Die Profi-Anleger sehen einen weiteren Euro-Auftrieb! Eine höhere Verschuldung, wie sie durch mehr Staatsschulden in Europa gerade ansteht – vor allem in Deutschland – würde normalerweise eine Währung schwächen. Aber seit Wochen steigt der Euro gegen den US-Dollar. Denn die „Erzählung“ lautet: Mehr Ausgaben in Infrastruktur und vor allem in Rüstung wird der lahmenden Konjunktur in Europa einen kräftigen Schub geben, was Kapital nach Europa zieht, und damit den Euro pusht. Im Chart sehen wir (rote Linie): Seit Verkündung des 500 Milliarden Sondervermögen und der unbegrenzten Aufrüstung in Deutschland am 4. März, steigt der Euro von 1,0520 bis jetzt auf 1,0875. Tendenz weiter aufwärts, wenn die Maßnahmen den Gesetzgebungsprozess in Berlin erfolgreich durchlaufen?
Profi-Anleger positionieren sich Euro Bullish
Da die Börsianer immer die Zukunft handeln, nehmen Devisenhändler dieses Szeanrio vorweg, und kaufen jetzt schon mal den Euro. Aktuellste Daten zeigen, dass Fondsmanager und Hedgefonds sich auf einen weiter steigenden Euro einstellen. Europas historischer Schwenk hin zu höheren Haushaltsausgaben hat Vermögensverwalter dazu veranlasst, optimistische Euro-Positionen auf ein Fünfmonatshoch zu steigern, während Hedgefonds ihre Wetten auf die Schwäche der Währung reduziert haben, so meldet es Bloomberg.
Fondsmanager erhöhten ihre Positionen, die von einem stärkeren Euro profitieren, auf 262.759 Kontrakte für die Woche bis zum 11. März, wenige Tage nachdem Deutschland angekündigt hatte, die Haushaltsdisziplin zu lockern und Hunderte Milliarden Euro für den Umbau der europäischen Verteidigung auszugeben. Gleichzeitig reduzierten Hedgefonds ihre Short-Euro-Positionen auf den niedrigsten Stand seit Oktober, wie Daten der Commodity Futures Trading Commission zeigen.
Analysten optimistischer
Die Veränderungen unterstreichen ein globales Umdenken in Bezug auf die Entwicklung des Euro, nachdem die Lockerung der fiskalischen Beschränkungen in Deutschland den Rest Europas ermutigt hat, diesem Beispiel zu folgen. Die Strategen von Goldman Sachs Group hoben ihre Prognose für die Gemeinschaftswährung an und schlossen sich damit der Deutschen Bank und der Societe Generale an, die optimistischere Prognosen veröffentlichten.
„Höhere Staatsausgaben sollten ein wirksames Mittel gegen politische Unsicherheit und andere Probleme sein, die den Euro geplagt haben“, schrieben die Strategen von Goldman Sachs, darunter Kamakshya Trivedi, in einer Mitteilung vom Freitag und korrigierten ihre Dreimonats-Prognose für die Währung von 1,02 auf 1,07 pro Dollar.
Der Euro ist seit seinem Tiefstand im Februar um mehr als 7 % gegenüber dem Dollar gestiegen und wurde am Montag in Asien um die 1,09 gegen den Dollar gehandelt. Die Gewinne fielen mit dem schwindenden Vertrauen in die Stärke des Dollar zusammen, da die Politik von Donald Trump die US-Märkte in Aufruhr versetzt. Im Gegensatz dazu wächst die Erwartung, dass die gestiegenen Ausgaben Europas das Wirtschaftswachstum des Blocks stützen werden.
„Wenn der „geschwächte“ US-Exzeptionalismus dem „beendeten“ weicht, kann der Dollar stark fallen und der Euro wird voraussichtlich ein wichtiger Nutznießer sein“, schrieben die Goldman-Strategen. Sie stellten jedoch fest, dass die Bewertung des Euro auf handelsgewichteter Basis fair ist, was bedeutet, dass eine weitere Aufwertung von den Bewegungen des Dollar abhängen könnte.
CDU-Chef Friedrich Merz erzielte letzte Woche eine Einigung mit den Grünen über ein schuldenfinanziertes Ausgabenpaket für Verteidigung und Infrastruktur und überwand damit eine wichtige Hürde vor einer entscheidenden Abstimmung im Parlament.
FMW/Bloomberg
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