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Aussagen von Amundi ETF-Anleger schichten massiv um von USA nach Europa

Es finden derzeit massive ETF-Abflüsse aus den USA statt. Viel Geld fließt gleichzeitig in Fonds, die in Europa investieren.

Händler an der NYSE. Foto: Michael Nagle/Bloomberg

Donald Trump verschreckt seit Wochen Anleger, die sich zunehmend vom US-Kapitalmarkt abwenden. Auch wenn er heute in Sachen Zölle ein paar nette und entspannende Worte verkündete. Und auch wenn er heute sagte, er wolle Fed-Chef Powell ja gar nicht entlassen. Der Schaden ist angerichtet, die Verlässlichkeit des US-Kapitalmarkts ist angegriffen. Die Flucht vieler Anleger aus den USA und hin nach Europa kann man anhand von ETF-Flüssen und Aussagen von Vermögensverwaltern gut erkennen.

Europas größter Vermögensverwalter Amundi gab heute bekannt, dass man eine erhebliche Umschichtung beobachtet, da Kunden aufgrund der durch den Zollkrieg ausgelösten Marktturbulenzen aus den USA abziehen und in europäische Fonds investieren. Investmentkunden hätten ihre Portfolios „massiv umgeschichtet“ und in europäische Aktien und börsengehandelte Staatsanleihen investiert, erklärte ein Sprecher des größten europäischen Vermögensverwalters gegenüber Bloomberg. Die Richtung der Kapitalflüsse spiegele eine „breitere Neupositionierung des Marktes“ infolge der Zollankündigungen wider, so der Sprecher.

Die Kommentare decken sich mit den von Morningstar Direct bereitgestellten Daten, die eine allgemeine Flucht aus US-Fonds in diesem Monat zeigen. Allein in den ersten beiden Aprilwochen, als die Märkte die Ankündigungen von Präsident Donald Trump zu den Zöllen verdauten, verzeichneten die von Amundi, UBS und State Street verwalteten US-Fonds laut Morningstar-Daten auf Basis von Aktien-ETFs Kundenabflüsse in Höhe von insgesamt 3,9 Milliarden Euro.

Im gleichen Zeitraum verzeichneten europäische Aktienfonds, die von BlackRock´s Marke iShares, Amundi und UBS verwaltet werden, mit einem Zuwachs von insgesamt 2,4 Milliarden Euro die größten Gewinne. Dies ist das jüngste Beispiel für die „Sell-America“-Stimmung, die die Märkte erfasst hat, da selbst Investoren, die einst als optimistisch für US-Aktien galten, alarmierende Töne anschlagen. Die Anleger müssen mit den Folgen des anhaltenden Zollstreits von Trump sowie mit den abschreckenden Auswirkungen seiner Drohung, den Vorsitzenden der US-Notenbank, Jerome Powell, zu entlassen, fertig werden.

Die große Verlagerung der Kapitalströme aus den USA nach Europa führt laut Stefan Hoops, dem Vorstandsvorsitzenden der Investmentgesellschaft DWS der Deutschen Bank, zu einer „Normalisierung der Bewertungen“. „Die Menschen sind viel weniger pessimistisch gegenüber Europa und weniger optimistisch gegenüber den USA“, sagte Hoops in einem Interview. “Die optimistische Stimmung gegenüber den USA und die pessimistische Stimmung gegenüber Europa waren wahrscheinlich übertrieben, und das kehrt sich nun bis zu einem gewissen Grad um.“

Laut Morningstar verzeichneten Fonds mit Sitz in Deutschland und Frankreich, die vor allem inländische Kunden anziehen, in den letzten Wochen einen besonders starken Kapitalzufluss. „Als die beiden größten Volkswirtschaften Europas sind sowohl Deutschland als auch Frankreich besonders von den US-Zöllen betroffen“, sagte Kenneth Lamont, Principal im Bereich Manager Research bei Morningstar. Vor diesem Hintergrund deuten die Daten auf eine ‚gewisse patriotische‘ Rückführung von Kapital nach Europa hin, so Lamont.

Grafik zeigt massive Umschichtungen bei ETF Source: Morningstar data for this month through April 14.

Ein Sprecher von UBS sagte, der Vermögensverwalter beobachte, dass Kunden vor dem Hintergrund der erhöhten Marktvolatilität taktische Umschichtungen ihrer Vermögensallokation vornehmen. Dies habe zu einigen beträchtlichen Abflüssen aus US-Aktien-ETF und Zuflüssen in andere Fondsgamas, insbesondere in festverzinsliche Strategien, geführt, so der Sprecher.

Jane Sloan, EMEA-Leiterin für globale Produktlösungen bei BlackRock, sagte in einer per E-Mail verschickten Erklärung, dass „die jüngsten ETF-Flüsse die Qualität und die Chancen des europäischen Marktes zeigen“. Die „iShares-ETFs bieten Millionen von Anlegern weiterhin einen besseren Zugang zu den Märkten und Instrumente zum Aufbau von Portfolios, die ihren Bedürfnissen entsprechen.“

Ein Sprecher von State Street reagierte nicht auf eine Anfrage nach einer Stellungnahme. Im Allgemeinen verkaufen ‚Anbieter, die in mehrere US-Aktien-ETF investiert sind, bei einem Ausverkauf zuerst die teureren‘, sagte Lamont. “Dies könnte auch die Abflüsse bei Amundi und UBS erklären.“

Trumps Politik hat die US-Aktienmärkte in diesem Monat schwer getroffen und den Dow Jones Industrial Average auf den schlechtesten April seit der Weltwirtschaftskrise 1932 gebracht. Während Anleger Zuflucht in Märkten außerhalb der USA suchen, gehen Schätzungen des Internationalen Währungsfonds und anderer davon aus, dass Trumps Handelspolitik die Weltwirtschaft erheblich beeinträchtigen wird.

Bloomberg Economics schätzt, dass Trumps am 2. April angekündigte „Liberation Day“-Zölle bis Ende 2027 zu einem Rückgang der weltweiten Wirtschaftsleistung um etwa 2 Billionen US-Dollar führen werden, verglichen mit einem Szenario, in dem die Grenzsteuern unverändert geblieben wären.

FMW/Bloomberg



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