Das monatliche Ansparen in börsengehandelten Fonds (ETF) zu sehr niedrigen Gebühren ist bei Privatanlegern voll im Trend, auch in Deutschland. Breit gestreut am globalen Aktienmarkt investieren, ohne horrende Jahresgebühren und einmalige Abschlusskosten, die noch vor zwanzig Jahren große Teil der Performance bei Fondsanlagen aufgefressen haben. Der MSCI World Index ist für viele ETF-Anleger einer der Ankerpunkte in ihrer ETF-Anlage. Global breit gestreut investieren. Jetzt kommt erstmals ein Hebel ETF auf diesen Index auf den Markt für deutsche Privatanleger.
Hebel ETF auf den MSCI World Index
Europas größter Vermögensverwalter Amundi aus Frankreich hat vor wenigen Tagen den Amundi MSCI World (2x) Leveraged ETF (ISIN: FR0014010HV4) auf den Markt gebracht, mit einem 2er-Hebel. Vereinfach gesagt: Steigt der MSCI World Index um 1 %, steigt der Wert des ETF um 2 %. Verliert der Index, verliert der ETF doppelt so stark an Wert. In der Realität ist es aber einen Tick gefährlicher. Denn fallen die Kurse im Index, ist die Ausgangsbasis für den Hebel bei Anstiegen geringer. Bei häufigen starken Schwankungen im Index kann die Abweichung sich verstärken. Aber dennoch: Sollte der MSCI World Index langfristig wie in den Vorjahren weiter ansteigen, kann er Anlegern auch größere Gewinne bescheren.
Um die Hebelwirkung zu erzielen, müssen ETF-Anbieter mit Derivaten wie Optionen und Futures arbeiten – hieraus entstehende Finanzierungskosten belasten die Performance. Positionen im ETF werden täglich neu ausgerichtet. Deswegen kann die langfristige Performance des Hebel ETF von der Erwartungshaltung eines doppelten Anstiegs spürbar abweichen. Dennoch sollte – wenn der MSCI World Index denn langfristig weiter ansteigt – wie gesagt auch eine deutlich höhere Performance im Hebel ETF entstehen. Die Auflage dieses Hebel ETF von Amundi zeigt auf jeden Fall: Die Fondsbranche trägt der Aktien-Rally Rechnung und will offenkundig auch „konservativen“ Langfristanlegern die Chance bieten, einen Schuss mehr Spekulation ins Depot zu bringen.
Meme Stocks ETF neu aufgelegt
Im Zuge der Corona-Pandemie saßen Millionen Amerikaner zuhause fest und begannen mit dem Zocken am Aktienmarkt. „Normale“ etablierte Aktien schienen zu langweilig zu sein. Eine große Masse an Privatanlegern suchte sich heruntergekommene, drittklassige, wenig beachtete Aktien, die in die „Börsengeschichte“ inzwischen als sogenannte „Meme Stocks“ eingegangen sind. der Hype ist längst vorbei – oder doch nicht? Ein mangels Interesse bereits geschlossener ETF auf Meme Stocks in den USA wurde jetzt wiederbelegt.
Der Einstieg in den 13 Billionen US-Dollar schweren US-ETF-Markt ist schwierig. Ein Comeback zu inszenieren? Noch schwieriger. Das hält Roundhill Investments jedoch nicht davon ab, einen Trend aus der Pandemie-Ära wiederzubeleben – den MEME-ETF. Dazu berichtet Bloomberg News: Der ursprüngliche Fonds wurde 2023 geschlossen, als es so aussah, als sei der Hype, in dem er entstanden war, vorbei. Das war jedoch nicht der Fall. Vorgestern ließ das in New York ansässige Unternehmen den Meme-Stock-ETF wieder auferstehen.
In den Jahren seit seiner Schließung hat sich die Glücksspiel-Mentalität weiter verbreitet, die Lust auf riskante Wetten ist gewachsen und die regulatorischen Rahmenbedingungen sind immer günstiger geworden. ETF selbst sind ein wichtiger Kanal für diese Vorlieben und bieten alles von One-Click-Hebelwetten bis hin zu hochverzinslichen Optionsgeschäften. In diesem pulsierenden Ökosystem hoffen die Anbieter von MEME auf ihren zweiten großen Auftritt.
„In gewisser Weise wird ‚Meme‘ immer noch als Schimpfwort wahrgenommen. Viele spotten immer noch über das, was die Privatanleger in verschiedenen Foren tun. Aber das ist eine völlig veraltete Sichtweise“, sagte Dave Mazza, Chief Executive Officer von Roundhill. „Was nicht verblasst ist, ist der Einfluss der Privatanleger auf den heutigen Aktienmarkt.“
Sogenannte Meme-Aktien hielten 2021 Einzug in den Sprachgebrauch, als sich eine Vielzahl von Privatanlegern in den sozialen Medien zusammenschloss, um massive Short-Squeezes bei Unternehmen wie GameStop und AMC Entertainment zu orchestrieren. Produktmanager nutzten die extremen Day-Trading-Aktivitäten in diesem Jahr schnell, indem sie Fonds wie den ursprünglichen MEME von Roundhill und den VanEck Social Sentiment ETF (BUZZ) einführten. MEME wurde mit einem verwalteten Vermögen von knapp 3 Millionen Dollar geschlossen.
Schnellvorlauf ins aktuelle Jahr: Die Märkte erreichen Allzeithochs, die Trump-Regierung treibt eine Agenda voran, die in verschiedenen, von Hype getriebenen Bereichen des Marktes zu Rallyes geführt hat, und es ist erneut eine spekulative Aktienbegeisterung ausgebrochen – diesmal mit einer neuen Gruppe von Marktführern. Die Bewegung hat sich im kulturellen Zeitgeist festgesetzt und damit ihre Beständigkeit und Alltäglichkeit unter Beweis gestellt.
„Das Comeback des MEME ETF hat weniger mit dem Fonds selbst zu tun, sondern ist vielmehr ein Indikator dafür, wo wir uns im Zyklus befinden, mit Anzeichen dafür, dass Spekulationen wieder in die Märkte zurückkehren und Investoren bereit sind, wieder Risiken einzugehen“, sagte Athanasios Psarofagis, ETF-Analyst bei Bloomberg Intelligence. „Es mag eine Herausforderung für den ETF sein, aber ich denke, sie haben aus der ersten Runde gelernt“, wie schwierig es sein kann, Vermögenswerte zu sammeln.
Der Neustart kommt mit einer Wendung. Die ursprüngliche Version verfolgte passiv einen Meme-Aktienindex, aber die neue Version wird aktiv verwaltet und konzentriert sich auf einen engeren Korb von etwa zwei Dutzend Aktien, die nach Ansicht von Roundhill meme-ähnliche Eigenschaften aufweisen, wie z. B. extreme Kursvolatilität. Zu den Top-Holdings gehören von Anfang an Opendoor Technologies, Plug Power und Applied Digital Corp.
Laut Mazza wird Roundhill eine Vielzahl von Faktoren berücksichtigen – nicht nur quantitative Signale, sondern auch die Stimmung der Privatanleger – um die nächste Welle von Meme-Aktien zu identifizieren. Das bedeutet, Subreddits zu analysieren, die Handelsströme von Privatanlegern und institutionellen Anlegern zu beobachten und die digitalen Diskussionen im Auge zu behalten, die so oft die wilden Kursbewegungen befeuern. Mit anderen Worten: Es ist teils Wall Street, teils digitaler Karneval – und Roundhill setzt darauf, dass es beim zweiten Anlauf klappt. Um mit dem sich ständig verändernden Hype-Zyklus der Privatanleger Schritt zu halten, wird der ETF mindestens einmal pro Woche neu gewichtet. Er hat eine Kostenquote von 69 Basispunkten.
FMW/Bloomberg
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