Devisen

Währungen im Würgegriff der Zinsaussichten Euro im rutscht deutlich ab – US-Daten zerstören die Euphorie abrupt

Der Euro verliert gegenüber dem US-Dollar deutlich seit 14:30 Uhr. Schuld sind die plötzlich gestiegenen Zinserwartungen an die Fed.

50 Euro-Geldscheine

Der Euro notierte letzte Woche gegenüber dem US-Dollar sogar mehrere Tage unterhalb der Marke von 0,99. Enorme Schwäche spiegelte die Rezessionserwartungen für Europa wider. Und die Zinsanhebungen der Fed waren einfach kräftiger als die der EZB. Die letzten Tage aber hat sich die Gemengelage aber ein wenig geändert. Die EZB hob im Juli den Leitzins im Juli um 0,50 Prozent an, und dann letzte Woche um weitere 0,75 Prozentpunkte. Darauf aufbauend gab es die letzten Tage mehrere hawkische Kommentare von wichtigen Personen aus dem Kreis der EZB, was die Phantasie für weitere kräftige Zinsanhebungen in der Eurozone anregte.

Daraufhin schaffte es der Euro in den letzten Tagen wieder anzusteigen von unter 0,99 letzte Woche bis gestern im Hoch auf 1,0197. Heute nun wurde diese kleine schöne Euphorie zerstört durch die Veröffentlichung der US-Inflationsdaten für August um 14:30 Uhr deutscher Zeit. Mit 8,3 Prozent fielen die Daten höher aus als erwartet (8,1 Prozent). Das reichte schon aus – nun erwartet der US-Kapitalmarkt schlagartig, dass die Fed ihre Zinsen doch weiterhin kräftig anheben wird, was den US-Dollar stärkt.

Und das ist im Gegenzug deutlich negativ für den Euro. Was nützen weiterhin große Zinsschritte der EZB, wenn die Fed gleichzeitig genau so kräftig oder noch kräftiger anhebt, und damit Anlagen im Dollar-Raum attraktiver macht? Der Chart zeigt die ehrliche Meinung des Devisenmarkts. Er zeigt Euro vs US-Dollar in den letzten zehn Tagen. Der Euro verliert seit 14:30 Uhr von 1,0174 auf aktuell 1,0007 – ein deutlicher Rückfall. Nun droht erneut der Sturz unter die Parität und weitere Schwäche.

Euro im Vergleich zum US-Dollar in den letzten zehn Tagen

Wer Argumente für einen weiter fallenden Euro sucht, wird sie vor allem in der europäischen Energiekrise finden, die in diesem Ausmaß nicht in den USA vorhanden ist. Energie in Europa ist dramatisch teurer als in den USA. Daher droht hier eine wirklich harte Rezession, die der Devisenmarkt in einem weiter fallenden Euro einpreisen könnte. Und die Handelsbilanz der EU ist bereits dramatisch ins Defizit gerutscht. Der Handelsbilanzsaldo in den ersten sechs Monaten des Jahres zeigt ein Defizit von 200,7 Milliarden Euro, nach einem Überschuss im ersten Halbjahr 2021 von 83,2 Milliarden Euro. Der Geldfluss läuft nun also nicht mehr nach Europa, sondern netto aus Europa heraus, aufgrund der explodierten Energiepreise, die man an Lieferanten außerhalb Europas zahlen muss.



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