sei die Nachfrage nach Erdbeeren in diesem Jahr niedrig.

Die Erzeugerpreise für Gurken stiegen um 53,6 Prozent und Spargel um 32,6 Prozent, deren Saison im April anlief. Beim Spargel sorgte das zu Saisonbeginn knappe Angebot in Verbindung mit hohen Produktionskosten für den Preisanstieg, bei den Gurken vor allem die steigenden Energiekosten für die Beheizung und Belichtung der Gewächshäuser.

Bei Speisekartoffeln hielt der Anstieg der Erzeugerpreise der vergangenen Monate weiter an. Kartoffeln verteuerten sich im April 2022 im Vergleich zum April 2021 um 106,2 Prozent. Der Preisanstieg im April ist laut den Statistikern vor allem auf witterungsbedingt geringe Erntemengen und ein relativ niedriges Preisniveau im April 2021 zurückzuführen (Basiseffekt). Damals gab es aufgrund von großen Erntemengen und der fehlenden Nachfrage der Gastronomie durch Corona einen Preisrückgang im Vorjahresvergleich von 54,5 Prozent.

Die Erzeugerpreise für das Handelsgewächs Raps verteuerten sich im April 2022 um 77,1 Prozent im Jahresvergleich. Damit setzte sich auch hier der Trend der vergangenen Monate fort. Die weiterhin hohen Preise liegen laut den Statistikern vor allem an der knappen Versorgungslage bei gleichzeitig hoher Nachfrage, beispielsweise für Herstellung von Biogas oder die Verwendung von Raps als Biodiesel-Treibstoff.

Blick auf tierische Erzeugnisse

Die Erzeugerpreise für tierische Erzeugnisse stiegen im April im Jahresvergleich um 35,8 Prozent. Der Milchpreis lag im April 2022 um 37,0 Prozent höher. Bei Eiern war es eine Preissteigerung von 18,0 Prozent, was laut den Statistikern unter anderem an den gestiegenen Energie-, Transport- und Verpackungskosten sowie einer verringerten Anzahl an Junghennen aufgrund der Geflügelpest liegt.

Die Erzeugerpreise für Tiere verteuerten sich im April um 36,3 Prozent gegenüber April 2021. Die weiterhin hohen Preise liegen hier unter anderem an den steigenden Energiekosten und Futtermittelpreisen, welche durch den Krieg in der Ukraine noch einmal verstärkt wurden. Die Erzeugerpreise für Rinder lagen im April 2022 um 48,5 Prozent höher als im Vorjahr, bei Schlachtschweinen waren es +32,8 Prozent. Die Preise für Geflügel stiegen um 27,0 Prozent. Ausschlaggebend hierfür ist der Preisanstieg bei Hähnchen mit +35,9 Prozent.



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