Es ist quasi ein unsichtbarer Zweikampf, ein Wettrennen. Wer senkt die Zinsen als erster, wer senkt öfter und umfangreicher? Die EZB hatte am 6. Juni begonnen mit einer ersten Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte auf jetzt 4,25 % im Leitzins. Dennoch glauben die Märkte offenbar, dass die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) die nächsten Monate die Zinsen kräftiger senken wird. Das hat entsprechende Auswirkungen auf die Attraktivität der Währungsräume, und damit auch auf die Geldflüsse. Entsprechend könnte der Euro weiter profitieren und der US-Dollar abwerten. Im EUR USD Chart sehen wir die Entwicklung von Euro gegen US-Dollar seit 2020 als blaue Linie. Dazu sehen wir in rot und lila die Leitzins-Entwicklungen von EZB und Fed. Seit Ende Juni diesen Jahres steigt der Wechselkurs von 1,07 auf jetzt über 1,10, im Herbst 2022 war es im Tief ein Kurs von 0,97. Alleine seit gestern Mittag sehen wir einen Anstieg, der bei 1,0925 begann.
Euro-Anstieg: Märkte erwarten stärkere Fed-Zinssenkungen
In Erwartung, dass die US-Notenbank die Zinsen in den kommenden Monaten stärker senken wird als die EZB, stieg der Euro heute gegenüber dem Dollar auf seinen höchsten Stand in diesem Jahr. Die Einheitswährung erreichte den höchsten Stand seit dem 2. Januar, da die Märkte auf die US-Inflationsdaten warteten, um weitere Hinweise darauf zu erhalten, dass die US-Notenbank im nächsten Monat wahrscheinlich mit der Lockerung ihrer Politik beginnen wird – so schrieb es Bloomberg heute Mittag kurz vor der Meldung zur Juli-Inflation in den USA.
Weiter wird berichtet: Die Geldmärkte rechnen derzeit mit Zinssenkungen von mehr als 100 Basispunkten in den USA bis Dezember, verglichen mit 70 Basispunkten im Euroraum. Während die EZB die Zinsen im Juni bereits um einen Viertelpunkt gesenkt hat, sehen Händler das Risiko, dass die Fed letztendlich eine aggressivere Lockerung vornimmt und möglicherweise im September eine Senkung um einen halben Punkt vornimmt.
Dies sei „der Beginn eines länger anhaltenden Aufwärtstrends“ für den Euro, sagte Franceso Pesole, Devisenstratege bei ING. „Wir streben in naher Zukunft einen Anstieg auf 1,12 an, da sich die Zinsspanne verengt und sich die Risikostimmung stabilisiert.“
Der Euro hat seit Anfang August rund 2 % gegenüber dem Dollar zugelegt, nachdem ein schwächer als erwartet ausgefallener US-Arbeitsmarktbericht für Juli die Wetten auf Zinssenkungen der Fed ansteigen ließ. Er nähert sich nun dem Jahreshoch bei 1,1054. Dennoch sind nicht alle Strategen davon überzeugt, dass die Marktpreise für die Zentralbankzyklen Bestand haben werden.
Sonja Marten, Leiterin des Bereichs Devisen- und Geldpolitik bei der DZ Bank, hält eine Zinssenkung der Fed um einen halben Punkt im September für unwahrscheinlich, und sieht auch keinen fundamentalen Grund für einen Anstieg des Euro, da die deutsche Wirtschaft schwach ist. „Die Anleger springen sehr schnell auf den Zug auf, wenn ein oder zwei Daten besser oder schlechter als erwartet ausfallen“, sagte sie. „Das hat die Märkte in diesem Jahr schon mehrfach auf die falsche Fährte geführt.“
Aktuelle Daten
FMW: Heute um 14:30 Uhr wurden die US-Inflationsdaten für Juli gemeldet, exakt wie erwartet mit +0,2 % im Monatsvergleich. Seitdem steigt der Euro gegen den US-Dollar minimal weiter an von 1,1023 auf 1,1032.
FMW/Bloomberg
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