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Kampf gegen stark gestiegene Gaspreise EU prüft Finanzaufsicht für Gasmarktplatz TTF und neue Benchmarks

Wie bekämpft man die Energiekrise? Die EU prüft eine Finanzaufsicht für den Gasmarktplatz TTF und neue Benchmarks.

Gas-Pipeline

Noch ist es kein Beschluss, sondern nur der Einblick in Ideen zur Lösung eines großen Problems! Am Freitag wird es auf EU-Ministerebene ein Treffen geben. Es geht um die Eskalation im kräftig steigenden Gaspreis. Und der Benchmark, also der Richtwert für Gas in Europa, ist der Dutch TTF-Terminmarkt-Gaspreis. Und der ist seit Jahresanfang von unter 100 Euro auf aktuell 251 Euro angestiegen. Die jüngste Volatilität ist enorm. Heute sehen wir einen kräftigen Anstieg, nachdem Gazprom Freitag Abend erklärte, dass erstmal kein weiteres Gas durch Nord Stream 1 gepumpt wird – angeblich wegen einem Leck.

Was ist nun also die Lösung des Problems? Ein Gaspreis-Deckel, ein planwirtschaftlicher Eingriff in den Markt? Das könnte womöglich zu einer Verknappung des Warenangebots führen, also in dem Fall von Gas. Wie löst man das Problem dann? Denn nicht nur „der kleine Bäckermeister“ um die Ecke ist gerade in diesen Tagen entweder kurz davor oder schon dabei seinen Laden dicht zu machen. Auch einige große Industriebetriebe wie Stahlwerke und Aluminium-Hütten haben ihre Produktion bereits eingestellt, oder stehen kurz davor.

Laut aktuellen Recherchen von Bloomberg erwägt die EU für das Treffen am Freitag neue Gas-Benchmarks und Preisobergrenzen, da Russlands zunehmende Lieferengpässe die 27 Nationen dazu zwingen, drastische Maßnahmen zur Eindämmung der steigenden Energiekosten zu ergreifen. Die Staats- und Regierungschefs der EU geraten zunehmend unter Druck, die steigenden Preise noch vor dem Winter anzugehen, nachdem Gazprom beschlossen hat die wichtige Nord-Stream-Pipeline nach Wartungsarbeiten nicht wieder in Betrieb zu nehmen. Die Minister werden am Freitag über die Form einer geplanten Notfallintervention auf dem Energiemarkt beraten.

EU mit Idee für Finanzaufsicht für TTF

Im Rahmen der Vorbereitungen für das Treffen prüft die EU-Kommission auch Optionen, um die Dutch Title Transfer Facility (TTF) – den virtuellen Gasmarktplatz, dessen Hauptindex für langfristige Verträge in Europa verwendet wird – einer Finanzaufsicht zu unterwerfen, um Spekulationen zu vermeiden, wie aus internen EU-Dokumenten hervorgeht, die Bloomberg News am Montag einsehen konnte. „Der Preisaufschlag zwischen dem TTF-Gaspreis und den europäischen Flüssiggas-Indizes (LNG delivered ex-ship) hat sich erheblich vergrößert, was Fragen über seine Repräsentativität als Index für die Verknüpfung der Verträge in der gesamten EU-27 aufwirft“, so die EU-Kommission in dem Dokument.

Zu den Optionen könnte die Einrichtung einer zusätzlichen ergänzenden Benchmark gehören, um einen besser funktionierenden Markt mit geringerer Volatilität zu gewährleisten, so die Exekutive der EU. Eine weitere Möglichkeit ist die Einrichtung einer europäischen Handelsplattform für LNG. Als letzten Ausweg für den Fall einer Versorgungsunterbrechung mit Gas in Europa könnte die EU auch eine vorübergehende Kopplung der TTF an die asiatische JKM-Benchmark als dynamische Obergrenze prüfen. Dies würde jedoch die Nutzung anderer Drehkreuze oder Mechanismen zur Zuteilung von Gas innerhalb Europas erfordern, so die EU-Kommission in dem Dokument über Benchmarks für den Gasgroßhandelsmarkt.

„In dieser Situation würde der JKM für einige Zeit der Weltmarktpreis für internationales Gas werden“, so die EU-Kommission. „Der Großhandelsmarkt würde also durch das Angebot an und die Nachfrage nach LNG und nicht durch die internen Engpässe in der EU bestimmt werden. LNG wäre weiterhin attraktiv, weil die Transportkosten in die EU niedriger sind.

Gaspreis-Obergrenze?

In einem Vermerk über russische Gasimporte skizzierte die EU laut Bloomberg zwei mögliche Instrumente: eine Preisobergrenze für importiertes Gas und eine administrative Preisgestaltung in Notfällen für Regionen, die am stärksten von Versorgungsunterbrechungen betroffen sind. Diese Vorschläge werden am 7. September bei einem technischen Treffen mit Experten aus den Mitgliedsstaaten diskutiert.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sagte letzte Woche, sie sei überzeugt, dass es eine Preisobergrenze für russisches Gas geben sollte. Diplomaten zufolge sind die Mitgliedstaaten jedoch nach wie vor geteilter Meinung über einen solchen Schritt, da sie befürchten, dass er zu einem vollständigen Stopp der russischen Gaslieferungen führen würde. In dem Dokument betonte die EU-Kommission, dass Russland seine Gaslieferungen in die EU zwar bereits stark reduziert habe, diese Option aber nur in Betracht gezogen werden sollte, wenn die EU bereit sei, eine vollständige Unterbrechung zu akzeptieren.

„Die Preisobergrenze sollte so gestaltet werden, dass Russland bei einem Stopp der Gaslieferungen schlechter dasteht als bei der Einhaltung der Preisobergrenze“, so die EU-Kommission in dem Dokument. „Angesichts der Tatsache, dass sich die Preise für russisches Gas in den letzten zehn Jahren (2010/2020) zwischen 5 Euro und 35 Euro/MWh eingependelt haben, würde jede Obergrenze über diesem Niveau sicherstellen, dass Russland über seinen Produktionsgrenzkosten liegt.

FMW/Bloomberg



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1 Kommentar

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