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Nach ESG-Herabstufungen von Investmentfonds schlagen Verbraucherschützer Alarm

Mehr Schein als Sein? Nach ESG-Herabstufungen von Investmentfonds schlagen Verbraucherschützer jetzt Alarm bei der Politik.

Nachhaltige Geldanlagen, tolle Sache, das muss man machen, damit beruhigt man auch sein Gewissen als Anleger und Bürger? Ob das Geld überhaupt nachhaltig (ESG) angelegt wird, prüft man eh nicht nach? Mehr Schein als Sein? Viel ist in den letzten Wochen und Monaten ans Licht gekommen, dass die Investmentbranche eben nicht wirklich sauber arbeitet bei diesem Thema. Die Deka zum Beispiel entfernte jüngst das höchste ESG-Label von sieben Fonds. Nach ESG-Herabstufungen von Investmentfonds schlagen nun Verbraucherschützer Alarm, so berichtet es aktuell Bloomberg. Einige der weltgrößten Fondsmanager haben ihre Produkte aus der höchsten Nachhaltigkeits-Kategorie der Europäischen Union herausgenommen und damit bei Kleinanlegern die Sorge ausgelöst, sie könnten zuvor Opfer von Greenwashing geworden sein.

Der Chef des wichtigsten Kleinanlegerverbands will das Thema nun mit Aufsichtsbehörden und Parlamentariern erörtern. “Wir brauchen viel klarere Leitlinien von den Behörden, um sicherzustellen, dass wir nicht in die Irre geführt werden und uns keine grün gewaschenen Anlageprodukte verkauft werden”, sagte Guillaume Prache, Geschäftsführer von Better Finance, im Bloomberg-Interview. Die Gruppe, die rund 4 Millionen Kunden in 25 Ländern repräsentiert, habe Treffen mit der Europäischen Kommission und der Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (Esma) anberaumt.

Unter anderem BlackRock, Amundi und die Allianz-Tochter Pimco planen ein Milliardenvolumen von so genannten Artikel-9-Fonds herabzustufen, die der höchsten ESG-Bewertung der EU entsprechen. Auslöser der Entscheidung waren neue Leitlinien der EU-Kommission zur Auslegung der Vorschriften.

“Vermögensverwalter werden ihren Kunden erklären müssen, dass sie sich in einem unsicheren und sich schnell entwickelnden regulatorischen Umfeld bewegen”, sagt Hortense Bioy, Chefin des Bereichs Nachhaltigkeitsanalyse bei Morningstar Inc. “Die EU hat ein sehr ehrgeiziges, aber auch extrem komplexes Offenlegungsregime geschaffen.”

Morningstar schätzt, dass in den kommenden Wochen und Monaten mindestens 85 Milliarden Dollar Artikel-9-Fonds zu Artikel-8-Fonds herabgestuft werden und damit weniger strengen Vorschriften unterliegen. Die EU fordert von Artikel-9-Fonds seit neuestem zu praktisch 100% nachhaltige Anlagen, was den Großteil der Branche vor den Kopf gestoßen hatte.

“Die Situation ist im Moment etwas chaotisch”, sagt Bioy. Die Marktanalystin schätzt, dass weniger als 5% der Artikel-9-Fonds derzeit die EU-Anforderungen an die 100%ige Nachhaltigkeit erfüllen. Hunderte weiterer Fonds könnten somit herabgestuft werden müssen.

Einige Vermögensverwalter zögern indessen mit Neueinstufungen in der Hoffnung, dass weitere Präzisierungen der EU-Behörden es ihnen ermöglichen werden, die Einstufungen beizubehalten. Die Esma hat die Kommission gebeten zu klären, was sie unter einer “nachhaltigen Anlage” versteht. Die Kommission gab an, sich der Problematik bewusst zu sein und daran zu arbeiten.

“Es ist dringend notwendig, dass die Aufsichtsbehörde nicht nur klärt, was als nachhaltiges Investment gilt und was nicht, sondern auch, welche Methoden zur Berechnung des Portfoliorisikos für nachhaltige Investitionen akzeptabel sind”, sagt Bioy. Der derzeitige Mangel an Klarheit könne den Ruf des europäischen ESG-Regelwerks, der Sustainable Finance Disclosure Regulation, beschädigen.

Auch europäische Pensionsfonds äußern Bedenken. Da es derzeit keine Richtlinien für nachhaltige Investitionen gibt, “besteht ein ernsthaftes Risiko, dass die Praxis auseinanderläuft und es an Vergleichbarkeit der Produkte mangelt”, so Anastasios Pavlos, Berater der Lobbyorganisation Pensions Europe, deren Mitglieder zusammen ein Vermögen von 7 Billionen Euro verwalten.

FMW/Bloomberg

Windrad
A wind turbine in a field of agricultural crops.


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9 Kommentare

  1. guten tag herr Kummerfeld, ich vermisse den Fugi. kriegen wir heute keinen videoausblick. habe ich etwas verpasst.

    1. Hallo md

      Fugi ist heute nicht am Platz, aber wieder ab Montag.

      Grüße

      1. @ Helmut, diesmal ist es nicht anders, aber einige Nummern grösser weil global.Früher gab es auch etwa regionale Krisen und die hatten schon weltweite Auswirkungen.Die langfristig denkenden SCHINESEN haben die Blasen schon entlüftet und sind mit der von der EU gesponserten Billig- Energie und den eigenen Rohstoffen gut gerüstet um den Amis und den EU- Vasallen den Marsch zu blasen.

        1. Hallo Blasen- Musiker,

          Ich sehe ja nun, wie das Eigenkapital der Banken dahinschmilzt, die Inflation das Geld der Sparer vernichtet, alle Papierwerte, die als absolut sicher galten, plötzlich mehr oder weniger ihren Wert verlieren, viele Lebensversicherungen vor dem Aus stehen, unzählige durch den Niedrigzins am Leben erhaltenen Firmen wackeln, oder schon Konkurs sind.
          Nun noch die Immobilienkrise, möglicher Blackout, vielleicht Lebensmittelknappheit, über Jahre unbezahlbare Energiekosten, usw, usw.
          Ich sitze wirklich wie das Kaninchen vor der Schlange, und erwarte früher oder später den Knall.
          Das sehen einige Frohnaturen anders.
          Ich habe alles in Papierform, auf das eine Währung aufgedruckt ist, gegen werthaltige Dinge/Sachwerte umgetauscht. Nur noch ein bisschen Bargeld im Tresor, und das unbedingt notwendigste auf dem Bankkonto, und das Lager voll wichtiger Dinge.
          Mal sehen was im Frühjahr ist.

          Viele Grüße aus Andalusien Helmut

          1. Ach Helmut,

            jeder hat da seine eigenen Ideen und Strategien, je nach Persönlichkeitsprofil, Risikobereitschaft, Erfahrung und Informationsquellen. Ich persönlich zocke beispielsweise zu einem gewissen, für mich völlig ungefährlichen Teil extrem gerne mit Papiergold. Egal, ob short oder long, die Volatilität eröffnet schnelle und verhältnismäßig hohe Gewinnchancen. 5.000 € an guten Tagen sind keine Ausnahme. Und wenn es mal in die falsche Richtung geht, wartet man einfach ein paar Tage bis wenige Wochen, bis dann die Zuverlässigkeit und Stabilität von Gold wieder greift. Ich weiß nicht, wie ich es anders beschreiben soll: Nach ein paar Jahren hat sich eine gefühlsmäßige Erfahrung, eine Art Intuition eingestellt, die einem die Muster beim Goldtrading recht deutlich erkennen lässt.

            Zu Gold:
            Am ATH etwa scheitert der „stabile“ Glanz jedes Mal derart erbärmlich, dass man dort mit einem 6-monatigen Short von 20% fast gar nichts falsch machen kann. An gewissen Bodenbildungen darunter geht man eben wieder long. Je mehr ideologisch-religiös motivierte Untergangspropheten wie ein Herr Krall Ängste schüren, desto besser für woke Goldzocker.

            Zu Aktien:
            1994 habe ich 500 DM halb im Spaß, halb in Überzeugung ob meines technologischen Wissens und meiner Ablehnung von IBM und Microsoft in Apple investiert und das Zeug jahrelang erst vergessen und dann einfach gehalten. Dann kam der Wendepunkt. Die Entwicklung ist in Charts schwer nachvollziehbar wegen der vielen Aktiensplitts. Sie war gut.
            Doch die Firma Apple hat für mein Empfinden seit etwa 2 Jahren ihren Zenit erreicht. Sie nervt mich zudem zusehends seit längerem, spätestens seit sie mit dem Ableben von Steve Jobs in visionäre und technologische Mittelmäßigkeit versinkt.

            Ganz Allgemein:
            Ich liquidiere regelmäßig und schichte um. Investiere das Geld in sinnvolle und nachhaltige regionale Projekte, die ich auch aktiv mit kontrollieren und überwachen kann. In physisches Gold investiere seit diesen 2 Jahren gar nicht mehr, nicht eine Unze. Rund 8% meiner Altersvorsorge in physischem Gold erachte ich als ausreichend.

            Ich investiere lieber in den Umbau meiner begrenzten Möglichkeiten, in die weitere Optimierung meines Hauses und die Energieversorgung meiner Region. In die Zukunft unserer Kinder und Gesellschaft. In Energien die einfach so und ohne Nebenwirkung zur Verfügung stehen. Nicht in theoretischen und kurzfristigen Müll wie Atomkraft 4.0, solange deren technische Unzulänglichkeiten und langfristen Müllprobleme nicht konkret und verbindlich gelöst sind. Oder in schräge Fracking-Phantasien, die uns in 3 bis 5 Jahren vielleicht für 3 bis 5 Jahre nennenswerte Gasmenden bescheren könnten, oder auch nicht.

            Und ich fahre finanziell seit Jahren allen Unkenrufen zum Trotz sehr gut damit. Und nebenbei auch emotional, sobald ich meine kleinen unbedeutenden individuellen Bedürfnisse den Belangen meiner Kinder und Enkel in Rechnung stelle.
            Win-Win-Win fürs Konto, fürs Gefühl und für die Allgemeinbilanz.

            Viele Grüße aus Grüniluschien
            Michael

  2. Machen wir uns doch nichts vor. Egal auf welche Weise, und in welche Anlageform (in Papierform) investiert wurde, es läuft alles zumindest auf eine teilweise Enteignung hinaus.
    Man kann das nun noch schön verpacken, das Risiko möglichst verschleiern, und Garantien ausstellen, die das Papier nicht wert sind….
    Aber wann war das jemals anders?
    Die Besitzer von Versprechen in Papierform, sind immer das Schlachtvieh der Inflation, und am Ende der Währungsreform geworben. Und alle haben vorher immer gedacht: Aber dieses Mal ist es anders.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

    1. Kein Kommentar :-)

    2. „…es läuft alles zumindest auf eine teilweise Enteignung hinaus…“

      …und Sie glauben tatsächlich, dass Sie mit Ihrem Klumpen(-Risiko) in der Schweiz davor sicher sind? Träumen Sie weiter!
      Man sollte den Menschen ihre Illusionen nicht nehmen, wenn diese sie glücklich machen.

  3. Hallo Michael,
    ich hatte hier schon mal öfter geschrieben, dass ich die Menschen bewundere, die es fertigbringen über Jahrzehnten mit Papieren Geld zu verdienen.
    Ich habe generell etwas dagegen, wenn ich mehr als unbedingt nötig von irgendetwas abhängig bin.
    Und daher möchte ich schon überhaupt nicht, dass ein Staat über meine Altersversorgung herrschen kann, oder über mein Erspartes. Ich möchte also keine Schuldner mir gegenüber haben.
    Und 99 % der Anleger können ja auch nur in Papiere investieren, oder über Papiere.
    Das muss ja auch so sein. Aber ich wollte das nicht.
    Natürlich lasse ich mich nicht durch irgendwelche Zukunftsprognosen lähmen, sondern versuche mich vorzubereiten.
    Wir haben ein ausgesprochen großes Lebensmittel- und Diesellager. Selbst einen eigenen Brunnen haben wir schon vor 20 Jahren bohren lassen.
    Das ist ja nun nicht rausgeworfenes Geld, denn die Lebensmittelpreise sind seit 2019 doch sehr gestiegen. Und aus dem Brunnen haben wir für etwa 10 Cent/m3 Wasser aus 150 m Tiefe.
    Die erste Bewährungsprobe waren die Lockdowns.
    Wir mussten nicht einkaufen, sondern konnten am Pool liegen und abwarten.

    Mal sehen was so auf uns zukommt in den nächsten Monaten und Jahren.

    viele Grüße aus Andalusien Helmut

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