Europa

Erzeugerpreise der Landwirtschaft mit stärkstem Anstieg seit 61 Jahren

Die Erzeugerpreise in der deutschen Landwirtschaft im März gegenüber dem Vorjahresmonat so stark angestiegen wie seit 61 Jahren nicht mehr! Hier die Details.

Strohballen auf einem Feld

Die Erzeugerpreise in der deutschen Landwirtschaft sind laut heutiger Veröffentlichung des Statistischen Bundesamts im März gegenüber dem Vorjahresmonat um 34,7 Prozent gestiegen. Dies ist der stärkste Anstieg seit dem Jahr 1961. Wie dramatisch die aktuelle Lage ist, zeigt auch der kurzfristige Vergleich der Preise von Februar 2022 auf März 2022 – hier ist es ein Anstieg von 15,1 Prozent! Die Erzeugerpreise für pflanzliche Produkte stiegen im Jahresvergleich um 42,1 Prozent, und die Preise für tierische Erzeugnisse um 29,5 Prozent. Dass sich diese dramatische Lage NICHT weiter auf die Verbraucherpreise auswirkt, ist kaum anzunehmen.

Dramatischer Anstieg der Erzeugerpreise für Getreide

Die Lage bei Getreide ist gleich doppelt dramatisch. Zu den bereits vorher stark steigenden Preisen kommt nun noch der Ukraine-Krieg hinzu. Deswegen steigen die Erzeugerpreise hier nochmal weit überdurchschnittlich an. Dazu sagen die Statistiker, im Wortlaut: „Der Preisanstieg bei den pflanzlichen Produkten ist unter anderem auf die seit Juli 2020 steigenden Getreidepreise zurückzuführen. Diese lagen im März 2022 um 70,2 % über dem Vorjahresmonat. Damit ist die Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat mehr als doppelt so hoch wie im Februar 2022 mit +31,3 %. Ausschlaggebend für die enorme Preissteigerung bei Getreide ist die Verknappung des Angebots infolge des Kriegs in der Ukraine. Dadurch hat sich die bereits zuvor angespannte Situation auf dem Weltmarkt mit einer hohen Nachfrage im In- und Ausland noch einmal deutlich verschärft.“

Grafik zeigt Entwicklung der Erzeugerpreise der Landwirtschaft seit 2016

Hier weitere Details von den Statistikern im Wortlaut:

Preise für Obst leicht gesunken, für Kartoffeln und Raps stark gestiegen

Die Erzeugerpreise für Obst waren im März 2022 um 12,4 % niedriger als noch vor einem Jahr. Preisrückgänge gab es unter anderem bei Tafeläpfeln mit -8,4 %.

Speisekartoffeln verteuerten sich im März 2022 nochmals. Die Preise stiegen im Vergleich zu März 2021 um 91,7 %. Im Februar 2022 hatte die Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat bereits +87,6 % betragen. Der Preisanstieg im März ist vor allem auf witterungsbedingt geringe Erntemengen und ein relativ niedriges Preisniveau im März 2021 zurückzuführen. Damals gab es aufgrund von großen Erntemengen und der fehlenden Nachfrage der Gastronomie durch Corona einen Preisrückgang im Vorjahresvergleich von 53,4 %.

Die Preise für das Handelsgewächs Raps verteuerten sich im März 2022 um 70,1 % im Vergleich zu März 2021. Damit setzte sich der Trend der vergangenen Monate nochmals fort. Im Februar 2022 waren die Preise noch um 52,2 % gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen. Die weiterhin hohen Preise liegen hier vor allem an der knappen Versorgungslage bei gleichzeitig hoher Nachfrage, beispielsweise für Herstellung von Biogas oder die Verwendung von Raps als Treibstoff (Biodiesel). Auch hier beeinträchtigen die ausbleibenden Lieferungen aus der Schwarzmeerregion die globale Verfügbarkeit.

Preise für tierische Erzeugnisse um 29,5 % gestiegen, für Milch um 33,3 %

Die Preise für tierische Erzeugnisse lagen im März 2022 um 29,5 % über den Preisen von März 2021. Im Februar 2022 hatte der Preisanstieg im Vergleich zum Vorjahresmonat bereits 21,4 % betragen. Der Milchpreis lag im März 2022 um 33,3 % über dem Vorjahresmonat; im Februar 2022 waren es +30,1 % im Vorjahresvergleich. Grund hierfür ist weiterhin vor allem ein knappes Rohmilchangebot.

Die Preise für Tiere verteuerten sich im März 2022 um 28,6 % gegenüber März 2021. Im Februar 2022 hat die Preissteigerung +15,8 % betragen. Grund hierfür sind die steigenden Futtermittelpreise.

Die Preise für Rinder haben sich im März 2022 im Vergleich zum Vorjahresmonat um 47,5 % erhöht. Damit setzte sich der schon in den vergangenen Monaten zu beobachtende Trend steigender Preise fort (Februar 2022: +32,5 % gegenüber Februar 2021). Im Wesentlichen ist der Preisanstieg hier auf die gesunkene Produktion bei gleichzeitig gestiegener Nachfrage und steigenden Energiekosten zurückzuführen.

Die Preise für Schlachtschweine lagen im März 2022 um 21,1 % über denen des Vorjahresmonats. Im Februar 2022 hatte die Preissteigerung im Vergleich zum Vorjahresmonat +3,6 % betragen. Der enorme Preisanstieg im März 2022 ist durch ein weiterhin geringes Angebot an schlachtreifen Tieren und der durch Lockerung der Corona-Beschränkungen und anlaufenden Grillsaison steigenden Nachfrage begründet. Daneben stützt auch das immer knapper werdende Angebot an Rindfleisch die Nachfrage nach Schweinefleisch.



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