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ESG: Heftige Korrektur bei nachhaltigen Fonds – oder geplatzte Blase?

ESG - Korrektur oder geplatzte Blase?

In kaum einer Zeitung fehlte es an Tipps für eine Anlage nach Kriterien von ESG – Environment, Social, Governance, in die viele Anleger für dieses Jahr viel Hoffnung setzten. Fondsinvestments im Sinne von Nachhaltigkeit waren der große Renner des letzten Jahres. Jetzt aber steigen die Zinsen und die Geschäftsmodelle kommen auf den Prüfstand. Eine starke Korrektur der Modewerte hat eingesetzt.

ESG und die Wahl Joe Bidens zum US-Präsidenten…

..eine sichere Sache für Investments im grünen Bereich, könnte man annehmen. Der neue Präsident stellt in Sachen Engagement in Richtung Umweltschutz so ziemlich das Gegenteil seines Vorgängers dar, der zuletzt selbst in Naturschutzgebieten grünes Licht für weitere Bohrungen nach Erdöl gestattete.

Sicherlich ist und bleibt das Thema aussichtsreich – dumm nur, dass die Börse wie zumeist alles weit vorher bereits eingepreist hat. Wenn man sich die Performance des großen iShares ETFs Clean Energy betrachtet, so sieht man eine große Ernüchterung, die Highflyer des vergangenen Jahres gerieten in diesem Jahr stark unter Wasser.

Ein Trend und seine Folgen

Nach Zahlen von Scope Analysis gab es im vergangenen Jahr 249 neue und in Deutschland handelbare Fonds aus dem Bereich ESG, fast das Zehnfache wie seit Beginn der Welle vor sechs Jahren. Im neuen Jahr kamen weitere 56 neue Fonds hinzu.

Einer der ganz großen Fonds, der über 4,3 Milliarden Euro schwere iShares ETF Clean Energy, ist ein Beispiel für die großen Gewinnmitnahmen im Bereich dieser Anlageklasse.

Seine Performance im Jahr 2020 betrug satte 180 Prozent, seine Kursrückgänge in 2021 erreichten bereits schon über ein Drittel, aktuell minus 35 Prozent.

Die größte Beteiligung in dem großen ETF ist mit 7,2 Prozent ausgerechnet Plug Power, einer der am meisten beachteten Titel, der aber seit Jahresbeginn ganz besonders unter die Räder kam. Der US-Hersteller von Brennstoffzellen brachte es im letzen Jahr auf eine Performance von 2159 Prozent, heftige Gewinnmitnahmen in diesem Jahr ließen diesen Anstieg bereits um fast zwei Drittel (63 Prozent) wieder abschmelzen. So geht auch vielen anderen „grünen“ Aktien von Solarzellenherstellern, Windkraftanlagen oder von Turbinenproduzenten. Manch einer spricht bereits bei ESG vom Platzen einer Bubble in Anspielung auf die Jahrtausendwende, aber übertriebene Kurssteigerungen werden immer wieder korrigiert. Nach dem Rausch folgt ein kleiner Kater.

Steigende Zinsen, hohe Bewertungen

Auslöser dieser abrupten Korrektur im Bereich ESG war zweifelsohne der Anstieg der Bondrenditen, parallel zu den Teuerungen an den Rohstoff- und Gütermärkten. Das übliche Thema der Abdiskontierung künftiger Erträge auf die Gegenwart, was die aktuellen Bewertungen natürlich nach unten drückt. Die Aktien erschienen auf einmal sehr teuer, mit ihren hohen zwei- und teilweise dreistelligen KGVs.

Das oben erwähnte Schlachtschiff, der IShares Clean Energy ETF, weist immer noch eine Bewertung mit dem 50-fachen der aktuellen Gewinne aus, was natürlich erheblich über der allgemeinen Marktbewertung liegt.

Ganz besonders erwischte es bisher Firmen, die noch gar keine Gewinne ausweisen können, wie zum Beispiel aus dem Wasserstoffsektor – unabhängig vom Standort, ob USA oder Europa.

Ist damit ein Trend schon wieder am Ende? Sicherlich nicht, denn die Bewegung in Richtung sauberer Energie steht erst am Beginn einer längeren Entwicklung. Die Staaten forcieren ihre Ausgabenpolitik zum Zwecke der Reduktion der CO2-Emissionen, nachhaltiges Wirtschaften ist bei einer Erdbevölkerung von bald 7,8 Milliarden Menschen keine Modeerscheinung.

Damit geht es bei ESG eigentlich nicht so sehr um das Platzen einer Blase, sondern um den Abbau von Euphorie und Überspekulation, um ein Luftablassen aus vielen Kursen, die durch das viele billige Kapital an den Märkten extrem gepusht waren.

Fazit

Wieder einmal ist diese Phase bei ESG ein kleines Beispiel dafür, dass man Vorsicht an den Tag legen sollte, bei der Beurteilung von Erfolgscharts, die in den Medien so gerne präsentiert werden, wenn es bei Unternehmen und Branchen überdimensionale Gewinne gegeben hat. Exponentialität fordert früher oder später immer ihren Preis.

Klar gibt es Trends, die mehrere Jahre laufen und dementsprechend Rendite einbringen. Aber kurzfristig ist eine große Medienpräsenz immer eher ein Warnzeichen, dass es erst mal eine Pause geben könnte in der Performance. Da ist ESG anscheinend auch keine Ausnahme von der Regel.



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