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EU: Corona-Hilfen werden vor allem zu mehr Verschwendung führen!

EU Flagge

Fiel Ihnen schon einmal auf, dass Politiker gern darüber reden, wie viel Geld ausgegeben werden soll. Viel kürzer und weniger öffentlich wird darüber diskutiert, wofür es ausgegeben werden soll. Dabei sollte an erster Stelle die Frage stehen, wofür man Geld ausgeben will. Anschließend kann die Relevanz der vorgeschlagenen Projekte diskutiert und entschieden werden, welche Projekte Geld bekommen. Dass sich die EU nun voll und ganz auf die Höhe der Zahlungen konzentriert, wird mit sehr großer Wahrscheinlichkeit zu einer ineffizienten Verwendung des Geldes führen.

Die neue EU: Lieber schnell Geld ausgeben, statt autokratische Tendenzen zu bekämpfen!

500 Milliarden, 400 Milliarden, 390 Milliarden, 1.800 Milliarden – EU-Politiker werfen derzeit gern mit riesigen Summen um sich. Gestritten und geeinigt wird sich inzwischen an einem Abend über Beträge, die das Bruttoinlandsprodukt der zehn kleinsten EU-Staaten zusammengenommen ergibt. Milliarden an nicht rückzahlbaren Zuschüssen will die EU nun verteilen. Finanziert mit von der EU gemeinsam begebenen Anleihen – im Prinzip Eurobonds, nur dass auch Staaten ohne Euro mit im Boot sitzen werden. Haften werden alle EU-Staaten gemeinsam dafür. Und das Beste ist: Für dieses bislang undenkbare Zugeständnis verlangen die größten Nettozahler der EU nicht etwa Zugeständnisse von ewigen Querulanten wie Ungarn oder gar rechtsstaatliche Verfahren – sondern nur eine möglichst schnelle Zustimmung aller Mitgliedsländer. Ob die Orbans und Kaczyńskis ihre Länder immer autokratischer regieren, spielt in Zeiten von Corona keine Rolle mehr. Das Geld soll nur möglichst schnell bewilligt und ausgegeben werden.

Über das „wofür“ wird hingegen kaum diskutiert. Das sollen die Mitgliedsstaaten am besten selbst festlegen. Wer die Forderung nach Kontrolle erhebt, gilt inzwischen als Verhinderer. Wer jedoch in Krisenzeiten Geld mit der Gießkanne verteilt und gar nicht darüber diskutiert, wofür die EU-Milliarden ausgegeben werden sollen, der wird auch kein zufriedenstellendes Ergebnis erzielen, sondern mit großer Wahrscheinlichkeit Verschwendung. Wer dutzende Milliarden geschenkt bekommt, wird auf effiziente Mittelverwendung weniger Acht geben.

Wo bleibt der gesamteuropäische Investitionsplan?

Vergeben wird hier auch die Chance der EU, im Sinne des europäischen Zusammenwachsens Investitionen anzustoßen. Wäre erst ein Investitionsplan erarbeitet und auf dessen Basis Mittelzuteilungen entschieden worden, so hätten so interessante Projekte wie eine europäische Armee, ein gemeinsames Hochgeschwindigkeitsnetz der Eisenbahn oder auch diverse IT-Projekte zur Vereinheitlichung und Digitalisierung der Verwaltungsstrukturen in den einzelnen Ländern umgesetzt werden können. Mit strikter Bindung der Mittelzuweisungen an festgelegte, zeitlich befristete und ambitionierte Projektfortschritte – schließlich soll die Konjunktur jetzt und nicht 2025 angekurbelt werden.

Dass nun ausgerechnet die fünf relativ kleinen Länder, die auf genaue Ausgabenpläne und eine Überwachung der Einhaltung selbiger pochen, europaweit als Blockierer dargestellt werden, ist absurd. Niederlande, Österreich, Schweden, Finnland und Dänemark sind vielmehr die letzten Nationen, die noch Hoffnung auf eine modernisierte EU haben und versuchen, diese Hoffnung Realität werden zu lassen. Der Rest will nur möglichst schnell Geld ausgeben in der Hoffnung, dass dadurch die Wirtschaft wieder wachsen möge.

Das Beispiel China zeigt, wohin falsch verstandene Konjunkturförderung führt. Jahrelang wurde dort Geld mit der Gießkanne verteilt. Entstanden sind Geisterstädte, in denen vermutlich niemals jemand leben wird. Entstanden sind Zombie-Unternehmen, die nur dank Krediten der regionalen Regierungen überleben und Infrastruktur, die niemand benötigt, die aber zum Zeitpunkt des Baus für Wirtschaftswachstum sorgte. De facto war es aber vor allem eine Verschwendung knapper Ressourcen, die nicht für Wohlstand und langfristig stabiles Wachstum sorgte. Eine solche Gießkannen-Konjunkturpolitik gilt es in der EU zu verhindern.

Zahlt Deutschland dank Eurobonds bald höhere Zinsen?

Für Deutschland könnten Eurobonds übrigens den negativen Nebeneffekt haben, dass die Zinsen für Staatsanleihen steigen. Wahrscheinlich werden Eurobonds als eine sichere Alternative zu Bundesanleihen angesehen werden. Anleihen höchster Bonität sind selten geworden, seitdem Deutschland seine Verschuldung zurückfuhr, diverse Schuldner schlechtere Bonitätsnoten bekamen und gleichzeitig bedingt durch staatliche Regulierung die Nachfrage nach sicheren Anlagen stieg. Tritt nun die EU selbst als Emittent solcher Anleihen auf, dann steigt das Angebot, was zu tendenziell fallenden Preisen führt. Da Renditen und Preise bei Anleihen negativ miteinander gekoppelt sind, steigt bei fallenden Preisen der Zins. Am Ende zahlt Deutschland also doppelt dafür, dass andere Länder ohne größere Investitionspläne gratis Milliardensummen zugewiesen bekommen.



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5 Kommentare

  1. Im Kern geht es gar nicht um das Geld ausgeben oder investieren das ist nur der Deckmantel, es geht darum dass nun eine Schuldengemeinschaft/Transferunion durch die Hintertür durchgesetzt wurde die Länder wie Frankreich, Spanien, Italien, Griechenland und Portugal dringend brauchen. Letztendlich wird es auch nicht mehr lange dauern bis die „gemeinsame Schuldenaufnahme“ offiziell das Logo Eurobonds bekommt.

  2. 1. Die EZB wird alle Anleihen aufkaufen.
    2. Die Staaten und Politiker werden nun alles versprechen, was ihrer Wahl dient
    3. Die Zeiten mit realen wirtschaftlichen Regeln sind endgültig für immer vorbei.
    4. Die Eurozone wandelt sich zu einem Sozialkapitalisumus statt reinem Sozialismu.
    5. Die Bürgen Europas werden über Generationen den Wohlhabenden dieser Welt zu Füssen liegen.

  3. Verstehe ich den Dax richtig??? Die Hoffnung auf 500 Mrd. wurde gekauft (irgendwann mitte Mai 2020). Vom Rallye-Start 15.05.2020 – DAX 10465 bis heute sind es bereits ca. 2800 Punkte oder in Prozent ca. 27%. Nun haben die Junkies Ihre Drogen zugesprochen bekommen. Hmmm es sind natürlich nicht 500 for free sondern 390 Mrd. for free. Was natürlich auch immer noch viel ist, was man ja nie nie nie zurück zahlen muss. Hmmm bekommen ich vielleicht auch so 100k for free? Ne warum den auch… kann ja meine GmbH Bilanzen leider nicht so gut fälschen, weil nicht gross genugt. Daher habe ich einfach während der Corona Krise zu wenig Verlust gemacht!!! Aber das ist ein anderes Thema. Nun wurden rumors gekauft und die news möchte man meinen müssten nun abverkauft werden bzw. Gewinnmitnamen einsetzen von ca. 23-38% der Rallye, wären ansich ja nur ca. 6-8% down (von 27% plus ausgehend). Aber es juckt wohl niemanden, weil es wieder einmal zu viele Kleinanleger im Dax short sind (euwax sentiment).

    Fazit: Hoffnungs-Rallye seit 15.05.2020 auf 500 Mrd + 27% im DAX
    Heute 21.07.2020 anstatt 500 Mrd sinds 390 Mrd = 22% weniger als erwartet
    DAX nach der Entscheidung nochmal 1,8% plus… klar warum nicht… man hat ja nicht erwartet dass es weniger Geldregen gibt, als geplant. Oder sind es die restlichen Milliarden die als Kredite verteilt werden sollen, an Unternehmen die lange vor 2058 pleite sind und es niemals zurück zahlen werden!?!?!?

    Gerne würde ich in mein Auto steigen und dorthin fahren und direkt auch Geld verlangen mit den Argument: Ich brauche es. Sprich wenn man mich fragt warum ich es brauche, gibt es nur diese Antwort darauf und weiter nichts! Aber natürlich alles Illusion und die Steuern die wie alle Zahlen, werden weit oben verteilt und wir dürfen nun die nächsten 40 Jahre da ganze abarbeiten. Danke EU Politiker bzw. Deutschland.

  4. Es gibt aber einen Lichtblick,mit jedem neuen Geldschein fällt die Wirtschaftskraft in
    Zukunft (ca.-35%),soll heissen es wird teurer beim tilgen. Tja und weil sich die Staatslenker auf das quantitative Spiel eingelassen haben(es ist zu geil ,sich zinslos zu
    verschulden) wird man sie mit quantitativen AI`s beherschen.
    Es ist gut möglich das es das letzte „Mahl“ war ,um es umzuschulden.Die nominalen Mengen
    werden dann vllt zu hoch sein.Oder man hat dann noch was besseres als „greendeal“ oder „Covid“ etc. in Petto.Weil, Corona war schon vom Feinsten !

  5. Ohne echte Strukturreformen wird Italien & Co. nie aus dem Mustopf kommen. Da haben die „sparsamen“ (geizigen?) Länder durchaus recht, und was gibt es für ein besseres Druckmittel, als mit dem Scheck wedeln…

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