Noch im September 2024 bei 1,12, so sahen wir gestern im Wechselkurs von Euro gegen US-Dollar ein Tief von 1,0186. Ach wenn wir aktuell Kurse von 1,0255 sehen: Der Abwärtstrend im großen Bild ist massiv, und die Parität zum Dollar rückt näher! Die US-Konjunktur ist stark, was letzten Freitag durch mehr als robuste US-Arbeitsmarktdaten untermauert wurde. Dies senkt die Wahrscheinlichkeit für weitere Zinssenkungen in den USA deutlich. Gleichzeitig schwächelt die Eurozonen-Konjunktur, und die EZB steht 2025 vor einer weiteren Welle von Zinssenkungen.
Experte: „Euro muss noch viel weiter fallen“
Robin Brooks, vormals Chef-Devisenstratege bei Goldman Sachs und jetzt beim BrookingsInstitute tätig, schreibt heute: „Der Euro ist auf den niedrigsten Stand seit November ’22 gefallen. Der Euro hätte niemals über die Parität steigen dürfen, ein Anstieg, der aufgrund eines sehr unklugen EZB-Anhebungszyklus stattfand, der mit der Straffung der Fed einherging. Die Märkte erkennen jetzt, dass diese Erhöhungen ein Fehler waren. Der Euro muss noch viel weiter fallen“.
The Euro is down to its lowest level since Nov. ’22. Euro should never have risen above parity, a rise that took place due to a very ill-advised ECB hiking cycle that matched Fed tightening. Markets are now realizing these hikes were a mistake. Euro has a lot further to fall… pic.twitter.com/YVPnmGeRZl
— Robin Brooks (@robin_j_brooks) January 13, 2025
State Street: Euro wird auf Parität fallen bei 5 % US-Rendite
Steigende Anleiherenditen in den USA werden den Druck auf den Euro verstärken und einen Rückgang auf die Parität zum Dollar auslösen, so sagt es laut Bloomberg State Street Global Advisors. Der Anstieg des Dollar auf ein mehr als zweijähriges Hoch erfolgte im Gleichschritt mit dem Anstieg der Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen, die nach Einschätzung von Aaron Hurd, Portfoliomanager bei State Street Global Advisors, von aktuell 4,8 % auf 5 % steigen dürfte. Obwohl Hurd ein langfristiger Dollar-Bär ist, hat er den jüngsten Anstieg der US-Währung richtig vorhergesagt und im vierten Quartal des vergangenen Jahres eine taktische Long-Position eröffnet.
„Euro/Dollar könnte die Parität durchbrechen und vielleicht sogar etwas darunter fallen“, wenn die Rendite der Staatsanleihen 5 % erreicht, so Hurd. Er fügte hinzu, dass ein weiterer Rückgang in Richtung 0,95 für den Euro einen neuen Antrieb erfordern würde, einschließlich weiterer Klarheit über die Aussichten für US-Zölle. Hurds Prognose reiht sich ein in eine wachsende Zahl von Aussagen über einen Anstieg der 10-jährigen Rendite auf 5 % und einem Erreichen der Parität zwischen Euro und Dollar, da die Zollvorschläge des neuen US-Präsidenten Donald Trump die Federal Reserve mit weiteren Zinssenkungen zurückhalten.
Der Marktkonsens geht nach wie vor davon aus, dass der Euro bis zum Jahr 2025 über 1,03 Dollar bleiben wird, und nur zwei von 52 von Bloomberg befragten Analysten gehen davon aus, dass die US-Renditen bis Ende des Jahres 5 % erreichen werden. Dennoch deuten die Bewegungen auf dem Optionsmarkt darauf hin, dass die Wahrscheinlichkeit wächst, dass die 10-jährige Rendite 5 % erreichen könnte. Das letzte Mal, dass die 10-jährige Rendite über einen längeren Zeitraum über 5 % lag, war im Jahr 2007, im Vorfeld der weltweiten Finanzkrise.
FMW/Bloomberg
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