Wenn es an den Märkten dieser Welt kriselt, dann zieht sich das Kapital immer gerne in seinen Heimathafen zurück. Das ist ganz besonders in dem Fall von Nullzins-Ländern der Fall. Japan hat seit über 25 Jahren die Zinsen mehr oder weniger abgeschafft. Europa (der Euro-Raum) lebt jetzt auch schon seit ca. 4 Jahren ohne Verzinsung. In diesen Ländern entstehen die Carry-Trades. Geld wird zu 0% Zinsen aufgenommen und in einem anderen Land in einer anderen Währung mit einem höheren Zinsniveau investiert. Entweder, um das höhere Zinsniveau zu benutzen, oder auch direkt spekulativer in die Wertpapiermärkte zu gehen und auf Kurssteigerungen zu setzen.
Werden solche Carry-Trades abgeschlossen, die meist mit sehr hohen Summen ablaufen, dann entstehen zwei Risiken oder auch Chancen für den Händler. Zum einem spielt der Wechselkurs zur Basiswährung eine Rolle, und zum anderen die Wertentwicklung des Investments. Tauscht man den Euro oder auch den japanischen Yen in den US-Dollar, um in den US-Aktien zu erwerben, dann waren in der jüngsten Vergangenheit die Märkte ein Schlaraffenland. Der US-Dollar ist gestiegen und die Aktienmärkte auch. Das war ein doppelter Gewinn. Über Nacht hat ein kleiner Virus diese Blase angestochen (hier einige intelligente Gegenmaßnahmen). Die Aktien sind gefallen und die Wertpapiere auf Pump mussten verkauft werden. Somit wurde der Euro oder der Yen wieder zurückgekauft. Die Mechanismen sind einfach, dennoch ist es hilfreich, sich dieses Szenario wieder vor Augen zu führen.
Jetzt stellt sich die Gretchenfrage. Wie lange wird diese Rückabwicklung noch andauern? Die Frage ist ganz einfach zu beantworten. So lange die US-Aktien fallen werden, so lange wird auch der Euro oder Yen an Stärke zunehmen. Dies bezieht sich aber nicht nur auf die US-Aktien, sondern auch auf Wertpapiere in Japan, Singapur und Australien. Jetzt aber zum Punkt. Japan und Europa kennen das Wort Zinsen im positiven Bereich nicht mehr. Die Carry-Trades werden aufgelöst und das Geld kommt daher wieder zurück. Beide Währungen sind deswegen in der gleichen Situation. Nun ist es ja nur interessant zu wissen, wie sich die beiden Währungen gegeneinander verhalten, da ja erst vor 1,5 Jahren das europäisch-japanische Freihandelsabkommen geschlossen wurde. Es ist wahrscheinlich auch eine quantitative Frage: In welcher Währung wurden die höchsten und meisten Carry-Trades abgeschlossen?
Euro vs Yen am unteren Ende der Handelsrange
Zu einem Handelsabkommen zählt nicht nur der Wegfall gewisser Zölle, um den Handel zu vereinfachen. Das Handelsabkommen zwischen Europa und Japan hat deshalb so lange gedauert, damit auch die Rahmenbedingungen eingehalten werden. Darunter zählt auch, dass die Währungen (Euro und Yen) in einem bestimmten Verhältnis zu einander stehen, damit es keiner Partei weh tun sollte. Betrachtet man den aktuellen Chart, dann fallen diverse Ober- und Untergrenzen auf. Klar definiert ist bei Euro vs Yen die doppelte Unterstützung auf der Unterseite bei ca. 118,52. Auf der Oberseite staffelt sich die Gesamtlage ein wenig mehr. Es stehen mehrere Widerstände im Wege. Der erste ist, je nach Zeitfaktor, bei ca. 120,35 (Magenta Linie) zu sehen. Dies ist aber nur die erste Hürde, anschließend warten die weiteren charttechnischen Widerstände bei 120,94 und bei ca. 121,24. Geht man von dem Schema der entsprechenden Notenbanken aus, dann könnte man noch einen Kursrutsch bis auf die Unterstützung zulassen.
Aus technischer Sicht sollte die Oberseite favorisiert werden. Die entsprechenden Kursziele sind klar definiert. Der Vorteil eines Long-Einstieges liegt klar auf der Hand, da der entsprechende Stop-Loss sehr nah bei der Unterstützung gesetzt werden kann. Die Kaufsignale sind zwar noch nicht gegeben, aber sie deuten sich an, was bei einem langfristigen Chart (4 Std. Chart) normal ist, da die Zeitverzögerung sehr groß ist. Die latente Frage, wer von den zwei Fluchtwährungen (Euro oder Yen) siegreich aus dem Markt gehen wird, kann nicht beantwortet werde, weil dies ein altes Denken ist. Man hat sich auf einen Kursbereich geeinigt und jeder kann in diesem Bereich leben und handeln. Aktuell sind die Ober- und Untergrenzen klar definiert.
Die hier gezeigten Analysen stellen keine Anlageberatung dar und sind daher auch keine Empfehlung zum Kauf bzw. zum Verkauf eines Wertpapiers, eines Terminkontraktes oder eines sonstigen Finanzinstrumentes. Die Wertentwicklung der Vergangenheit bietet keine Gewähr für künftige Ergebnisse. Die bereitgestellten Analysen sind ausschließlich zur Information bestimmt und können ein individuelles Beratungsgespräch nicht ersetzen. Eine Haftung für mittelbare und unmittelbare Folgen aus diesen Vorschlägen ist somit ausgeschlossen.
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