Gold/Silber

Es wird keine Zinserhöhungen in den USA geben!

Ein Gastbeitrag von Egmond Haidt, www.gold-brief.de

Auf dieser Fantasie, dass es der Wirtschaft so schlecht geht, dass die Fed die Zinsen keineswegs erhöhen kann, allein darauf beruht die Hausse beim S&P500. Vielmehr spekulieren Investoren, dass die Fed möglicherweise innerhalb weniger Monate ein neues Gelddruckprogramm starten wird. Laut den Schätzungen von Joseph LaVorgna, US-Chefvolkswirt der Deutschen Bank, war die US-Wirtschaft im ersten Quartal um annualisiert 0,5 Prozent geschrumpft. Der annualisierte Wert wird errechnet, wenn man die Veränderung gegenüber dem Vorquartal mit dem Faktor vier multipliziert. In das Bild einer sehr schwachen US-Konjunktur passen auch die Zahlen vom US-Großhandel. Sie waren im März um 0,2 Prozent gegenüber dem Vormonat gesunken. Das war der vierte Rückgang in Folge. Inzwischen liegen die Großhandelsumsätze um 1,3 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Das ist der größte Rückgang seit November 2008.

Doch damit sind die Großhandelsumsätze nicht allein. Etliche Konjunkturdaten sind zuletzt so stark gefallen oder notieren inzwischen so weit unter dem Vorjahresniveau wie letztmalig nach der Lehman-Pleite. „Der Gedanke, dass die USA inmitten einer starken Konjunkturerholung sei, ist eine reine Erfindung. Es ist eine Lüge“, sagte Steve Wynn, Gründer und Vorstandschef der Casino-Kette Wynn Resorts zuletzt. „Die tatsächliche Inflation, wenn man also Nahrungsmittel und Energie und all die anderen Sachen berücksichtigt, dann ist die tatsächliche Inflation viel höher als die offiziell ausgewiesene“, so der Firmenlenker. „Es ist sehr schwer für die Mittelschicht mitzuhalten wegen des Inflationsdrucks und der Abwertung des Dollar.“ Entgegen den Erwartungen vieler Experten bleibe ich der festen Überzeugung, dass es keineswegs zu einer kräftigen Konjunkturerholung kommen wird. Vielmehr wird sich die Wirtschaft weiter abschwächen, weil sie die fehlenden Liquiditätsspritzen der Fed enorm vermisst. Je länger dieser Zustand andauert, umso schlechter geht es der Wirtschaft. Sollte sich hingegen der Start eines neuen Gelddruckprogramms abzeichnen, dürfte der Goldpreis deutlich klettern.

Zinserhöhungen belasten den Goldpreis nur kurzfristig

In den vergangenen Monaten hatte der starke Dollar den Goldpreis deutlich gebremst. Denn Investoren mussten sich nicht gegen den Verfall des Greenback absichern. Inzwischen schwächelt der Dollar aber zusehends. Nun bremsen allerdings die gestiegenen Zinsen die Notierung des Edelmetalls etwas. Wenn sie deutlich klettern, wird Gold weniger attraktiv, weil das Edelmetall keine Zinsen oder sonstigen Erträge abwirft. Der Zinsanstieg, der ausgehend von Europa auch die Zinsen in den USA mit nach oben gezogen hat, sollte allerdings nicht von Dauer sind, wenngleich ein Zinsanstieg diesseits und jenseits des Atlantiks angesichts der Rekordstaatsverschuldung in der Euro-Zone und den USA mehr als gerechtfertigt wäre. So sind die Staatsschulden der Euro-Länder im Jahr 2014 auf den Rekord von 10,1 Billionen Euro gestiegen.

Damit sind sie auf herbe 91,9 Prozent der Wirtschaftsleistung geklettert. Trotz der anhaltenden Griechenland-Krise sollten die massiven Anleihenkäufe der EZB dafür sorgen, dass die Zinsen in der Euro-Zone und in deren Folge auch in den USA wieder sinken. Die EZB kann nicht zulassen, dass die Zinsen steigen und der Euro sich kräftig erholt. Dann wäre der Traum von einer Konjunkturerholung, die länger als ein paar Quartale dauert, schnell ausgeträumt. Sinkende Zinsen sollten hingegen den Goldpreis stützen.



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