Devisen

Euro mit kleiner Erholung auch dank Christine Lagarde – nur eine Abwärts-Pause?

Der Euro war gegen den US-Dollar tagelang im Abwärtsmodus. Weil der Dollar so stark ist, und weil im Euro schon seit Tagen die wohl bevorstehende Zinssenkung der EZB eingepreist wird. Kurz nachdem Euro vs USD gestern Mittag mit 1,0926 sein Tief erreicht hatte, setzte die Erholung ein. Danken durfte man es als Euro-Bulle schlechten US-Konjunkturdaten, welche den Dollar schwächten, und somit EURUSD steigen ließen auf 1,0975 heute früh.

Euro mit kleiner Erholung

Heute im Tagesverlauf ging es dann für den Euro weiter bergauf um 40 Pips. Aktuell klettert er auf 1,1030. Bei diesem kleinen Folge-Anstieg halfen heute früh Einkaufsmanager-Daten für Europa, die besser reinkamen als erwartet. Hinzu kommen Entspannungen in Sachen Hong Kong (Massenproteste), was bei Institutionellen den Risikoappetit (raus aus dem Dollar) ein klein wenig erhöht hat. Eine echte Rally oder kräftige Erholung ist diese Bewegung der letzten 24 Stunden natürlich noch lange nicht. In diesem Chart (Euro vs USD seit Mai) sieht man, dass sich der Kurs seit Juni im Abwärtsmodus befindet.

Euro vs US-Dollar seit Mai

Nur eine kleine Pause auf dem Weg nach unten?

Ist diese Erholung im Euro nur eine kleine Pause auf dem Weg zu noch tieferen Kursen als gestern? Dazu möchten wir an dieser Stelle aus einer aktuellen Analyse zum Euro auf investing.com zitieren:

Aufgrund der zuletzt extrem überverkauften Marktverfassung sowie dem recht großen Abstand zu den Glättungen der letzten 38, 90 und 200 Tage war eine Erholung im Währungspaar EUR/USD nur eine Frage der Zeit. Vor dem Hintergrund des im Tageschart ausgeprägten Hammers, dessen unterer Schatten exakt das 78,6% Fibonacci-Retracement des gesamten Aufwärtsimpulses seit März 2016 testete, stellt sich nun die Frage, ob es sich dabei um eine temporäre oder eine nachhaltige Atempause handelt.

Wir hatten auch schon gewarnt, dass man vorsichtig sein soll. Es gibt zwar jüngst Gerüchte, dass die EZB ihre Geldpolitik möglicherweise doch nicht so hart lockern könnte wie erwartet. Nur Zinssenkungen, aber keine neuen Anleihekäufe? Nichts genaues weiß man vorher natürlich nicht. Aber wir können wie gestern nur erneut darauf hinweisen, wie schlecht die Konjunkturdaten und vor allem die Preis-Indikatoren für die Eurozone jüngst waren. Der Druck auf die EZB ist groß einen kräftigen Schritt zu machen.

Lagarde hilft

Abgesehen von den schon genannten Gründen hilft dem Euro ganz aktuell eine heutige Rede der neuen EZB-Präsidentin Christine Lagarde im EU-Parlament, die ja erst im November ihr Amt antreten wird. Zwar müsse die Geldpolitik der EZB locker bleiben. Aber auch die negativen „Nebenwirkungen“ der sehr expansiven Politik der EZB müssten beachtet werden. Die Sorgen der Menschen müssten beachtet werden, so Lagarde. Tja, so kann man dazu sagen: Warme Worte der netten Frau Lagarde. Mehr nicht?

Kurzfristig gibt es also heute ein paar winzige kleine Bausteine, die dem Euro etwas Luft gegenüber dem US-Dollar verschaffen. Ob die Stimmung auch morgen noch anhält? Darauf sollte man nicht sein letztes Hemd verwetten. Es ist gut möglich (aber keinesfalls sicher), dass die wohl lockernde Entscheidung der EZB am 12. September auch in den nächsten Tagen weiter im Euro-Kurs eingepreist wird. Die Glaskugel haben wir auch nicht. Aber momentan ist die Erholung im Euro noch keine wirklich eindeutige Trendwende!



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4 Kommentare

  1. Meines Wissens hat überhaupt der Präsident der EZB nicht das alleinige Sagen u.wenn Neue kommt,die den Laden noch nicht kennt ,hat sie sowieso weniger Macht.
    Man sollte überhaupt meinen ,dass die „Nordschienen Mitglieder“ ( Zahlmitglieder) irgendwann die Überhand gewinnen.Vielleicht darum schon eine Abschwächung der riesigen Erwartungen.
    Auch sollten noch einige Pfeile für noch schlechtere Zeiten aufgespart werden.Erstaunlich ,dass man die negativen Nebenwirkungen schon viel zu spät überhaupt bemerkt. ( Oder hatte sie Nachhilfestunden bei Markus Krall ? ) Ich meine von 5 auf o% hatte es noch Wirkungen, was unter Null % geht hat nur noch schädliche Nebenwirkungen.

    1. @Prognosti, soweit ich das bisher verstanden habe, würde mit dem Abgang Großbritanniens das bisher ausgeglichene Interessenverhältnis zwischen der Nord- und Südschiene unter Federführung Italiens zugunsten letzterer verschoben. Persönlich habe ich diesen Ansatz nie verstanden, weil das Königreich eine eigene Zinspolitik mit eigener Währung betreiben kann und bisher auch betrieben hat.

      Tatsache ist, in beiden Ländern herrscht völliges politisches Chaos am Rande zur Paralyse demokratischer Systeme. Das Problem wird durch eigennützige Interessen der paar Visegrad-Staaten zusätzlich potenziert, die letztendlich die undemokratischen Hinterzimmerentscheidungen europäischer Personalpolitik erst verursacht und als faulen Kompromiss ermöglicht haben.

      Das Gleichgewichts-, Kräfte- und Interessenverhältnis im EZB-Rat lässt sich anhand der EZB-Präsidenten und Vizepräsidenten der letzten 16 Jahre gut verdeutlichen. Frankreich und Italien bzw. Griechenland, Portugal, Spanien (amtierend bis 2026). Ich würde es Frau Lagarde sehr wünschen, noch einige Pfeile im Köcher zu haben, befürchte allerdings, dass ihr von ihrem Vorgänger nur Nadeln und Handgranaten hinterlassen wurden.

      Was Frau Lagarde heute sagt, deute ich als nette und nichtssagende, also politische Prä-Antrittsrede und würde dahingehend noch keine 3 Codezeilen ableitbarer Aussagen für die Algos programmieren. Was mich allerdings völlig verwundert, ist die Tatsache einer tagelangen oder besser wochenlangen Einpreisung möglicher EZB-Maßnahmen, während sich monatelange Spekulationen und angebliche Einpreisungen hinsichtlich dovisher FED-Entscheidungen (siehe FED-Fund-Futures) nicht ansatzweise adäquat im USD-Index niederschlagen.

      1. Hey @leftuti, das mit Frau Lagarde sehe ich ganz anders.

  2. Ich glaube trotzdem, dass die Lagarde von der Angela zurückgepfiffen wurde. Wenn man die Ernsthaftigkeit des DB -Bosses heute am TV gesehen hat ,muss man annehmen ,dass es den Banken an die Existenz geht.Er bestätigte, dass eine weitere Zinssenkung Null positive Wirkung hätte, während viele Banken in den Abgrund getrieben würden, mit all den Kollateralschäden.In der Börsensprache also ein sehr schlechtes CRV. Bei der sogenannten Griechenland-Rettung, die eigentlich eine EU – Bankenrettung war,hat man sehr viel investiert, jetzt die Banken mit Gewalt zu zerstören, nein soviel Dummheit traue ich nicht einmal den EZB
    Leuten zu, vor allem weil diesmal weit u.breit kein Retter mehr in Sicht wäre.
    Im Hintergrund braut sich etwas zusammen, Hüfner ,ein bis jetzt ewiger Bulle warnt wegen den Devisenturbulenzen, FMW hört die seit langem tickende ETF Zeitbombe, von den Zombifirmen reden wir gar nicht mehr, es gäbe im Moment Gründe für 10 Aktiencrashes, die Algos werden erst ab Minus 40% reagieren.

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