Devisen

Euro – Der Weg des größten Schmerzes

Warum der Euro zum Dollar bald aufwerten dürfte!

Kurz nach dem Inkrafttreten der jüngsten Zolleskalationsstufe zwischen China und den USA, markierte der Euro zum US-Dollar am 3. September ein neues zyklische Tief bei 1,0926. Zu diesem Zeitpunkt ging der Markt noch von einer kurz bevorstehenden Bazooka-Aktion der EZB aus. Diese Hoffnung ist im Zeitverlauf immer mehr abgeebbt und der Euro konnte sich wieder über die Marke von 1,10 erholen und steht nun vor einer Richtungsentscheidung.

Euro zum Dollar – noch mal runter oder gleich rauf?

Im übergeordneten Chartbild hätte der Euro nach unten noch Luft bis an den längerfristigen Aufwärtstrend bei 1,066, also bis in die Nähe der Tiefststände aus den Jahren 2015 und 2016.

Ob er bis dahin noch fällt, was die Mehrheit der Marktteilnehmer aktuell erwartet, ist allerdings nicht mehr sicher. Sollte die EZB tatsächlich weit hinter den Lockerungserwartungen, auch der Devisenhändler, zurückbleiben und sich gleichzeitig die Zinsspanne zwischen EUR/USD durch eine Leitzinssenkung der US-Fed verringern, könnte zunächst eine temporäre Eurostärke für große Schmerzen bei den Forex-Händlern sorgen.

Zusammen mit der aus dem Sommer 2008 herrührenden und bereits dreimal getesteten Abwärtstrendlinie (rot gestrichelt) hat sich ein Keil herausgebildet, in dessen Spitze der Eurokurs immer mehr hineinläuft. Nach oben ist dieser Keil aktuell bei ca. 1,1870 begrenzt.

Schaut man sich die Terminmarktdaten für EUR/USD an, hätte die Gemeinschaftswährung durchaus Potenzial nach oben, da die meldepflichtigen Spekulanten (z. B. Hedgefonds) an den US-Terminmärkten nach wie vor mit über 50.000 Kontrakten auf weiter fallende Euro-Notierungen zum US-Dollar wetten. Die Händler, die primär kommerzielle Absicherungsgeschäfte eingehen, sind hingegen mit ca. 27.000 Kontrakten Long positioniert. Die Kleinspekulanten setzen mit ca. 23.000 Kontrakten ebenfalls auf steigende Euro-Kurse.

Diese Positionierungen am Terminmarkt sind zwar nicht extrem, weder in die eine noch in die andere Richtung, es wäre aber nicht das erste Mal, dass die Hedgefonds in einer späten Phase einer Entwicklung den Turning Point verpassen.

Die Saisonalität spricht für den Euro

Schaut man sich das unterjährige saisonale Muster an, spricht dieses für das zweite Halbjahr ganz klar für den Euro – spiegelbildlich zum ersten Halbjahr (Quelle Seasonalcharts.de, Seasonax.com, eigen Bearbeitung):

Die anhand einer dreißigjährigen Durchschnittsperformance gebildete Saisonalität könnte im zweiten Semester dieses Jahres durch die Erkenntnis getrieben sein, dass der Brexit in die Gemeinschaftswährung langsam eingepreist ist und sich die ökonomischen und geldpolitischen Differenzen zwischen Euroland und den USA wieder zurückbilden.

Auch eine dem US-Präsidenten durch den Wahlkampf aufgezwungene Zurückhaltung im Handelskrieg würde Europa und dem Euro helfen, da somit auch eine Ausweitung des Zollstreits auf Europa unwahrscheinlicher werden würde. Die Zustimmungswerte für Donald Trump befinden sich momentan wieder unter den Niveaus seiner Amtseinführung Anfang 2017.

 

Fazit

Wie gesagt, noch besteht für den Euro unter charttechnischen Aspekten Rückschlagpotenzial bis auf ein Niveau knapp über 1,06 zum US-Dollar. Doch der Wind scheint sich gerade zu drehen und die Ausnahmestellung des Dollars in Bezug auf Zins- und Wachstumsdifferenzen kleiner zu werden. Für den Carry-Trade raus aus dem Euro und rein in den US-Dollar bedeutet dies zwar noch nicht das Ende, aber eine Verringerung des Exposures der Spekulanten durch Gewinnmitnahmen könnten den Euro bis Jahresultimo schnell wieder Richtung 1,20 EUR/USD treiben.

Dies ist selbstverständlich keine Handlungsempfehlung, sondern nur ein mögliches Szenario.

Der Euro dürfte übergeordnet im Aufwärtstrend sein

 



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