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Sanktionen auf Destillate ab Februar Europa importiert riesige Mengen an Diesel vor Februar-Deadline

Europa importiert riesige Mengen an Diesel vor dem Beginn der Russland-Sanktionen ab Februar. Europa ist mit einer Knappheit konfrontiert aufgrund gesunkener Raffineriekapazitäten. Hier dazu aktuelle Daten und Aussagen.

Rohöl-Sanktionen gegen Russland laufen bereits. Aber beim Thema Diesel sieht es anders aus. Für Destillate treten Sanktionen der EU (hier die Gesamtliste) erst ab Februar in Kraft. Und Diesel ist sozusagen das Schmieröl der Wirtschaft und des gewerblichen Verkehrs. Nun geschieht offenbar wenige Wochen vorher genau das, was zu erwarten war. Noch schnell so viel Diesel wie möglich aus Russland und anderen Regionen einkaufen wie es geht. Die Lager in Rotterdam und den anderen naheliegenden Importhäfen füllen sich.

Vor den Sanktionen noch so viel Diesel auf dem Weltmarkt zusammenraffen wie möglich

Wir hatten vor drei Wochen darüber berichtet: Diesel droht in Europa und an der Ostküste der USA knapp zu werden. Im Zuge der Energiewende sanken Raffineriekapazitäten, und nun ist man verstärkt von Importen von raffinierten Produkten wie Diesel oder Benzin abhängig. Und wenn Russland als Lieferant der Endprodukte entfällt, könnte die Lage problematisch werden. Wohl deswegen raffen Importeure aktuell zusammen, was zu haben ist.

Europa importiert im Vorfeld des bevorstehenden Lieferverbots für seinen größten externen Lieferanten Russland Diesel aus der ganzen Welt in nahezu rekordverdächtigem Tempo, so zeigen es nun aktuelle Daten und Aussagen von Bloomberg. In den ersten zehn Tagen dieses Monats haben Großbritannien und die EU mehr als 16 Millionen Barrel Diesel per Schiff importiert – eine Rate, die, wenn sie sich fortsetzt, die Gesamtzahl im Dezember zum zweithöchsten Wert seit mindestens Anfang 2016 machen würde, wie aus den von Bloomberg zusammengestellten Daten von Vortexa Ltd. hervorgeht.

Europa hat einen strukturellen Mangel an Diesel, und ist seit langem auf Importe aus anderen Ländern angewiesen. Da ein Großteil der Dezember-Lieferungen aus Asien und dem Nahen Osten stammt, geben die Lieferungen einen Hinweis darauf, wie Europa nach dem Inkrafttreten der EU-Sanktionen, die Lieferungen auf dem Seeweg aus Russland verbieten, zurechtkommen könnte.

Diesel-Importe in die EU nehmen zu

50 % der Diesel-Importe immer noch aus Russland

Nahezu die Hälfte der bisherigen Importe von Diesel im Dezember – etwa das gleiche Verhältnis wie im November – stammte aus russischen Verschiffungsanlagen. Das bedeutet, dass die EU noch einen weiten Weg vor sich hat, bevor sie sich vollständig von russischem Kraftstoff trennen kann. Es bleibt abzuwarten, ob das schwindelerregende Importniveau von Anfang Dezember aufrechterhalten werden kann. Vorausschauende Daten von Vortexa beziffern die durchschnittlichen Anlieferungen für den Zeitraum vom 1. bis 15. Dezember derzeit auf etwa 1,8 Millionen Barrel pro Tag.

Sollte sich dies bis zum Jahresende fortsetzen, würde der letzte Monat des Jahres 2022 die höchsten Lieferungen seit mindestens 2016 verzeichnen – und den Anstieg vom Oktober übertreffen, als Streiks in französischen Raffinerien zu einem sprunghaften Anstieg der Importe führten. Die überwältigende Mehrheit der nicht-russischen Lieferungen von Diesel nach Großbritannien und die EU kommt aus dem Nahen Osten und Asien – einschließlich Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Indien. Weitere sind auf dem Weg, darunter ein Supertanker, der vor kurzem zumindest etwas Diesel im Nahen Osten geladen hat und nun nach Rotterdam fährt.

Blick auf die Türkei und die ARA-Häfen

Russlands wichtigster Abnehmer von Diesel außerhalb der EU ist die Türkei, die auch ein Exporteur ist. Die Türkei könnte als Zwischenhändler fungieren, indem sie russischen Diesel für den Inlandsverbrauch importiert und das in ihren eigenen Raffinerien hergestellte Produkt nach Europa exportiert, so das Beratungsunternehmen Facts Global Energy.

Der Großteil der Dieselausfuhren aus russischen Anlagen fließt nach wie vor in die EU, und zwar größtenteils in den Raum Amsterdam-Rotterdam-Antwerpen, das Erdölhandelszentrum Nordwesteuropas. Der Dezember ist der letzte Monat, in dem Händler an der ICE Gasoil – Europas wichtigstem Futures-Markt für Diesel – über diese Kontrakte physischen russischen Kraftstoff in Lagerstätten in der ARA-Region liefern dürfen. Dies könnte für alle, die auf diese Weise russische Fässer verkaufen wollen, einen Anreiz schaffen, dies schnell zu tun.

Nicht alle in Russland hergestellten Kraftstoffe werden immer von den Häfen des Landes aus exportiert – einige können über andere Länder verschifft werden, was in den hier verwendeten Statistiken nicht berücksichtigt ist.

FMW/Bloomberg



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5 Kommentare

  1. Vor der „Energiewende“ wurden auch die konventionellen Kraftwerke, die abgeschaltet werden sollten, nur noch notdürftig repariert, wenn Fehler auftraten. Nun müssen sie aber unter Vollast noch viele Jahre ihren Dienst verrichten.
    Mal sehen, wie lange sie nun durchhalten.
    Das Selbe passierte ja mit den Raffinerien, denn Elektroautos und Wärmepumpen benötigen kein Benzin, Diesel oder Heizöl. Wer repariert da noch defekte Raffinerien?

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

    1. Russland baut seine LNG Produktion aus. Die EU hat dieses Jahr 50% mehr LNG aus Russland bezogen zu einem hohen Preis, weil sie das billige Pipelinegas nicht wollte. Was soll man dazu sagen ?

      1. Hallo Ottonorma, der Rubel muss doch rollen.
        Pipelinegas kostete für den Endverbraucher in Deutschland etwa 6 Cent/ KW.
        Und da nun Putin wirtschaftlich ruiniert werden soll, wird ihm das Flüssiggas nun „aus den Händen gerissen“.
        Die Rechnung werden die Deutschen über die Strom- und Gasrechnung bezahlen müssen.
        Selbst mit „Doppelwumms“ wird sich die Gasrechnung mindestens verdoppeln.
        Naja, wenigstens ist Russland ein verlässlicher Lieferant von Flüssiggas. Oder haben die Europäer mehr bezahlt als die Asiaten?
        Das Propan/Butan Gas aus der typischen 12,5 kg Flasche, ist in Spanien übrigens preisgünstiger als Gas aus dem Hausgasanschluss in Deutschland.

        Viele Grüße aus Andalusien
        Helmut

        1. Jetzt könnte ich natürlich verschwörungstheoretisch und böswillig aktiv sein und unserer Regierung ein Geschäftchen mit Russland unterstellen. Die EU verzichtet auf billiges Pipelinegas und mit Verweis auf russ. Lieferstopp ist es jetzt „gezwungen“ teures russ LNG zu nehmen, natürlich um die Bevölkerung warm zu halten, was natürlich mehr kostet. Das geht in die Milliarden und da bleibt bestimmt einiges an Geld übrig für die Besteller. Und so machen beide ein Geschäft auf Kosten der Bürger.
          Man muss nur um Ecken denken.

      2. @ottonorma
        Dazu sollte man sagen, Putistan ist am A..sch!
        Ist auch gut so.

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