Der Euro ist im Abwärtstrend. Im folgenden Chart sieht man Euro vs US-Dollar seit dem 23. August. Zweimal hat das Währungspaar nun ein Tief bei 1,0926 ausgebildet, und ist nun mit aktuell 1,0945 kurz davor diesen Punkt erneut anzulaufen – und womöglich zu unterschreiten.
Dann wäre der Weg frei für einen noch viel schwächeren Euro, wie das folgende größere Bild zeigt. Hier sieht man Euro vs US-Dollar im Verlauf der letzten zwölf Monate. Die aktuelle Lage aus dem ersten Chart ist hier ganz rechts erkennbar. Aber im großen Bild ist es auch ein großer Abwärtstrend, der weiter gehen kann, wenn der Euro die 1,0926 unterschreitet. Klicken Sie hier zum Nachlesen von jüngst entstandenen Gründen, warum der Euro auch aus fundamentalen Gründen weiter fallen könnte.
Auslöser des gestrigen Falls des Euro gegen den Dollar war die Erleichterung einiger Marktteilnehmer, dass in dem Transskript des Telefonats zwischen Trump und dem ukrainischen Präsidenten Selensky keine konkreten Passagen enthalten waren, die ein Amtsenthebeungsverfahren rechtfertigen würden. Doch ist zu bedenken, dass die „Messe hier noch laange nicht gelesen ist“: heute wird Geheimdienstdirektor Joseph Maguire vor dem Geheimdienst-Ausschuß des US-Abgeordnetenhauses aussagen, noch in dieser Woche dürfte der „Whistleblower“ angehört werden, der den Stein ins Rollen gebracht hatte. Das Blatt kann sich also auch schnell wieder wenden – sollte sich die Lage für Trump verschlechtern, würde der Dollar wieder unter Druck kommen, ergo Euro-Dollar steigen.
Lautenschläger-Rücktritt schwächend für den Euro?
Sabine Lautenschläger war innerhalb der EZB zwar bislang zuständig für die Bankenaufsicht – und nicht direkt für die Geldpolitik. Dennoch hatte ihre Stimme Gewicht. Sie galt eindeutig dem Lager um Bundesbank-Chef Jens Weidmann zugehörig, das sich gegen Zinssenkungen und neue Anleihekäufe aussprach.
Nun ist sie gestern Abend überraschend zurückgetreten. Man darf vermuten, dass Lautenschlägers Rücktritt grundsätzlich ein Protest gegen die weitere geldpolitische Lockerung der EZB sein soll, die wohl unter Christine Lagarde ab November fortgesetzt oder sogar noch ausgeweitet werden wird. Schon Axel Weber und Jörg Asmussen waren als prominente deutsche Vertreter bei der EZB zurückgetreten. Vor allem der Weber-Rücktritt war damals auch ein Protest gegen die Krisenpolitik des damaligen EZB-Chefs.
Das Problem aktuell lautet aber: Zwar kann man den Rücktritt von Lautenschläger als symbolischen Protest betrachten. Aber das Lager der Kritiker innerhalb der EZB wird mit ihrem Ausscheiden geschwächt. Die folgende Grafik stellt die Lager gut dar. Also: Ohne Lautenschläger könnte das Lager der Kritiker an Gewicht verlieren bei den nächsten Zinsentscheidungen der EZB. Das könnte den Euro tendenziell noch weiter schwächen.
If Lautenschläger’s resignation has really been driven by her opposition against ECB’s latest decision to cut rates further & to restart QE, it would worsen the divide between hawks & doves, ING says. Vocal opposition against last pol decision shows how fragile #ECB currently is. pic.twitter.com/VJYsqtdJ4Q
— Holger Zschaepitz (@Schuldensuehner) September 25, 2019
A #eurozone central banking source tells @afp Sabine #Lautenschläger “had been thinking about resignation for some time, and the @ecb decisions on September 12 were the trigger” https://t.co/i3yGtnHKFF pic.twitter.com/AolDrJO3y6
— Tom Barfield (@tombarfield) September 26, 2019
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