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Euro steigt nach Zinsankündigung von Lagarde – was Experten dazu sagen

Der Euro steigt nach der heutigen Zinsankündigung von Christine Lagarde. Blicken wir aktuell darauf, was Experten dazu sagen.

Der EZB-Tower in Frankfurt

Der Euro steigt seit 10:30 Uhr gegen den US-Dollar von 1,0607 auf aktuell 1,0674. Dies liegt an den Aussagen von EZB-Chefin Christine Lagarde. Sie machte klar, dass es eine Zinsanhebung im Juli geben wird, und dass der Negativzins der EZB höchstwahrscheinlich im September enden wird. Die klaren Worte von Madame Lagarde (hier nachzulesen) lassen den Euro ansteigen. Ist das die Einleitung der großen Zinswende? Und wie ist dies insgesamt zu bewerten? Ich bleibe bei meiner Meinung (ich kann mich auch irren…), dass die EZB in den nächsten Monate keine riesigen Zinsschritte machen wird. Aber gut.

Euro steigt nach klarer Marschrichtung der EZB – Einschätzung von Experten

Blicken wir auf die aktuellen Aussagen der Top-Experten der Commerzbank. Auch hier ist man der Meinung, dass Christine Lagarde damit „die Zinswende sehr klar signalisiert“ hat. Die Ökonomen der Commerzbank schreiben in ihrer aktuellen Analyse, dass EZB-Präsidentin Christine Lagarde eine Erhöhung des Einlagezinses auf 0 Prozent bis zum Ende des dritten Quartals avisiert hat, sowie danach weitere Anhebungen der Leitzinsen in Richtung des neutralen Zinses (aus Sicht der EZB vermutlich 1,0-1,5 Prozent). Die Commerzbanker erwarten, dass die EZB bis April 2023 den Einlagesatz von derzeit -0,5 Prozent auf dann 1,25 Prozent anheben wird.

Christine Lagarde geht davon aus, dass die Nettoanleihekäufe „sehr früh im dritten Quartal enden werden“ und dies eine Anhebung der Zinssätze auf der Ratssitzung im Juli ermöglichen wird. Die EZB werde den negativen Einlagezins wahrscheinlich „bis zum Ende des dritten Quartals“ beenden. Für die Zeit danach avisiert Lagarde „eine schrittweise weitere Normalisierung der Zinssätze in Richtung des neutralen Zinssatzes“. Beim Tempo und dem Gesamtumfang der Anpassung will sich Lagarde nicht festlegen. Sie betont lediglich, dass es sinnvoll sei schrittweise vorzugehen und die Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Inflationsaussichten bei steigenden Zinsen zu beobachten.

Laut Aussage von Commerzbank-Ökonom Dr. Michael Schubert hatte man eine erste Erhöhung des EZB-Einlagezinses um 25 Basispunkte auf der Sitzung im Juli sowie weitere Anhebungen in den kommenden Quartalen bereits erwartet. Aufgrund der heutigen Äußerungen von Christine Lagarde und vieler ähnlicher Signale von EZB-Ratsmitgliedern in den letzten Tagen, sowie aufgrund der Einschätzung der Commerzbank, dass bei der Inflationsprognose für die kommenden Quartale die Aufwärtsrisiken erkennbar überwiegen, geht man nunmehr davon aus, dass die EZB den Einlagezins bis kommendes Frühjahr auf das aus Sicht der EZB neutrale Niveau anheben dürfte. Konkrete Aussagen von EZB-Ratsmitgliedern (Holzmann, Kazaks) legen laut Dr. Michael Schubert ebenso wie die hauseigenen empirischen Analysen nahe, dass die EZB das (nominale) neutrale Niveau bei 1,0-1,5 Prozent sieht.

Einlagenzins im April 2023 bei 1,25 Prozent

Konkret erwarten Dr. Michael Schubert, dass die EZB den Einlagezins auf jeder ihrer sieben Sitzungen zwischen Juli und April um jeweils 25 Basispunkte von derzeit -0,5 Prozent auf dann 1,25 Prozent anheben wird. Danach rechnen die Experten der Commerzbank mit einer Pause bei den Zinserhöhungen, weil sich die Inflationsrate im kommenden Frühjahr vorübergehend wieder in der Nähe des 2 Prozent-Inflationsziels der Bank einpendeln dürfte. Allerdings geht man davon aus, dass der neutrale Zins tatsächlich höher liegt als von der EZB erwartet, sodass die EZB auch bei einem Einlagezins von 1,25 Prozent eine akkommodierende Geldpolitik betreiben wird. Dies dürfte dazu führen, dass die Inflationsrate auf längere Sicht (nach 2023) wieder erkennbar über das 2 Prozent-Ziel steigen dürfte, und die EZB dann wohl den Zinserhöhungsprozess – zu spät – wieder aufnehmen dürfte. Hier dazu auch der aktuelle Tweet vom Chefvolkswirt der Commerzbank Dr. Jörg Krämer.

 



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