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EU-Paket versteckte Euro-Bonds? Hans-Werner Sinn vs CDU-Aussage

Hans-Werner Sinn meldet sich zu Wort! Anfang der Woche haben die EU-Partner ihren 750 Milliarden Euro schweren Wiederaufbaufonds für Europa verabschiedet. Dafür nimmt die EU selbst zum allerersten Mal Schulden auf. Dazu hatten wir bereits gestern die offizielle Meinung der CDU-Bundestagsfraktion veröffentlicht. Denn dort ist man ganz klar der Meinung, dass die von der EU gemachten Schulden eben keine Euro-Bonds oder Corona-Bonds seien. Es sei sogar „ganz klar eine Absage an Corona-Bonds“.

Unter Corona- oder Euro-Bonds verstehe man nämlich, dass die Mitgliedstaaten der EU gemeinsam Schulden am Kapitalmarkt aufnehmen, die aufgenommenen Mittel unter sich aufteilen und gesamtschuldnerisch für die Rückzahlung und Zinsen dieser Schulden haften würden. Deutschland würde dann uneingeschränkt für die Schulden anderer Staaten haften. Die jetzt (auf EU-Ebene) gefundene Einigung vom Montag gehe aber in eine ganz andere Richtung, so Andreas Jung, der stellvertretende Fraktionsvorsitzende.

Laut ans-Werner Sinn sind es eben doch Euro-Bonds

Hans-Werner Sinn, der „Großmeister“ (unsere Wortkreation) der deutschen Wirtschaftsforschung und ehemaliger Chef des ifo-Instituts, äußert sich im folgenden Kurz-Interview zu dieser Einigung für eine EU-Kreditaufnahme. Er ist der Meinung, dass es sich bei dieser Art der Kreditaufnahme um versteckte Euro-Bonds handele. Dazu verweist Hans-Werner Sinn auf ein Zitat von Angela Merkel, dass es zu ihren Lebzeiten keine Euro-Bonds geben werde. Ihr Wahrheit habe es schon viele Schritte zur Vergemeinschaftung von Staatsschulden gegeben, so Sinn. Und dieser aktuelle Schritt sei ein ganz offenkundiger Schritt hin zu Euro-Bonds. Es sei nun mal eine gemeinsame Aufnahme von Schulden, was aber verboten sei.

Auch interessant sind im folgenden Video die Ausführungen von Hans-Werner Sinn über den Gewöhnungseffekt. Und ja, da kann man ihm Recht geben. Immer mehr retten, und retten, und retten. Von Krise zu Krise wird mit immer gigantischeren Hilfsprogrammen auf Pump gerettet. Aber, so sagt Sinn auch, Italien und Spanien würden aufgrund der besonderen Betroffenheit durch die Coronakrise Hilfe und Solidarität der europäischen Partner benötigen. Dies auf EU-Ebene zu machen, sei aber falsch. Die Bundesregierung habe sich durch die EU und Herrn Macron das Butter vom Brot nehmen lassen. Private Initiativen oder Hilfen direkt vom deutschen Staat aus in Richtung der betroffenen Länder seien sinnvoller gewesen. Nun gut. Das kann man auch anders sehen, so meinen wir bei FMW. Denn wer wirklich große, so richtig große Rettungssummen auf den Tisch legen will um die Kapitalmärkte zu beeindrucken, der braucht natürlich eine gesamteuropäische Bazooka mit den jetzt vereinbarten Beträgen?

Hans-Werner Sinn widerspricht der CDU-Position zu Euro-Bonds
Hans-Werner Sinn. Foto: blu-news.org CC BY-SA 2.0



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1 Kommentar

  1. Wie in der Vergangenheit wird auch hier Herr Prof. Dr. Sinn richtig liegen. Und selbstverständlich hat sich Merkel in Brüssel beugen müssen – zum Dank wird sie in der deutschen „Qualitätspresse“ als Retterin Europas gefeiert. Im Elysse-Palast dürften die Champagner-Korken geknallt haben und immer noch knallen und auch in Rom und Madrid wird es strahlende Gesichter geben. Warten wir noch weitere 2-3 Jahre ab, wie „gerettet die EU dasteht. Die Briten sollen froh sein, dass sie von diesem „verwesenden Leichnam nicht in die Tiefe gezogen werden“ (wie es dort von konservativer Seite in diesem Wortlaut diagnostiziert wurde). Allerdings verschiebt eine Wahl Bidens zum US-Präsidenten im Herbst die weltwirtschaftlichen und -politischen Gewichte, das dürfte der EU zwischenzeitlich Oberwasser geben.Sieht alles nicht so gut aus, üble Zeiten voraus. Deshalb: vorsichtig sein, Vermögen sichern.

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